Brandenburg: Bombardier: Spitzentreffen bringt keine Entscheidung
Unruhe in Henningsdorf und Bautzen: Wo und wie der Zugbauer Stellen streicht, ist weiter unklar.
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Berlin/Potsdam - Für die Beschäftigten des Bahntechnikkonzerns Bombardier Transportation in Deutschland geht das Zittern weiter. Ein rund anderthalbstündiges Spitzengespräch bei Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) am gestrigen Montag, an dem auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und sein sächsischer Amtskollege Stanislaw Tillich (CDU) teilnahmen, brachte keine Lösung. Die Unternehmensführung und die Arbeitnehmerseite vereinbarten jedoch, bis zum Sommer gemeinsam über ihre jeweiligen Umbaukonzepte zu beraten.
„Ostdeutschland braucht industrielle Arbeitsplätze“, sagte Gabriel. Die Politik werde alles ihr Mögliche tun, um die Arbeitsplätze zu sichern. „Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg.“ Bombardier Transportation ist die Zugsparte des kanadischen Flugzeug- und Bahnkonzerns Bombardier. Sie hat fast 40 000 Beschäftigte, davon rund 8500 in Deutschland. Bei der laufenden Umstrukturierung sollen bis Ende 2018 weltweit 5000 Arbeitsplätze wegfallen. Wo genau, ist allerdings noch nicht klar.
Die größten deutschen Standorte sind Hennigsdorf bei Berlin, Bautzen und Görlitz. Einen Bericht über mögliche Schließungen von Produktionsstandorten hatte Bombardier schon vor dem Treffen mit Gabriel zurückgewiesen.
Bombardiers Deutschlandchef Michael Fohrer erklärte, man wolle sich durch die Umstrukturierung vor allem gegen neue Konkurrenten aus Osteuropa und China wappnen. Zugleich versicherte er: „Deutschland wird für Bombardier auch in der Zukunft nicht nur ein entscheidender Standort für die Entwicklung, sondern auch für die Produktion und Wartung von Bahntechnik bleiben.“
Die Kollegen plagten existenzielle Ängste, betonte dagegen der IG-Metall-Bezirksleiter für Berlin, Brandenburg und Sachsen, Olivier Höbel. Ein Strukturwandel sei nötig, aber nicht gegen oder ohne die Beschäftigten, sondern mit ihnen. Er forderte auch den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen. Höbel sagte: „Heute hat es einige positive Signale gegeben.“
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) zeigte sich nach dem Treffen vorsichtig optimistisch und sprach von einen konstruktiven Gespräch. Er drängte gleichzeitig auch auf eine Lösung – und den Erhalt des Standortes Henningsdorf. Brandenburg sei bereit, auch mit Fördermitteln zu helfen: „Die Unsicherheit dauert schon viel zu lange.“ Es sei positiv, dass Bombardier bereit sei, mit den Betriebsräten über die Zukunft der Standorte zu sprechen. Ergebnisse würden abgewartet, anschließend gehe es darum, inwiefern Bund und Länder den Veränderungsprozess begleiten könnten. Brandenburg begrüße das Vorhaben des Unternehmens, die Produktion nach ’Industrie 4.0’ auszurichten und habe seine Unterstützung zugesichert – wenn der Standort Henningsdorf erhalten bleibt.
Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) bemerkte nach dem Treffen, es habe sich gezeigt, dass die anstehenden Gespräche nicht einfach würden. Er gestand aber zu, dass Bombardier an sich arbeiten müsse. Das Unternehmen habe erhebliche Schwierigkeiten, Liefertermine einzuhalten, und bei der Qualität seiner Produkte. mit jaha
Burkhard Fraune
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