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Der Verfassungsschutz beobachtet Zunahme: Brandenburg: Rechtsextreme setzen auf soziale Medien
In Brandenburg werden immer häufiger rechtsextreme Inhalte in sozialen Netzwerken geteilt, vor allem über Facebook. Das beobachtet der Verfassungsschutz - und versucht, das zu unterbinden.
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Potsdam - Rechtsextreme nutzen soziale Netzwerke immer stärker. Verfassungsschützer beobachten in Brandenburg laut Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) eine starke Zunahme entsprechender Aktivitäten im Internet. „Insbesondere auf Facebook war eine Steigerung zu erkennen“, sagte Schröter in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage. Habe die Behörde Anfang 2014 noch etwa 50 Facebook-Profile mit rechtsextremen Inhalten registriert, waren es Anfang 2016 bereits etwa 320 Profile.
Die Anzahl der herkömmlichen Homepages, Foren, Versand- und Vertriebsdienste stagniere unterdessen. Der Verfassungsschutz verfolgt die Aktivitäten laut Schröter sehr intensiv und versucht sie auch zu unterbinden. Doch das gelingt nicht immer. „Es sind die Social Communities wie Facebook und VK.com. Hinzu kommen Videoportale wie YouTube und Vimeo oder Dienste wie Twitter, auf denen Rechtsextremisten ihre Propaganda verbreiten“, erläuterte der Minister. Die sozialen Netzwerke steigerten die Möglichkeit, im Netz präsent zu sein und quasi in Echtzeit zu kommunizieren, ungemein.
Rechtsextreme Inhalte werden schnell über soziale Netzwerke verbreitet
Vorteile seien die Vernetzung der Nutzer untereinander und die enorme Verbreitungsmöglichkeit ihrer Inhalte. „Schnell, unkompliziert und anonym werden hier eigene multimediale Informationskanäle erstellt und aufgebaut“, so Schröter. Der Verfassungsschutz beobachtet demnach sowohl Aktivitäten von Einzelpersonen und Kleinstgruppen als auch von bundesweiten Bewegungen. „Derzeit werden täglich auf mehreren Hundert Webseiten Recherchen betrieben“, so Schröter. Diese Methode sei überaus lohnend und im Vergleich zu anderen nachrichtendienstlichen Verfahren sehr kostengünstig.
Wenn strafrechtlich relevante Einträge gefunden werden, leitet die Behörde die Fälle an die Ermittlungsbehörden weiter. Allerdings sind diesen mitunter auch die Hände gebunden: „Um Texte und Symbole, die in Deutschland strafwürdig sind, ins Internet einzustellen, nutzen Rechtsextremisten im Schutze der Anonymität ausländische Provider“, betonte der Minister. In solchen Fällen sei es nicht möglich, die Verbreitung der Inhalte zu stoppen. Das Land Brandenburg sei darüber hinaus führend beim Beantragen von Indizierungen durch die „Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien“.
Facebook will aktiv werden
Facebook hatte im Herbst 2015 angekündigt, einen härteren Kurs gegen Hasskommentare einzuschlagen. In Zukunft würden „in Deutschland Androhungen von physischer Gewalt als glaubhafte Drohungen eingeschätzt und entfernt“, teilte das weltgrößte Online-Netzwerk damals mit. Auch die Toleranz gegenüber leichtfertig dahingeschriebenen Kommentaren mit fremdenfeindlichem Unterton werde eingeschränkt.
Facebook-Chef Mark Zuckerberg äußerte sich in der vergangenen Woche in Berlin ebenfalls zu dem Thema. „Es gibt noch viel zu tun, wir werden es besser machen“, sagte Zuckerberg.
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Anja Sokolow
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