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Brandenburg: BER-Chef verzweifelt gesucht

Mehrere Kandidaten haben bereits abgesagt

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Berlin - Nach der Abberufung von Rainer Schwarz als BER-Flughafenchef gestaltet sich die Suche nach einem Nachfolger schwierig. Einen neuen Geschäftsführer zu finden, werde „einige Wochen“ dauern, sagte der BER-Aufsichtsratsvorsitzende Matthias Platzeck (SPD) am Donnerstag nach der Sitzung des Verkehrsausschusses im Bundestag. Bei der Wahl des künftigen BER-Managers solle klar auf Qualität gesetzt werden. Inzwischen haben mehrere Kandidaten aber abgesagt, darunter auch der hoch gehandelte technische Geschäftsführer des Münchner Flughafens, Thomas Weyer, sowie der Köln/Bonner-Flughafenchef Michael Garvens. Auch Geld soll hier eine Rolle spielen. Schwarz erhielt 2011 – einschließlich einer Altersvorsorge – insgesamt 555 000 Euro. Es wird erwartet, dass potenzielle Kandidaten die Lage nutzen und nun noch mehr fordern. Auf „Unsummen“ wollen sich die Gesellschafter aber nicht einlassen, heißt es dort.

Ob Schwarz auch eine Abfindung erhält, hängt vom Ausgang einer Prüfung ab, bei der Juristen und Wirtschaftsfachleute untersuchen, ob Schwarz ein Fehlverhalten vorzuwerfen ist. Den Prüfauftrag hat der Aufsichtsrat erteilt. Ein Ergebnis soll im ersten Drittel des Jahres vorliegen. Rechnerisch stehen ihm damit noch rund 1,8 Millionen Euro zu.

Neben einem Nachfolger für Schwarz, der zunächst nur von seinen Aufgaben entbunden worden ist, sein Gehalt aber weiter bezieht, lässt der Aufsichtsrat zusätzlich einen Geschäftsführer für den Finanzbereich suchen, für den bisher Schwarz zuständig war. Sein Nachfolger soll Vorstandsvorsitzender werden, der die Gesamtverantwortung für das Unternehmen übernimmt. Schwarz war lediglich Sprecher der Geschäftsführung – und konnte so Verantwortlichkeiten abwälzen. Ein Fehler, wie es heute in Aufsichtsratskreisen heißt. Die neue Geschäftsführung wird nach PNN-Informationen auch durch den Aufsichtsrat stärker in die Pflicht genommen. Das Gremium installiert ein eigenes Controlling-System mit externen Fachleuten, das der Geschäftsführung auf die Finger schauen wird – mit teils täglicher Berichterstattung.

Bei der Sitzung des Verkehrsausschusses kamen auch die Architekten Hubert Nienhoff und Hans Joachim Paap zu Wort, die für das Planungsbüro gmp beim Flughafen tätig waren. Gmp war zusammen mit dem Partner JSK nach der Verschiebung des Eröffnungstermins im vergangenen Mai von der Flughafengesellschaft gekündigt und verklagt worden. Laut Aussage der Architekten habe die Flughafengesellschaft während des Baus rund 500 Planungsänderungen veranlasst. Bisher war von 286 die Rede. Die Architekten waren von der Flughafengesellschaft von der Verschwiegenheitspflicht befreit worden. Am Rande der Sitzung des Verkehrsausschusses des Bundestages wurde deutlich, dass Flughafengesellschaft und die entlassenen Planer wieder aufeinander zugehen. Beide Seiten sind um Entspannung bemüht.Inzwischen ist klar, dass die Entlassung von gmp im Sommer 2012 ein Fehler war. Seither herrscht dadurch nämlich Stillstand auf der Baustelle.

Wie viele Mängel aus den Änderungen resultierten, ist offen. Staatssekretär und Aufsichtsratsmitglied Rainer Bomba sagte, er habe BER-Technikchef Horst Amann aufgetragen, bis zur nächsten Aufsichtsratssitzung die Mängel zu kategorisieren – in schwerwiegend, mittelschwer oder leicht. S. Beikler/K. Kurpjuweit/A. Fröhlich

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