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Brandenburg: Ein Zeitfenster, kein Termin

Es bleibt unklar, wann der Flughafen eröffnet. Aber BER-Chef Mehdorn hat für die Planung schon ein Wortungetüm erfunden

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Schönefeld - Wieder wird ein Jahr zu Ende gehen, ohne Klarheit, wann die Flieger am neuen Flughafen in Schönefeld starten. Eigentlich wollte Hartmut Mehdorn am 12. Dezember im Aufsichtsrat verkünden, wann der BER eröffnet werden kann, nachdem der Start unter seinen Vorgängern viermal verschoben werden musste. Jetzt muss Mehdorn, seit März 2013 Chefmanager auf der Baustelle, zum ersten Mal selbst die geplante Verkündung eines Eröffnungstermins am neuen Hauptstadt-Airport verschieben.

Wie berichtet, wird Mehdorn am 12. Dezember – dem Tag nach dem Rücktritt Klaus Wowereits als Berlins Regierender Bürgermeister und Aufsichtsratschef – angesichts der Unwägbarkeiten auf der Baustelle keinen verbindlichen Eröffnungstermin nennen können. Nach PNN-Informationen will Mehdorn deshalb eine „Fertigstellungsterminzone“ verkünden, wie er auf der letzten Aufsichtsratssitzung avisiert hat. Der 73-Jährige will ein Zeitfenster nennen, in dem der BER möglichst starten soll. Es soll in den Folgemonaten präzisiert werden. Das nun angepeilte Terminband soll sich nach PNN-Recherchen zwischen Herbst 2016 und Frühjahr 2017 bewegen.

Mehdorn hat öffentlich stets erklärt, dass er nur einen Eröffnungstermin nennen wird, wenn er diesen garantieren kann. Das ist auch die Auflage Berlins, Brandenburgs und des Bundes, also der Eigentümer der Flughafengesellschaft. Hintergrund der Verschiebung sind die Rückstände auf der Baustelle, etwa bei der nötigen Umplanung und dem noch nicht begonnenen Umbau der Entrauchungsanlage. Nur stockend kommt die Sanierung der Deckenhohlräume voran, hinter denen sich nicht allein Kabelsalat, sondern neue Brandschutzprobleme verbergen, nämlich fehlende oder unsachgemäße Wandabschottungen.

Technikchef Jörg Marks hatte jüngst in einem Brief an alle Mitarbeiter und Projektbeteiligten von einer „Sanierung im Bestand“ gesprochen und „undurchsichtige Entscheidungsprozesse“ gerügt. Marks und Mehdorn sind in diesen Wochen dabei, die Zügel anzuziehen, beteiligte Firmen und Planer auf Termine zu verpflichten – und so den Grad der Verbindlichkeit zu erhöhen.

Die Hoffnung, den BER 2016 eröffnen zu können, hat Mehdorn nicht aufgegeben. Das ist dem Vernehmen nach weiterhin sein internes Zieldatum. Noch vor einem halben Jahr und vor der Korruptionsaffäre um den gefeuerten früheren Technikchef Jochen Großmann hatte er dem Aufsichtsrat das „4. Quartal 2015“ als Ziel präsentiert. Dabei steht Mehdorn gleich mehrfach unter Druck. Denn am 3. Oktober 2016 läuft die Baugenehmigung für das neu errichtete Flughafenterminal aus. Bis dahin muss das Gebäude mindestens von der Baubehörde des Landkreises Dahme-Spreewald abgenommen und freigegeben sein.

Sonst muss, warnte jüngst Landrat Stephan Loge, eine komplett neue Baugenehmigung beantragt werden, bei der dann mittlerweile geltende strengere Standards angewandt würden. Zugleich ist klar, dass es vor dem Start eine mehrmonatige Testphase, ein Hochfahren der Flughafensysteme, unter Realbedingungen geben muss. Und die zuletzt bewilligten 1,1 Milliarden Euro reichen nicht länger als Ende 2016/Anfang 2017.

Einen einzigen Eröffnungstag, das ist von Anfang an die Linie Mehdorns, wird es ohnehin am BER nicht geben. Zwar war es 2012 noch so geplant, dass in einer Nacht die Flughäfen Tegel und Schönefeld an den BER umziehen. Doch das wäre angesichts der rasant steigenden Passagierzahlen inzwischen gar nicht mehr möglich, heißt es. In diesem Jahr erwarten die Flughäfen Tegel und Schönefeld 28 Millionen Passagiere, mehr als die konzipierte BER-Kapazität. Die Pläne sehen inzwischen so aus, dass das alte Schönefelder DDR-Terminal nach der BER-Eröffnung in Betrieb bleibt, für eine Übergangszeit, und  Tegel schrittweise zum BER umziehen wird. Thorsten Metzner

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