
© Polizei Berlin/dpa
Brandenburg: Erster Verdächtiger festgenommen
Nach der brutalen Attacke auf eine junge Frau am U-Bahnhof Hermannstraße führte ein Hinweis zu einem Begleiter des Haupttäters. Dieser ist noch nicht gefasst
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Berlin - Die Berliner Staatsanwaltschaft vernahm am Montagnachmittag einen mutmaßlichen Begleiter jenes Mannes, der am U-Bahnhof Hermannstraße eine junge Frau von hinten die Treppe hinunter trat. Das bestätigte ein Sprecher auf Anfrage. Wie man auf die Spur des Tatverdächtigen gekommen war, gab die Staatsanwaltschaft nicht bekannt. Die Polizei spricht von einem Hinweis, führt das aber nicht weiter aus. Man hoffe, dass der Mann, über den die Polizei keine Angaben machte, die Ermittler zum Haupttäter führen kann. Nach Informationen des Tagesspiegels wurde der Mann festgenommen; er stammt aus Osteuropa. Ob der Mann in Berlin lebt oder sich hier nur vorübergehend aufhält, ist offen.
In den vergangenen Tagen haben verschiedene Privatpersonen unter anderem in sozialen Netzwerken angekündigt, Geldsummen bis zu mehreren Tausend Euro als Belohnung für den entscheidenden Hinweis zur Ergreifung des Täters zu zahlen. Auch der AfD-Abgeordnete Andreas Wild schrieb, 1000 Euro zahlen zu wollen. „Gleichzeitig baut die AfD im Abgeordnetenhaus Druck auf Polizei, Staatsanwaltschaft und Justiz auf. Berlin, eine Stadt jagt den brutalen U-Bahn-Treter – wenn es dieser Staat schon nicht macht“, schrieb Wild auf seiner Facebook-Seite.
Die Polizei wollte dieses nicht kommentieren. Sie habe Kenntnis davon, dass Privatpersonen Gelder anböten, sagte ein Sprecher. Er äußerte sich nicht zu genannten Höhen. Auch werde die Polizei nicht vermittelnd aktiv; es handele sich um rein private Initiativen.
Zuvor hatte der AfD-Abgeordnete Wild erklärt, dass der Täter augenscheinlich ausländischer Herkunft ist. „Dieses Überwachungsvideo sollte auch dem letzten vor Augen führen, dass die Kuschelpolitik im Umgang mit Gewalttätern gescheitert ist“, schrieb Wild. Sie gehörten „streng bestraft und danach abgeschoben“.
Bei der Polizei waren bis Montag zehn Hinweise zu dem Angriff eingegangen. Am Donnerstag hatte die Polizei das Video der Attacke aus der Nacht auf den 27. Oktober veröffentlicht. Es stammt aus einer Überwachungskamera der BVG. Es folgte eine Debatte über die Verrohung Berlins, allerdings gehen laut Kriminalstatistik die Fälle von Mord, Totschlag, Rohheits- und Sexualdelikten zurück; und die Gewalt auf Straßen und Plätzen, in Bussen und Bahnen nimmt ab. Das Video schockiert vor allem durch die Brutalität. Es zeigt, wie eine Frau die Treppen von der S-Bahn zum Bahnsteig der U8 hinuntergeht. Vier junge Männer kommen ins Bild. Einer tritt der Frau unvermittelt in den Rücken. Sie fällt mit Gesicht und Oberkörper auf den Treppenabsatz. Der Täter beobachtet den Sturz, zieht an seiner Zigarette und geht mit seinen Begleitern weiter. Nach einer ambulanten Behandlung hatte das 26-jährige Opfer am Folgetag Anzeige wegen schwerer Körperverletzung erstattet. Sie hatte sich beim Sturz einen Armbruch zugezogen.
Die gefährlichsten U- und S-Bahnhöfe Berlins sind laut der Statistik die Stationen Alexanderplatz, Kottbusser Tor und Hermannplatz. Allein in der ersten Hälfte des Jahres 2016 wurden hier 2057 Delikte gemeldet. Das ist der Antwort des Senats auf eine Anfrage der SPD zu entnehmen. Menschen wurden bestohlen, ausgeraubt, niedergeschlagen und sexuell belästigt. Obwohl allgemein gesehen die Gewalt abnimmt, meldet die Berliner Polizei immer wieder Vorfälle in S- und U-Bahnhöfen. Allein in diesem Monat randalierten mehrere Personen in einer S-Bahn in Treptow-Köpenick und sprühten Löschpulver in das Gesicht eines Fahrgastes. In Zehlendorf überfielen und verletzten Unbekannte einen Mann an der S-Bahnstation Sundgauer Straße.
Eine der brutalsten Attacken der letzten Jahre ereignete sich am U-Bahnhof Haselhorst, als vier 17- bis 19-jährige Schüler einen 34-jährigen Familienvater in der Silvesternacht 2008 fast zu Tode prügelten. Im April 2011 schlug der 18-jährige Gymnasiast Torben P. auf dem U-Bahnhof Friedrichstraße sein Opfer nieder und trat ihm auf den Kopf. Im Januar 2016 stieß ein Mann eine 20-jährige Frau an der U-Bahn-Station Ernst-Reuter-Platz vor eine U-Bahn.
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