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Brandenburg: BER ohne Berater: Umstrittener Posten gestrichen
Aufsichtsratschef Platzeck verhandelt gleich mit Managern. Und mit Wowereit hat er sich ausgesprochen
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Berlin - Am Flughafen gibt es keinen Beratungsbedarf mehr. Brandenburgs Regierungschef Matthias Platzeck (SPD) – zugleich BER-Aufsichtsratschef – sucht nach der Absage des früheren Frankfurter Flughafenmanagers Wilhelm Bender keinen Chefberater, sondern gleich einen neuen Flughafenchef. „Der Zeitablauf bringt eben manchmal andere Lösungen“, sagte Platzeck am Donnerstag am Rande des traditionellen Frühstücksempfangs der Berliner Flughäfen auf der ITB.
Die Suche solle „so zügig wie möglich“ geschehen, sagte Platzeck. Auf einen Termin wollte er sich aber nicht festlegen. Es hätten sich bereits Kandidaten bei ihm vorgestellt, er führe auch persönliche Gespräche – Namen von Kandidaten wollte er allerdings nicht nennen. Absagen habe es seit Benders Nein keine gegeben, sagte Platzeck. Der Auftrag an den Headhunter wurde allerdings erst Ende voriger Woche erteilt – einige Wochen nach dem Rausschmiss des Flughafenchefs Rainer Schwarz. Platzeck begründete die Verzögerung mit Vergaberichtlinien. Es habe eine beschränkte Ausschreibung geben müssen; es kann sich demnach nicht jeder Headhunter bewerben.
Die Zeit drängt auf der Flughafenbaustelle – zumal sich neue Probleme abzeichnen. Technikchef Horst Amann sagte auf der ITB, dass nach dem großen Passagierwachstum auf mehr als 25,3 Millionen Fluggäste im Jahr 2012 für 2013 erstmals eine Stagnation bei der Passagierentwicklung erwartet werde.
Mit Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hat sich Platzeck inzwischen „bei einem Mittagessen“ ausgesprochen. Im Streit um die Nachtflüge in Schönefeld habe er auch Verständnis für Wowereit. „Wenn ich Berlins Regierender wäre, würde ich auch nicht anders reagieren.“ Die Brandenburger seien von Nachtflügen aber nun mal eher betroffen als die Berliner. Auch eine neue Debatte mit Wowereit um die Bezahlung des BER-Führungspersonals schließt Platzeck nicht aus. „Mich wundert nichts mehr“.
Unter den Gesellschaftern war Streit über den mit Bender ausgehandelten Tagessatz von rund 4000 Euro ausgebrochen. Auf dem ITB-Empfang für 80 geladene Gäste, auf dem die deutsche Flughafen- und Airliner-Branche unter sich war, hätte Platzeck gleich sondieren können. Die Chefs fast aller deutschen Flughäfen waren da – von Hamburg über Stuttgart bis Köln/Bonn. Doch der BER-Aufsichtsratschef hatte erst einmal genügend damit zu tun, seine Kehrtwende beim Nachtflugverbot für den künftigen Hauptstadt-Flughafen zu verteidigen, für die es hier kein Verständnis gab. So warnte der Lufthansa-Konzernbevollmächtigte Thomas Kropp, beim Nachtflugverbot über das Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes hinauszugehen. „Jegliches Rütteln an diesem langjährig gefundenen Kompromiss ist schädlich für den Flughafenstandort und das Investitionsklima“. Für die Lufthansa sei diese Frage schwerwiegender als die verschobene Eröffnung, zu der man sich zurückgehalten habe. „Das ist ein anderes Kaliber.“
Berlins Politik war auf dem ITB-Empfang der Berliner Flughäfen gar nicht erst vertreten. Doch am heutigen Freitag tagt der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft. Ein Hauptthema werden nötige 20-Millionen-Investitionen in Tegel für die Übergangszeit bis zur BER-Eröffnung sein. Es gehe „nicht im Ansatz um Komfort“, versicherte Technikchef Amann, sondern „um die Erhaltung der Funktionsfähigkeit“. Zugleich sprach sich Amann dafür aus, im Zuge des jetzigen Programms die nötige Sanierung der nördlichen Startbahn in Schönefeld vorzunehmen und Kapazitätserweiterungen vorzunehmen – „natürlich ohne die Inbetriebnahme zu gefährden“.
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