Brandenburg: Ein Freudenquell für Neuruppin
Die von Korruptionsskandalen erschütterte Stadt feiert die Eröffnung eines Hotels mit Brandenburgs größtem Wellness-Center. Wirbel gab“s auch um diesen Bau
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Neuruppin - Sein Geld hat er mit Einkaufswagen für Super- und Baumärkte gemacht. Nun, im Alter, hat er in eine ganz andere Branche investiert – und ein Vier- Sterne-Hotel mit Brandenburgs größtem Wellness-Center gebaut. Kostenpunkt: 48 Millionen Euro, acht Millionen davon als Subvention aus dem Landeshaushalt. Ausgerechnet die Kleinstadt Neuruppin hat sich der Unternehmer Rudolf Wanzl für sein Engagement gewählt. Der Geburtsort von Schinkel und Fontane hatte sich in den letzten Jahren als „Märkisches Palermo“ oder „Sumpf von Korruption und Vetternwirtschaft“ einen zweifelhaften Ruf erworben. Lange Zeit bestimmte die „XY-Bande“, benannt nach der entsprechenden Buchstabenkombination auf den Nummernschildern der meist noblen Karossen der Bandenmitglieder, das Geschehen in der Stadt bestimmt. Inzwischen sind die Anführer wegen Drogenhandels, illegalen Glücksspiels und Bestechung von Kommunalpolitikern zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden.
Auch das jetzt fertig gestellte 139-Zimmer-Hotel „Fontane“ mit dem „Gesundbrunnen“ genannten Wellness-Center ist mehrfach in den Fokus der Staatsanwaltschaft geraten. Dem damaligen Neuruppiner Bürgermeister und jetzigen Landtagsabgeordnete Otto Theel (Die Linke) wird Subventionsbetruges und Korruption im Zusammenhang mit dem Bau des Hotels vorgeworfen. Voraussichtlich im Herbst beginnt der Prozess gegen ihn. Theel soll vom Hotelinvestor einen Privatkredit für seinen Sohn in Höhe von 70 000 Euro erhalten und im Gegenzug den Investor dabei unterstützt zu haben, Fördermittel vom Land zu bekommen. Zudem gewährte die Stadt eine Bürgschaft über 13,7 Millionen Euro für einen Baukredit. Nach Auskunft von Gerichtssprecherin Iris le Claire lag die erste Zusage der Stadt über den Baukredit zeitlich vor dem nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft bewilligten Privatkredit für Theels Sohn. Ein Neuruppiner Stadtverordneter ist bereits wegen Bestechung im Zusammenhang mit dem Baukredit verurteilt worden.
Der Investor Rudolf Wanzl weist eine Beteiligung zurück: „Damit habe ich nichts zu tun.“ Er sei in das eigentliche Baugeschehen nicht eingebunden gewesen, sondern habe den – wechselnden – Geschäftsführern nur das Geld für die Investition zur Verfügung gestellt.
„Ich bin froh, dass jetzt, nach sechs Jahren, endlich alles fertig ist“, sagt der 83-jährige Unternehmer aus Bayern. 1948 sei er bei einem Besuch in den USA auf die ersten Selbstbedienungsgeschäfte aufmerksam geworden. Diese Idee griff er auf und stellte mit einem Zwei- Mann- Betrieb die ersten Einkaufwagen her. Inzwischen verdienen damit 2800 Beschäftigte unter Wanzls Regie ihr Geld.
In seinem „Gesundbrunnen“ finden Gäste unter anderem mehrere Innen- und Außenbecken, die größte schwimmende Sauna Deutschlands, Fitness-Geräte und Behandlungsräume.
Neuruppins Bürgermeister Hans-Peter Golde (parteilos) jedenfalls freut sich. Endlich könne die, wie er sie nennt, „preußischste aller preußischen Städte“ zum großen Wurf ausholen: Es liege nahe, „dass wir uns bald um den Titel Bad Neuruppin bewerben“. Und fügt hinzu, dass „das aus 1700 Meter Tiefe geförderte Thermalwasser besitzt hervorragende Eigenschaften bei Hautkrankheiten aller Art und stärkt Herz und Kreislauf“. Das kann Neuruppin nur gut tun.
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