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Brandenburg: „BER kann erst 2019 starten“
Die Eröffnung des Hauptstadtflughafens BER 2017 ist unmöglich, sagt Dieter Faulenbach da Costa. Mit seinen Analysen lag der Flughafenplaner schon mehrfach richtig
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Der BER lässt diesen Mann einfach nicht los. Die Rede ist von Dieter Faulenbach da Costa, Jahrgang 1944, Architekt und Ingenieur, sein Spezialgebiet: Flughäfen. Er war an der Planung und Realisierung von 45 Passagierterminals rund um den Erdball beteiligt. Auch am künftigen Hauptstadtflughafen in Schönefeld, früher einmal, im Raumordnungsverfahren und vor der geplatzten Privatisierung, als er für den Hochtief-Konzern die Pläne entwarf.
Inzwischen ist Faulenbach, der sein Büro in Offenbach hat, zum schärfsten BER-Kritiker geworden. Er verfolgt permanent, wie es um das Milliardenprojekt steht, nimmt die Terminpläne und Verlautbarungen der Flughafengesellschaft regelmäßig unter die Lupe. Und das hat er auch jetzt wieder getan. In wenigen Wochen soll sich auf der Aufsichtsratssitzung am 22. April entscheiden, ob die BER-Eröffnung bis Ende 2017 erneut verschoben werden muss, an der Flughafenchef Karsten Mühlenfeld und der von Berlins Regierendem Michael Müller (SPD) geführte Aufsichtsrat bislang noch festhalten.
Und Faulenbach? Da lacht er nur. Denn 2017 ist für ihn schon lange als illusorisch abgehakt. Er präsentiert eine Prognose, nach der die Berliner und Brandenburger noch länger Geduld haben müssen. Bei optimistischen Annahmen, die am BER freilich noch nie eingetroffen sind, könne man den neuen Berliner Flughafen „vielleicht im vierten Quartal 2018 eröffnen“, sagt Faulenbach da Costa. „Realistisch ist, dass der BER im dritten Quartal 2019 in Betrieb gehen kann.“ Er fügt hinzu: „Wenn in Berlin endlich einmal konsequent gearbeitet wird.“
Man könnte das als Schwarzmalerei abtun, wenn da Costa mit seinen Analysen zum BER nicht mehrfach richtig gelegen hätte. So hatte er im November 2012 in einem Gutachten für die brandenburgische CDU-Landtagsfraktion erstmals nachgewiesen, dass die offiziellen Kapazitätsangaben für den BER Fiktion sind, dass dort keine 27 Millionen Passagiere abgefertigt werden können. Realistisch seien 21 Millionen, da es etwa zu wenige Check-in-Schalter gibt und die Gepäckanlage zu klein sei.
Inzwischen kam die Flughafengesellschaft zum gleichen Ergebnis. Mühlenfeld geht heute davon aus, dass im BER-Terminal anfangs 22 Millionen Passagiere abgefertigt werden können. Faulenbach fügt hinzu: „In einer schlechten Servicequalität. Die Leute werden länger warten müssen, als sie es jetzt gewohnt sind.“ Im Januar 2013, die damals geplante Eröffnung im Oktober des gleichen Jahres war gerade abgesagt, da prophezeite er, „dass der BER nicht vor 2017 eröffnet werden kann“. Es dauerte bis Dezember 2014, bis dieser Termin offiziell verkündet wurde.
Doch auch dieser Fahrplan, im Dezember 2015 aktualisiert, ist nach seiner Einschätzung längst unrealistisch. Und zwar weniger, was das geplante Ende der reinen Bauarbeiten angeht. Die sollten am 15. Juli 2016 fertig sein, inzwischen ist vom Jahresende die Rede. Der Hauptgrund sei, dass viel zu wenig Zeit für das Einregulieren der komplexen Systeme, für die Wirkungs- und Funktionstests, die Abnahmen vorgesehen ist. „Allein dafür braucht man neun bis zwölf Monate.“ Und erst danach könne der eigentliche Probebetrieb mit den Komparsen beginnen, für den man ebenfalls mindestens neun Monate kalkulieren müsse.
Der Flughafen selbst will 2019 als Eröffnungsjahr nicht kommentieren. „Wir arbeiten hart an der Lösung der Probleme“, sagte Sprecher Daniel Abbou dieser Zeitung. Es gelte nach wie vor der Inbetriebnahmefahrplan, der vom zweiten Halbjahr 2017 ausgehe. Für die BER-Verantwortlichen sind die Prognosen und Analysen des Experten nicht neu. Faulenbach hatte sie schon am 8. Juli 2015 bei einem Treffen im Tagungszentrum in Schönefeld erläutert, an dem Mühlenfeld, Technikchef Jörg Marks, Berlins Flughafenkoordinator Engelbert Lütke-Daldrup, Brandenburgs BER- Staatssekretär und Vize-Aufsichtsratschef Rainer Bretschneider sowie der BER-Aufsichtsrat und Staatssekretär Rainer Bomba vom Bundesverkehrsministerium teilnahmen. Damals hatte Faulenbach auch eine 19 Seiten umfassende „Kurzanalyse“ mit Lösungsvorschlägen übergeben, wie man es besser machen könne. Er habe damals auch auf die Probleme mit der Entrauchung zwischen Terminal und Tiefbahnhof hingewiesen, bei denen es jetzt die größten Probleme gebe, sagt er. In seiner Analyse ist dieser „Problembereich“ tatsächlich rot eingekreist.
Er hatte Hilfe angeboten, am 8.August 2015 aber ein Absageschreiben Mühlenfelds erhalten. Zitat: „Speziell im Rahmen des BER sind wir ausreichend mit kompetenten Planern ausgestattet, die die notwendigen Arbeiten adressieren.“ Dieses Jahr hat Dieter Faulenbach einen neuen Anlauf versucht, sich Anfang des Jahres schriftlich an Staatssekretär Bomba gewandt. Eine Antwort bekam er nicht. „Das bin ich in Berlin mittlerweile gewohnt.“
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