
© Screenshot „@schautnichtweg_"
Bei Heimatfest im brandenburgischen Erkner : Neonazis zeigen Hitlergruß und singen „Ausländer raus“
Das Video eines rechtsextremen Vorfalls in einem voll besetzten Festzelt in Erkner sorgt für Aufregung. Die Polizei identifizierte die Täter und ermittelt wegen Volksverhetzung.
Stand:
Bereits vor zwei Wochen kam es zu einem rechtsextremen Zwischenfall beim Heimatfest in der Brandenburger Stadt Erkner am Rande von Berlin. Videoaufnahmen, die das anti-rassistische Bündnis „schaut nicht weg“ auf ihrem Instagram-Account geteilt hat, zeigen mehrere Männer, die in einem voll besetzten Festzelt ihre Hand zum Hitlergruß heben und das sogenannte „Sylter Lied“ singen.
Dabei handelt es sich um eine umgedichtete Version des Songs „L’amour toujours“ des italienischen DJ Gigi D’Agostino, bei der die rechtsextremen Parolen „Deutschland, den Deutschen, Ausländer raus“, mitgegrölt werden. Bundesweit bekannt wurde die Strophe durch mehrere junge Menschen, die bei einer Party auf der Nordseeinsel Sylt die rassistischen Zeilen anstimmen.
Im Festzelt in Erkner ist zu erkennen, dass einzelne Besucher sogar mitklatschen. Trotz wiederholten Hitlergrüßen der Männergruppe scheint niemand einzugreifen. Dem Video nach zu urteilen, handelt es sich offenbar um Personen aus dem organisierten Neonazi-Spektrum. So trägt einer der Männer ein T-Shirt der Neonaziband „Landser“.
Der Polizei wurde der Vorfall bereits einen Tag danach, am 26. Mai, zur Anzeige gebracht. „Nach derzeitigen Erkenntnissen sollen drei Tatverdächtige volksverhetzende Äußerungen von sich gegeben haben und zwei von ihnen zudem den Hitlergruß gezeigt haben“, heißt es von der Pressestelle der zuständigen Brandenburger Polizeidirektion Ost. Alle drei Männer konnten namentlich identifiziert werden. Gegen sie wird wegen Volksverhetzung und der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen ermittel.
Der Bürgermeister der 12.000-Einwohner-Stadt, Henryk Pilz (CDU), teilte der dpa am Donnerstag mit, die Stadt verurteile den Vorfall, der sich jedoch nicht auf dem Festgelände der Stadt zugetragen habe.
Bürgermeister: Keine Neonazi-Szene im Ort
Der Bürgermeister von Erkner teilte mit, die Verdächtigen seien nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen wohl nicht aus Erkner. Es gebe auch keine Neonazi-Szene im Ort. Die Stadt werde das Gespräch mit Vereinen und Organisationen suchen, „um diese zu sensibilisieren, insbesondere auf das zwingend notwendige Verantwortungsbewusstsein für Vereinsfeste“.
DJ René Herrmann, der vom Anglerverein engagiert war, sagte, er habe von dem rassistischen Gebahren nichts mitbekommen, andernfalls hätte er das Lied sofort ausgeblendet. „Dieser Vorfall war in Sylt und ich hätte nie gedacht, dass es bei diesem friedlichen Anglervereinsfest zu solch ekelhafter Äußerung kommen könnte. Ich werde diesen Titel nicht mehr spielen, das ist meine Konsequenz daraus.“ (mit dpa)
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