Förderpolitik: Filmförderung: Brandenburg kürzt und brüskiert Berlin
Brandenburg kürzt seine Zuschüsse für Filmproduktionen in der Region. In Berlin wollte Klaus Wowereit die Zuschüsse eigentlich aufstocken. Nun sind Berlin und die Branche entrüstet.
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Potsdam - Die Filmbranche der Region ist alarmiert, Berlin irritiert: Die von Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) geführte Landesregierung Brandenburgs will nach PNN-Informationen jetzt erstmals den Rotstift bei der gemeinsamen Filmförderung mit Berlin ansetzen. Und das gefährdet indirekt ein Schlüsselprojekt des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD), der für die Jahre 2013/2014 eine drastische Aufstockung der Filmförderung angekündigt hat. Neben dem Flughafen BER, insbesondere beim Schallschutz, belastet auch dieser Konflikt das Verhältnis beider Länder, die offenbar zunehmend wieder getrennte Wege gehen oder Eigeninteressen verfolgen.
„Kürzungen wären ein falsches Signal für die Filmwirtschaft, für den Standort“, warnte Senatskanzleichef Björn Böhning am Dienstag gegenüber den PNN. „Wenn wir aufstocken, aber Brandenburg seine Zuschüsse gleichzeitig runterfährt, haben wir für den Standort nichts gewonnen, immerhin den Filmstandort Nummer Eins in Deutschland.“
Berlin war nach seinen Angaben im Frühjahr von den Potsdamer Plänen „überrascht“ worden, hatte durch „Hörensagen“ davon erfahren, diese dann auf Nachfrage bestätigt bekommen. Man habe interveniert, etwa auf der gemeinsamen Sitzung beider Kabinette am 8.Mai, die von der Verschiebung der BER-Eröffnung überschattet worden war. „Bisher gab es keine Reaktion“, sagte Böhning.
Wowereits Senatskanzleichef erinnert daran, dass eine Fifty-Fifty-Finanzierung für den länderübergreifenden Medienboard Berlin–Brandenburg vereinbart war, wo die Filmförderung angesiedelt ist. Tatsächlich ist der Medienboard eine institutionalisierte Zwei-Länder-Einrichtung. Ausgangsidee bei der Gründung war, dass gerade die innovative Film- und Medienwirtschaft keine Ländergrenzen kennt, es in der Hauptstadtregion eine mit München, Nordrhein-Westfalen oder Hamburg konkurrenzfähige Filmförderung aus einem Guss geben muss. 2011 etwa wurden 263 Filmprojekte mit 24,6 Millionen Euro, darunter war auch die Verfilmung von „Der Wolkenatlas“, bei der Hollywood-Stars Tom Hanks und Halle Berry in Babelsberg vor der Kamera standen. Und die Filmförderer rechnen gern vor, dass für jeden Förder–Euro in der Region vier Euro ausgeben werden.
Doch schon in den letzten Jahren hatte Berlin allein draufgelegt. Im Jahr 2012 steuerte der Senat knapp 10 Millionen Euro bei, aus Brandenburg kamen knapp 7,7 Millionen Euro. 400 000 Euro weniger sollen es ab 2013 sein – nach einer Entscheidung des zuständigen Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke), die sein Sprecher Steffen Streu bestätigte. Als Begründung verwies er darauf, dass alle Ressorts einen Beitrag zur Konsolidierung des Haushaltes leisten müssten, da das Land ab 2014 ohne neue Schulden auskommen will. Schon dieses Jahr sollten die 400 000 Euro gestrichen werden, wozu es nicht kam: Die Summe wurde aus einem anderen Topf überwiesen. Es sei eine „moderate Kürzung“, sagte Streu. Die Filmförderung gänzlich auszunehmen, „wäre zu Lasten anderer Branchen gegangen, die für Brandenburg ebenso wichtig seien, Dauerarbeitsplätze schaffen würden.“ Bei der Filmförderung je Einwohner liege Brandenburg immer noch über anderen Ländern.
Während Brandenburg spart, stockt Berlin auf, will zu den 10 Millionen Euro 2013 rund 530 000 Euro dazulegen, 2014 dann noch einmal 780 000 Euro, womit die Schere der Zuschüsse so weit wie nie in der Geschichte des Medienboardes auseinanderklaffen würde. Auch für den Berliner Haushalt sei dies „eine Kraftanstrengung“, von der man sich aber wichtige Effekte verspreche, betonte Böhning. „Es geht darum, dass die Studios besser frequentiert werden, noch mehr internationale Produktionen in die Region geholt werden, auch für Kinodigitalisierung und andere Zukunftsfelder.“ Das entspricht dem SPD/CDU-Koalitionsvertrag, in dem im Kapitel „Kreatives Berlin“ auch ein „Ausbau des Medienboard Berlin Brandenburg“ angekündigt ist.
In Brandenburg, das mit dem Standort Babelsberg maßgeblich profitiert, läuft die Medienbranche bereits Sturm, hat dem Vernehmen nach bei Platzeck und Christoffers interveniert. Vor zwei Wochen etwa hagelte es Kritik bei einer Sitzung des „Arbeitskreis Medien“, in dem Manager von Filmfirmen, aber auch Parlamentarier sitzten. Und noch hofft auch Berlin „stark“, sagt Senatskanzleichef Böhning, „dass Brandenburg umdenkt.“
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