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Brandenburg: Charité-Chefs geloben Besserung Missbrauchsverdacht bislang nicht erhärtet

Berlin - Nach einem mutmaßlichen Missbrauchsfall und der Kritik an Kommunikationspannen hat die Leitung der Charité dem Senat versprochen, die internen Abläufe neu zu organisieren. „Die Krankenhausleitung hat erklärt, dass sie die interne Kommunikation vom Kopf auf die Füße stellen wird“, sagte Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Montag nach einem Gespräch mit Charité-Vorstandschef Karl Max Einhäupl und dem Ärztlichen Direktor Ulrich Frei.

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Berlin - Nach einem mutmaßlichen Missbrauchsfall und der Kritik an Kommunikationspannen hat die Leitung der Charité dem Senat versprochen, die internen Abläufe neu zu organisieren. „Die Krankenhausleitung hat erklärt, dass sie die interne Kommunikation vom Kopf auf die Füße stellen wird“, sagte Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Montag nach einem Gespräch mit Charité-Vorstandschef Karl Max Einhäupl und dem Ärztlichen Direktor Ulrich Frei. Die Klinikleitung habe „deutlich gemacht, dass sie den Ernst der Situation erkannt hat und die notwendigen Konsequenzen einleiten wird beziehungsweise schon erste Maßnahmen eingeleitet hat.“ Es sei inakzeptabel, dass die Charité-Spitze von dem kürzlich bekannt gewordenen Missbrauchsvorwurf erst Tage später erfahren habe: „Das zeigt, dass verbindliche Verfahren für solche Fälle fehlen.“

An der Universitätsklinik nahm am Montag eine externe Kommission von Fachleuten ihre Arbeit auf. Das Gremium unter Leitung der früheren Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) soll helfen, die Abläufe in der Großklinik zu verbessern. Der konkrete Missbrauchsvorwurf gegen einen seit 40 Jahren an der Charité tätigen Pfleger konnte aber bislang nicht erhärtet werden. „Wir ermitteln weiterhin in alle Richtungen“, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Allerdings gibt es Zweifel an der Schilderung des Tathergangs. Wie berichtet soll ein 58 Jahre alter Krankenpfleger sich am Mittwoch vor knapp zwei Wochen an einer jugendlichen Patientin auf dem Charité-Campus Wedding vergangen haben, als er für zwei bis drei Minuten mit ihr allein im Zimmer war. Der Mann wurde umgehend suspendiert, die 16-Jährige hatte von dem Vorfall ihrem Vater erzählt.

Der Verdächtige soll sich schon zuvor auffällig verhalten haben – ohne dass sich Kollegen an die Klinikleitung gewandt hätten. Im aktuellen Fall soll der Beschuldigte die Jugendliche, die unter Beruhigungsmitteln stand, im Intimbereich unzulässig angefasst haben. Das hatte Helmut Schiffer, der Vize-Pflegedirektor, gesagt. Seitdem ermittelt die Polizei.

Die junge Frau und der Vater sind seit Verlassen der Klinik für Staatsanwaltschaft und Klinik nicht erreichbar. Auf eine Ladung zur Zeugenvernehmung reagierten sie nicht. Klinikvertreter hätten der Familie vergangene Woche einen Brief von Einhäupl überbringen wollen, sie aber nicht erreicht. In Justizkreisen heißt es, es bestehen Zweifel an der Darstellung der Abläufe. In einem Personalgespräch mit der Klinikleitung am Montag vergangener Woche hatte der Pfleger dem Vernehmen nach die Vorwürfe bestritten – zu einem Teil der Fragen äußerte er sich nicht. Noch ist auch nicht geklärt, was genau dazu geführt hat, dass der 58 Jahre alte Pfleger schon 2005 und 2009 ins Gerede gekommen sein soll. Von „Distanzlosig- und Unsittlichkeiten“ ist die Rede. Ein Verfahren gegen ihn war 2011 schnell eingestellt worden. Die Berliner Patientenbeauftragte Karin Stötzner sagte, angesichts der Beweislage müsse man „sehr vorsichtig“ mit einer Bewertung sein. Hannes Heine/Lars von Törne

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