
© Soeren Stache/dpa
Brandenburg: Die Welt soll Abschied nehmen vom ICC
Die Messe will bei der Eröffnung der Tourismusbörse das Ende des Kongresszentrums feiern. Aber danach geht der Betrieb für einige Wochen weiter. Im Mai wird der City Cube eingeweiht
Stand:
Berlin - Es gibt kein Feuerwerk. Auch keinen Kranz mit Schleife. Die Berliner Messe hat sich etwas anderes ausgedacht, um vom Internationalen Congress Centrum (ICC) in passender Weise Abschied zu nehmen. Weltweit beachtet soll das berühmte, aber technisch marode Kongressgebäude in den Ruhestand begleitet werden. Am 5. März, wenn die Reisemesse ITB abends feierlich eröffnet wird. Ein letztes Mal im ICC. Mit 10 000 Ausstellern aus 180 Ländern, das diesjährige Partnerland ist Mexiko. Olé!
Sechsmal hat Berlins großes Kongresszentrum am Charlottenburger Messedamm den „World Travel Award“ gewonnen, den wichtigsten Preis der Reisebranche. Zuletzt 2009 – aber egal. Das ICC hat bei den Tourismus-Profis immer noch einen guten Ruf, das weiß auch die landeseigene Messe GmbH. „Wir wollen die Eröffnungsveranstaltung als großes Ereignis begehen“, sagte der stellvertretende Sprecher der Messe, Wolfgang Rogall, dieser Zeitung. So könne sich das ICC „von der Welt verabschieden“. In Anwesenheit von Bundespolitikern, führenden Vertretern der internationalen Reisebranche und sicher auch des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit.
Abgeschlossen wird das „Raumschiff“ mit der ziemlich verdreckten Aluminiumfassade aber erst später. Am 9. März soll im Saal 1 noch ein „Zapfenstreich“ stattfinden – welch ein passender Titel. Zugunsten der Stiftung „Ernährung – Bildung – Gesundheit“ wird ein buntes Musikprogramm präsentiert. Mit Bebop und Posaune, aber der wichtigste Klangkörper ist das Stabsmusikkorps der Bundeswehr. „Das letzte große Musikereignis im ICC“, wirbt die Berliner AOK für die Sponsoring-Party. Es wird also doch ein Abschied auf Raten. Denn nach der letzten Messe und dem letzten Konzert wird es noch einen allerletzten Kongress im ICC geben. Die Hauptversammlung der Daimler AG tagt dort am 9. April.
Dann aber ist wirklich Schluss und das Gebäude wird, wie es amtsdeutsch heißt, in den Stillstandsbetrieb überführt. Was das auch immer bedeuten mag. Senatsintern wird noch darüber beraten, wie sich das ICC möglichst ohne Schimmelbildung und Efeubewuchs konservieren lässt. Da hält sich die Messe GmbH fein raus. „Der Bau gehört ja nicht uns, sondern dem Land Berlin“, sagte Sprecher Rogall. Ob aus dem ICC ein Shopping-Center mit angeschlossenem Hotelbetrieb wird, entscheidet sich im Laufe des Jahres. Zahlungskräftige Investoren haben wie berichtet ihr Interesse angemeldet. Der eine oder andere wäre sogar bereit, die Sanierungskosten voll zu übernehmen. Dann könnte das Land Berlin 200 Millionen Euro sparen.
In jedem Fall steht bald ein Ersatzbau zur Verfügung: Der City Cube am Standort der Deutschlandhalle, die seit 1998 leer stand und vor zwei Jahren abgerissen wurde. Ohne feierlichen Abschied. Der City Cube wird am 10. Mai mit dem DGB-Bundeskongress eingeweiht. Kurzzeitig gab es Probleme mit der technischen Gebäudeausrüstung, die zu Verzögerungen führten. „Aber wir sind jetzt voll im Plan“, versicherte der Messe-Sprecher. Die Trockenbauer arbeiten sich gerade durchs Gebäude und sobald die Witterung etwas milder wird, kann die weiße textile Fassade vor die schwarze Isolierschicht gehängt werden. Dann ist alles schick.
Wie der City Cube anschließend offiziell eröffnet wird, wird derzeit noch intern geprüft. „Es gibt verschiedene Varianten“, sagte Rogall. Ein kleiner Festakt liegt nahe. Ob die Vorbereitungszeit reicht für einen Tag der offenen Tür, bevor der Gewerkschaftsbund tagt, ist noch offen. Vielleicht wird der Neubau zur Eröffnung erst mal nur den künftigen Kunden vorgeführt. So architektonisch spektakulär wie das ICC ist der City Cube ohnehin nicht. Aber hell und sauber, praktisch eingerichtet und relativ kostengünstig. Und die Glasfront rundherum erlaubt jederzeit einen guten Einblick. U. Zawatka-Gerlach
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: