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Grund, sich zu freuen: Carlo Weber wird Brandenburgs oberster Verfassungsschützer.

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Neuer Verfassungsschutz-Chef Weber: Ein Jurist mit Liebe zu Polen

Er übernimmt den Verfassungsschutz in schwierigen Zeiten. Eine Herausforderung, der sich Staatsanwalt Carlo Weber gerne stellt - auch wenn die Zeit für seine Fische noch knapper wird.

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Potsdam - Brandenburgs künftigem Verfassungsschutz-Chef Carlo Weber (61) eilt ein guter Ruf voraus. Nicht nur Innenminister Dietmar Woidke (SPD) weiß ein Loblied auf den von ihm vorgeschlagenen Kandidaten anzustimmen, auch in Polizei- und Justizkreisen ist der Leitende Oberstaatsanwalt aus Frankfurt (Oder) beliebt und angesehen. "Die Erwartungen, die ich an ihn geknüpft habe, haben sich mehr als erfüllt", sagt Generalstaatsanwalt Erardo Rautenberg. Er hat den gebürtigen Berliner zur brandenburgischen Justiz geholt. "Es ist ein absoluter Gewinn, dass Carlo Weber diese Aufgabe übernimmt", sagt der Vorsitzende des Bundes brandenburgischer Staatsanwälte, Ralf Roggenbuck.

Am 1. Juni tritt Weber, der an diesem Donnerstag (16. Mai) 62 Jahre alt wird, die Nachfolge von Winfriede Schreiber (67) an. "Ich traue es mir zu", sagt der Jurist. "Ich gehe mit Zuversicht und Gottvertrauen an die neue Aufgabe." Für ihn schließt sich nach mehr als zwölf Jahren an der Spitze der Staatsanwaltschaft in Frankfurt (Oder) ein Kreis: Bei der Berliner Justiz war der Vater von vier Kindern lange Jahre ausschließlich für politische Straftaten und Extremismus zuständig.

"Ich schätze an Carlo Weber seine souveräne Art, sein abgewogenes Urteil und seine Durchsetzungsstärke", sagt Innenminister Woidke. Vor allem Webers Einsatz in Sachen Grenzkriminalität hat den Minister beeindruckt. Der Jurist hat die Zusammenarbeit mit der polnischen Polizei und Justiz wesentlich vorangetrieben.

Dieses Engagement ist es auch, dass dem Juristen den Abschied von Frankfurt nach mehr als zwölf Jahren schwer macht. Der in zweiter Ehe verheiratete Familienvater ist mit Leib und Seele Staatsanwalt - und noch sind bei der Kooperation mit Polen noch nicht alle Hausaufgaben gemacht. Die Zusammenarbeit ist ihm Herzenssache: "Ich mache mir nicht nur Gedanken um das Eigentum der Brandenburger, sondern auch um den europäischen Gedanken", sagt Weber. Er befürchtet Nährstoff für eine europaskeptische bis europafeindliche Haltung.

Regelmäßig hat sich der Staatsanwalt mit den Kollegen in Polen getroffen, spricht die Sprache inzwischen auch selbst. "Ich bin schwer beeindruckt von der Kultur", sagt Weber. "Ich habe mir fest vorgenommen, dass manche Freundschaft den Dienst überdauert."

Zunächst werden sich Freunde und Bekannte jedoch gedulden müssen. Vor dem künftigen Chef von mehr als 100 Mitarbeitern, der neben Literatur von Max Frisch Spionage-Romane von John le Carré mag, liegt eine intensive Zeit der Einarbeitung. Vorher will er sich nicht zu Aufgaben des Verfassungsschutzes äußern. "Vorlautes Gequatsche" wolle er sich nicht entlocken lassen.

Mit dem neuen Job verkürzt sich für Weber, der im Landkreis Oberhavel wohnt, die tägliche Fahrzeit. Dass dadurch mehr Zeit für Hobbys bleibt, bezweifelt er allerdings. Vom Vater und dem Großvater hat er die Leidenschaft für Fische geerbt. Zum Angeln fehlt ihm jedoch seit Jahren die Zeit. "Ich bin schon froh, dass ich die Scheiben von meinem Aquarium so von Algen freihalten kann, dass Besucher sehen, dass Fische drin sind." (dpa)

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