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Brandenburg: Fall Jonny K.: Tatverdächtiger ist nicht greifbar

Onur U. hatte sich nach der tödlichen Attacke in die Türkei abgesetzt. Nach Deutschland wird er wohl nicht ausgeliefert

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Berlin - Im Fall des getöteten Jonny K. ist nun eingetreten, was Ermittler befürchtet haben – und was Berlins Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) bereits vor drei Monaten als denkbar andeutete: Einer der Tatverdächtigen, Onur U., der nach der Attacke am Alexanderplatz in die Türkei geflüchtet war, hat nun die türkische Staatsbürgerschaft angenommen. Damit kann die Türkei ihn nicht mehr ausliefern. „Die halbe Strafverteidigerszene schüttelt entsetzt den Kopf“, sagt ein Ermittler. Keiner der Juristen versteht, warum Onur U. (19) diesen Schritt getan hat. „Sollte er in der Türkei ins Gefängnis kommen, erwarten ihn viel schlimmere Haftbedingungen als hier“, sagt ein Ermittler.

Eine Sprecherin von Justizsenator Heilmann bestätigt, dass die türkischen Behörden ein Ersuchen an ihre deutschen Kollegen gestellt haben. Sie bitten um Unterlagen, um die Strafverfolgung gegen Onur U. aufzunehmen.

Ende Oktober hatte Heilmann dieser Zeitung noch gesagt, dass der Verdächtige lediglich die deutsche Staatsbürgerschaft habe, was eine Auslieferung erleichtere. Die deutschen Behörden stellten bereits kurz nach der Tat am 14. Oktober ein Rechtshilfeersuchen in der Türkei. Nach Informationen dieser Zeitung soll der Anwalt des Verdächtigen noch versucht haben, mit den deutschen Behörden zu verhandeln. Es sei ihm vor allem darum gegangen, dass sein Mandant nicht in Untersuchungshaft müsse, falls er sich freiwillig stelle.

Onur U. steht in Verdacht, mit fünf mutmaßlichen Komplizen den 20-jährigen Jonny K. vor einer Disco am Alexanderplatz ins Koma geprügelt zu haben. Jonny K. starb wenig später in einer Klinik.

Von den sechs Tatverdächtigen sitzen drei in Untersuchungshaft, einer wurde wieder freigelassen. Neben Onur U. ist noch ein weiterer Verdächtiger auf der Flucht: Bilal K. soll sich nach Griechenland abgesetzt haben. Doch ob er dort noch ist, bezweifeln offenbar selbst einige Ermittler, wie es am Donnerstag hieß. Laut Staatsanwaltschaft ist das Verfahren noch immer nicht abgeschlossen, sodass die bereits gefassten Beschuldigten auch noch nicht angeklagt werden konnten.

Dass sich jemand dem Verfahren auf solche Art entzieht, ist nicht neu. Im Fall um den sogenannten Ehrenmord an Hatun Sürücü hat sich der Mitangeklagte Bruder Mutlu Sürücü in die Türkei abgesetzt, dort die deutsche Staatsbürgerschaft abgelegt und besitzt nur noch die türkische.

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