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Brandenburg: Cottbuser Karnevalsumzug macht sich über Finanzkrise lustig Es regnete nicht nur Kamelle
Rund 4000 Narren und einige zehntausend Zuschauer beim größten Karnevalsumzug Ostdeutschlands Trotz Schmuddelwetter kamen gestern tausende Berliner zum Karnevalsumzug. Allerdings: Verkleidet waren die wenigsten
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Cottbus - In ausgelassener Stimmung, mit Musik und Tanz haben die Lausitzer Narren am Sonntag in Cottbus die fünfte Jahreszeit gefeiert. Rund 4000 Narren trotzten mit einigen zehntausend Zuschauern beim größten Karnevalsumzug Ostdeutschlands dem nasskalten Winterwetter.
Viele trugen bunte, fantasievolle Kostüme und ließen sich auch vom Nieselregen nicht davon abhalten, über den von Pfützen bedeckten Asphalt zu tanzen. Als Clowns, Bienen oder auch schwarzbunte Kühe verkleidet, warfen sie Kusshändchen in die Menge und winkten. Der Karneval-Verband Lausitz hatte beim 18. „Zug der fröhlichen Leute“ mit etwa 100 000 Schaulustigen gerechnet.
Der Zug stand in diesem Jahr im Zeichen der Finanzkrise, über die sich etliche Motivwagen lustig machten. So rollte beispielsweise in Anspielung auf die Milliardenhilfen der Bundesregierung eine Geld- Förderanlage mit der Aufschrift „Angelas Wirtschaftspumpe“ durch die Cottbuser Innenstadt. Rund 200 Gruppen, etwa 80 Motivwagen, zehn Musikkapellen und Spielmannszüge sorgten für ausgelassene Stimmung.
Für die brandenburgische Landesregierung nahm Agrar- und Umweltminister Dietmar Woidke (SPD) an dem närrischen Treiben teil. „Scheißwetter, aber Superstimmung“, brachte eine Närrin das Treiben auf den Punkt. Gegen einsetzenden Dauerregen hatten sich etliche Funkenmariechen und Prinzen mit Regen-Capes über ihren Kostümen gewappnet. Ein Wagen mit dem Motto „Asien macht Schule“ verbreitete Flair aus Fernost. Regionaltypisch durften natürlich auch laufende und winkende Spreewaldgurken nicht fehlen, die außerdem in natura unter das Volk gebracht wurden. Derweil ließ es sich der Cottbuser Oberbürgermeister Frank Szymanski (SPD) auf einem der Wagen gutgehen und verteilte ebenfalls Kamelle.
Erstmals war an der Spitze des Zuges kein Prinzenpaar des Karneval-Verbandes Lausitz (KVL) 1990 mit von der Partie, nachdem bekanntgeworden war, dass der amtierende Prinz Dirk II. vorbestraft ist. Das Amtsgericht Cottbus hatte ihn 2004 wegen Untreue und Steuerhinterziehung zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.
Nach dem Umzug feierten die Narren noch im großen Festzelt auf dem Viehmarkt weiter.
Am Aschermittwoch ist dann alles wieder vorbei, und sie müssen den Rathausschlüssel dem Stadtoberhaupt zurückgeben. dpa
Berlin - Für die kleine Löwin beginnt der Karnevalsumzug mit Tränen: Weinend klettert die fünfjährige Verena an der Hand ihrer Mutter aus der U-Bahn am Ernst-Reuter-Platz. „Du siehst so schön aus“, sagt Teresa Wagner, die mit ihrer Familie eigens aus Brandenburg angereist ist, und streicht der Tochter über die braun geschminkte Wange. Aber das Mädchen will sich nicht beruhigen – sie wäre heute viel lieber ein Schmetterling, aber aus diesem Kostüm ist sie herausgewachsen. Und die Mutter hat es weitergegeben an Verenas jüngere Schwester, die hinter ihr die Treppe hinauf klettert. Doch auf das Löwenkind wartet süßer Trost: „Kamelle“, bunte Bonbons, außerdem Schokowaffeln und Fruchtgummis. Das alles wurde gestern ab 11.44 Uhr von 72 Umzugswagen geworfen und von den 40 Fußtruppen verteilt, die beim neunten Karnevalszug durch die City West dabei waren. Großer Wermutstropfen: Es regnete – nicht nur „Kamelle“.
Dauernieselregen ließ den Umzug buchstäblich ins Wasser fallen: Funkenmariechen mussten über ihre Kostüme transparente Regenmäntel stülpen. Und Besucher, die keinen Schirm dabei hatten, waren innerhalb von Minuten nass geregnet. Egal: 60 Tonnen Süßigkeiten haben die 3000 Narren, die beim Umzug entlang dem Ku’damm gestern unters Karnevalsvolk geworfen. Und leider flog ein Großteil davon in die riesigen Pfützen, die sich schnell auf den Straßen gebildet hatten. Die Bonbons schwammen darin wie kleine, bunte Fische. Aber auch Süßigkeiten, die nicht im Wasser landeten, blieben auf der Straße liegen. „Bückt euch doch erst mal, bevor wir neue Sachen werfen“, rief einer aus dem Zug.
Der letzte Wagen im Zug war der des Prinzenpaares: Reinhard I. trug trotz der Wolken eine getönte Brille und winkte der Zuschauermenge zu, ebenso seine Prinzessin Doreen. Mit dem Prinzenpaar auf dem Wagen stand ein Sprecher, der sich beim Publikum bedankte: fürs Kommen, und fürs Verkleiden. „Seien sie bitte auch 2010 wieder mit dabei“, rief er. Vielleicht ist dann das Wetter besser, und es kommen, wie diesmal sehnsüchtig erhofft, tatsächlich eine Million Besucher. Rita Nikolow
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