Bahnverkehr in Brandenburg: Perspektiven für eine Verbindung Charlottenburg - Warnemünde

Ines Jesse ist sich sicher: „Wir sind auf einem guten Weg.“ Mecklenburg-Vorpommerns Verkehrsstaatssekretärin sitzt am Mittwoch im Rathaus von Güstrow, um über den Stand der Dinge bei der Reaktivierung der Bahnlinie von Neustadt (Dosse) über Pritzwalk und Meyenburg nach Karow und eben Güstrow zu berichten.

Wieder einmal haben die SPD-Bundestagsabgeordneten Wiebke Papenbrock und Johannes Arlt zu einer Tagung über die Zukunft der Bahnlinie eingeladen. Und wieder einmal sind die Landräte der anliegenden Kreise, der Streckenbetreiber RegioInfra Nordost und zahlreiche Bürgermeister der Einladung gefolgt - von Kyritz im Süden bis Güstrow im Norden.

Doch im Unterschied zur Meyenburger Konferenz im vergangenen Frühjahr konnte Jesse von konkreten Fortschritten berichten: Am 20. September wurde die Ausschreibung für eine Potenzialanalyse für die Bahnlinie veröffentlicht. Bis Ende 2024 sollen erste Ergebnisse vorliegen. Sie sind Voraussetzung dafür, dass Bundesgelder für die Sanierung der Strecke verwandt werden können. Und die Länder Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern haben die bislang weitgehend verwaisten Gleise für den Deutschlandtakt angemeldet. „Wir reden von einer wichtigen Strecke auf der Achse Berlin-Rostock“, sagte Papenbrock. Und ihr Bundestagskollege Arlt machte deutlich: „Ein Deutschlandtakt mit Fernzügen ist gut, aber es braucht auch eine Anbindung der Region.“

Und es braucht Reservestrecken, die genutzt werden können, wenn die Hauptachsen überlastet oder durch Bauarbeiten blockiert sind. Darauf machte der Landrat des Kreises Ostprignitz-Ruppin, Ralf Reinhardt (SPD), in Güstrow aufmerksam. Denn in den nächsten Jahren wird die Deutsche Bahn AG sowohl die wichtige Strecke zwischen Berlin und Hamburg als auch die Strecke zwischen Berlin und Neuruppin für Bauarbeiten sperren. Und diese Bauarbeiten sollen auch noch zeitgleich stattfinden.

Zu wenig Reservestrecken

„Man sieht, wie wenig Alternativrouten es heute noch gibt“, sagt Reinhardt. Immerhin: Die private RegioInfra, der auch die Strecke von Neustadt nach Güstrow zu großen Teilen gehört, ist nach Angaben von Geschäftsführer Ralf Böhme nun mit der DB AG im Gespräch, um den RE6 während der Bauarbeiten über ihre Strecke von Löwenberg nach Neuruppin umzuleiten. Eine Strecke, die - ähnlich wie die Strecke von Neustadt nach Güstrow - schon vor Jahren von der DB AG aufgegeben wurde, und die ohne das Engagement der Privatbahn heute vielleicht ein schnöder Radweg wäre.

Weswegen der Bürgermeister von Plau am See, Sven Hoffmeister, auch darauf aufmerksam machte, dass man am Ende nicht nur von der Bahnlinie von Neustadt (Dosse) nach Güstrow reden sollte. „Eigentlich geht es hier um die Strecke von Berlin-Charlottenburg nach Warnemünde“, machte Hoffmeister deutlich. Denn wären die Regionalbahnen in der Prignitz und an der Seenplatte erst einmal richtig ausgebaut, könnten sie auch eine gute Alternative zur oftmals überlasteten Verbindung von Berlin nach Rostock sein.