Brandenburg: Expertentagung zur Nachnutzung von Tagebauöden
Großräschen - Direkt an der Kante der sich langsam mit Grund- und Spreewasser füllenden Tagebaugrube im südbrandenburgischen Großräschen wehen derzeit viele Nationalflaggen: Haiti, Kongo, Slowenien, Chile, Slowakei, USA, Frankreich, Belgien „Aus 25 Ländern sind Wissenschaftler, Planer und Bürgermeister zu unserer dreitägigen Konferenz gekommen“, sagte Professor Rolf Kuhn, Geschäftsführer der Internationalen Bau-Ausstellung in der Lausitz. Die Experten tauschen hier Ideen aus zur Heilung der durch Bergbau und Industrie geschundenen Landschaften.
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Großräschen - Direkt an der Kante der sich langsam mit Grund- und Spreewasser füllenden Tagebaugrube im südbrandenburgischen Großräschen wehen derzeit viele Nationalflaggen: Haiti, Kongo, Slowenien, Chile, Slowakei, USA, Frankreich, Belgien „Aus 25 Ländern sind Wissenschaftler, Planer und Bürgermeister zu unserer dreitägigen Konferenz gekommen“, sagte Professor Rolf Kuhn, Geschäftsführer der Internationalen Bau-Ausstellung in der Lausitz. Die Experten tauschen hier Ideen aus zur Heilung der durch Bergbau und Industrie geschundenen Landschaften. Mit dem riesigen Tagebaugebiet zwischen Senftenberg, Cottbus und Spremberg liegt ein besonders beeinträchtigter Landstrich direkt vor dem Gebäude der dreitägigen Tagung.
„Wir sollten die Brachen nicht immer nur unter Wasser verstecken“, sagte Caroline Digby, die im südwestenglischen Cornwall das Projekt „Eden“ betreut – ein Umweltzentrum mit dem weltgrößten Treibhaus mit allen Klima- und Vegetationszonen, das jährlich etwa eine Million Menschen besuchen. In Kenia entstand dagegen aus Kalk-Minen ein Park für Flusspferde, Portugal baute eine Opernbühne in einen Steinbruch, Schweden eine Auto-Teststrecke in einem Kalksteinbruch und im US-Staat Utah wurde aus einer Kupfermine eine Mustersiedlung.
Brandenburg und Sachsen lassen dagegen aus einem Viertel der 100 000 Hektar großen Ex-Tagebaue eine Seenkette entstehen. Dennoch hat gerade die Lausitz einige Besonderheiten zu bieten. Vor allem chinesische Wissenschaftler schossen gestern Fotos von der zur Besucherattraktion gestalteten Förderbrücke bei Finsterwalde, den Biotürmen der alten Kokerei in Lauchhammer oder der nachgebauten Slawenburg in Raddusch. „Wir wollen die Identität der Menschen zu ihrer Region bewahren und die 150-jährige Bergbaugeschichte nicht völlig ausblenden“, sagte der Chef der brandenburgischen Staatskanzlei, Clemens Appel.
Die meisten Lausitzer betrachten den Landschaftswandel mit gemischten Gefühlen. 125 Orte sind abgebaggert, die 28 000 Einwohner um- oder weggesiedelt. Und nach der Wende fielen mehr als 100 000 Jobs im Braunkohlentagebau weg. Claus-Dieter Steyer
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