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Der Energiekonzern Vattenfall erwägt den Verkauf oder die Stilllegung von Kohlekraftwerken in Deutschland sowie den Niederlanden.

© Soeren Stache/dpa

Braunkohle: „Es sieht nicht so gut aus“

Vattenfall-Europe-Chef Toumo Hatakka sieht kaum noch Chance für CCS-Projekt, will aber an der Braunkohle aus Brandenburg offenbar noch lange festhalten.

Von Matthias Matern

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Cottbus/Potsdam - Der schwedische Staatskonzern Vattenfall sieht kaum noch Chancen für sein CCS–Demonstrationskraftwerk in Jänschwalde (Spree-Neiße). Zwar habe die Bundesregierung mittlerweile den Vermittlungsausschuss angerufen, um das Gesetz zur Abscheidung und unterirdischen Speicherung von CO2 noch zu retten, viel Hoffnung aber habe er nicht, sagte der Vorstandschef der Vattenfall Europe AG, Toumo Hatakka, am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa. „Wir haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Aber die Wahrscheinlichkeit ist nicht sehr hoch“, räumte er ein.

Mehrfach hatte Vattenfall gedroht, ohne ein passendes Gesetz zu CCS (Carbon Capture and Storage) nicht in Jänschwalde investieren zu wollen. Rund 1,5 Milliarden Euro soll der Bau kosten. Etwa 180 Millionen Euro Fördermittel hat die EU bereits zugesagt. Das abgeschiedene CO2 soll in Ostbrandenburg verpresst werde. Im September war ein Gesetzesentwurf im Bundesrat gescheitert. „Es sieht nicht so gut aus für unser Demoprojekt in Jänschwalde“, meinte Hatakka.

Allerdings will Vattenfall ohne Gesetz gar keine Kohlekraftwerke in Deutschland mehr bauen. „Weder für Braunkohle noch für Steinkohle“, kündigte Hatakka an. Das Steinkohlekraftwerk in Hamburg-Moorburg werde jedoch noch fertiggestellt. Auch würden bestehende Anlagen, etwa in Jänschwalde, weiter modernisiert, hieß es auf PNN-Nachfrage aus der Europazentrale des Konzerns in Berlin.

In Brandenburg verstromt Vattenfall Braunkohle im Kraftwerk Schwarze Pumpe (ebenfalls Spree-Neiße), einer Anlage aus den 90er Jahren, und in Jänschwalde. Letztere wurde zwischen 1976 und 1988 erbaut und ist laut der Naturschutzorganisation Greenpeace das zweitschmutzigste Kraftwerk Deutschlands. „Der Wirkungsgrad liegt bei etwa 35 Prozent. Rund zwei Drittel der eingesetzten Energie verpuffen ungenutzt“, kritisierte gestern Greenpeace-Energieexpertin Anike Peters. Ohnehin sei Braunkohle der klimafeindlichste fossile Energieträger. Für die Erzeugung einer Kilowattstunde Strom falle etwa dreimal soviel Kohlendioxid an wie bei Erdgas, so Peters weiter.

An der Braunkohle aus Brandenburg will Vattenfall offenbar noch lange festhalten. Zwar sei dies derzeit kein „Wachstumsfeld“, so Hatakka gestern. „Das heißt aber nicht, dass wir kurzfristig auf Kohle verzichten können. Man kann Kohle als Brückentechnologie definieren, aber das ist eine verdammt lange Brücke.“ Derzeit fördert Vattenfall an drei Standorten in Brandenburg. Mit Jänschwalde-Nord und Welzow-Süd Teilfeld II sollen zwei weitere neu erschlossen werden. Die Planungsverfahren laufen bereits.

Allein für den Abbau bei Welzow (Oberspreewald-Lausitz) müssten nach Angaben der Grünen-Landtagsabgeordneten Sabine Niels 810 Menschen umgesiedelt werden. Sie hofft, dass möglichst viele Menschen Einwendungen gegen die Erschließung bei der Gemeinsamen Landesplanungsabteilung der Länder Berlin und Brandenburg einreichen. Dies sei noch bis zum 30. November möglich, teilte Niels gestern mit. „Die von Kohlekraftwerken verursachte Klimaveränderung findet überall statt.“ Auch würden die Schäden am Wasserhaushalt Einzugsgebiete der Spree und der Havel betreffen, so Niels. Daher hätten „auch alle Bürger Brandenburgs das Recht, Einwände zu erheben“. Eine Mustereinwendung sei im Internet zu finden. 

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