Brandenburg: Brandenburg – eine Kopfsache
Die Landesregierung stellt eine Seite über Menschen ins Netz, deren Lebenswege in Brandenburg begannen, endeten oder die märkische Geschichte querten
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Potsdam - Eine Imagekampagne soll es jedenfalls nicht sein, sagt Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). Es soll einfach nur zeigen, dass Brandenburg nicht nur Seen, Wälder und ein paar schöne Schlösser zu bieten hat. Also alles, was nicht das Klischee von der Streusandbüchse bedient. Es geht um Persönlichkeiten, die irgendwie mit Brandenburg zu tun haben, Leute, die deutschlandweit bekannt sind oder es sein könnten, die etwas geleistet haben im Leben oder Brandenburg geprägt haben.
Fast 300 sogenannte Brandenburger Köpfe hat die Staatskanzlei gefunden. Sie sind jetzt auf der gleichnamigen und von Platzeck am gestrigen Freitag freigeschalteten Internet-Plattform verzeichnet. Mit ihnen will die Landesregierung für Brandenburg werben und Neugierde wecken. „Ich war selbst erstaunt, wer alles aus Brandenburg stammt“, sagte Platzeck. Politiker, Sänger, Schauspieler und Schriftsteller, Brandenburg hat tatsächlich einiges zu bieten, nicht nur Prominente wie den Potsdamer Designer Wolfgang Joop, Model Franziska Knuppe, Autoren wie Dieter Moor, der sich als Bauer in Brandenburg versucht, und Juli Zeh, TV-Moderator Günther Jauch, Comedy-Star Cindy aus Marzahn, die aus Luckenwalde stammt, der in Eisenhüttenstadt geborenen Techno-DJ Paul van Dyk oder die Silly-Sängerin und Schauspielerin Anna Loos, die aus Brandenburg an der Havel kommt. Und natürlich der Potsdamer Regisseur Andreas Dresen, der sagt: „Berlin hat Glück – es ist von Brandenburg umgeben.“
Selbst der Kabarettist Rainald Grebe ist mit seinem Brandenburg-Song („Es gibt Länder, wo richtig was los ist. Und es gibt: Brandenburg“) verzeichnet. Zumindest Humor haben die Macher der Seite also bewiesen. Selbst Platzeck mag Grebe, besonders jetzt, wo er doch auf der Suche nach einem Haus im Brandenburgischen ist. Es gibt auch jene, die es fortzog aus Brandenburg. Werner Michael Blumenthal zum Beispiel, der frühere Finanzminister von US-Präsident Jimmy Carter. Er wurde 1926 in Oranienburg geboren, seine Familie flüchtete 1939 vor den Nazis. 1997 wurde er Gründungsdirektor des Jüdischen Museums in Berlin. Für die Internetseite schrieb er – wie die meisten der fast 300 Brandenburger Köpfe – auf Anfrage der Staatskanzlei ein paar Zeilen auf: „Die Blumenthals haben Wurzeln in Brandenburg, die Jahrhunderte zurückreichen. Ihr Aufstieg ist mit der Entwicklung des Landes eng verknüpft. Diese brandenburgischen Bande reichen bis zu mir, und das macht mir Freude.“ Einige Aussagen fehlen allerdings noch, wie etwa die von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Sie wurde zwar in Hamburg geboren, doch sie wuchs im uckermärkischen Templin auf und machte dort ihr Abitur mit Bestnote. Auch Jürgen Drews schrieb noch nicht zurück. Ja, auch er, der Sänger und König aller Mallorca-Partys, ist gebürtiger Brandenburger. Er kam im havelländischen Nauen zur Welt, auch wenn Drews selbst immer Berlin als Geburtsort angibt. Oder Cornelia Froboess, die 1943 in Wriezen (Märkisch-Oderland) geboren wurde, weil der Vater seine schwangere Frau wegen der Bombenangriffe auf Berlin raus aufs Land geschickt hatte. 1951 wurde sie als Kinderstar mit dem Schlager „Pack die Badehose ein“ berühmt. Dabei ist auch Anja Kling, 43 Jahre alt, ab 6. Januar im ZDF-Mehrteiler über das Berliner Hotel Adlon zu sehen und in Potsdam aufgewachsen. Heute wohnt sie nur wenige Kilometer entfernt im Grünen, in Wilhelmshorst. „Ich bin hier nicht weggekommen, ich bin hier glücklich“, sagt sie.
Die Liste derjenigen, deren Lebenswege in Brandenburg begannen, endeten oder die märkische Geschichte über lang oder kurz querten, sei nach oben offen, sagte Platzeck. „Die Internetseite ist dynamisch.“ Es könne sich aber niemand einklagen, um in die Liste aufgenommen zu werden. Nur wozu das Ganze, wenn es doch keine Imagekampagne sein soll? Entstanden ist die Idee für die Plattform bei den Vorbereitungen zu den Feierlichkeiten zum 300. Geburtstag Friedrich des Großen (1712 bis 1786). Unzählige Besucher lockte das Jubiläumsjahr nach Brandenburg. „Das heißt: Der Zugang zu unserem Land funktioniert über den Kopf“, sagt Platzeck. „Dass zwischen Elbe und Oder in den letzten tausend Jahren auch eine Vielzahl Menschen Geschichte geschrieben haben, ist längst nicht so bekannt.“ Gekostet hat das Projekt nicht einmal hundert Euro. Zehn Mitarbeiter der Staatskanzlei recherchierten, trafen sich außerhalb der Arbeitszeit und suchten Brandenburger Köpfe.
Sportler etwa. Der Boxer Max Schmeling wurde in der Uckermark geboren und wohnte in Bad Saarow. Axel Schulz (44) lebt nach kurzen Aufenthalten in den USA wieder in Frankfurt (Oder). „Das Wetter war schön drüben, aber nicht die Menschen“, sagt er. Sein Statement für die Internetseite ist knapp: „Brandenburg – da kannste nich meckern.“ Boxkollege Henry Maske (48) zog es in die Nähe von Köln, er schätzt aber noch immer die stillen Reize Brandenburgs, die Natur eben. „Was für viele so unspektakulär wirkt, ist für mich faszinierend“, sagte er. Womit sich der Kreis mit der Streusandbüchse wieder schließt.
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