Brandenburg: Fürs Leben gezeichnet
Gedenken an Opfer sowjetischer Speziallager am Wochenende in Sachsenhausen
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Oranienburg - Sie erlebten Gewalt und Folter, wurden gequält oder fanden den Tod. Zehntausende Menschen landeten nach Kriegsende in den berüchtigten sowjetischen Speziallagern auf dem Gebiet der späteren DDR.
Die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten erinnert am Wochenende an die Ankunft der ersten Häftlinge vor 70 Jahren in dem Lager. Seit den 1990er-Jahren wird dies als Gedenktag begangen. Geplant sind Gesprächsrunden mit Zeitzeugen, eine Installation im Museum, aber auch eine Gedenkveranstaltung und eine Kranzniederlegung in Erinnerung an die Opfer.
Insgesamt richtete die sowjetische Besatzungsmacht auf ihrem Territorium zehn Speziallager ein. Das größte befand sich in Sachsenhausen nördlich von Berlin, wo bis Kriegsende ein Konzentrationslager der Nationalsozialisten war. Andere existierten im ehemaligen KZ Buchenwald, in Bautzen oder Berlin-Hohenschönhausen - später zentrales Untersuchungsgefängnis der DDR-Staatssicherheit. Die Lager gab es bis Anfang 1950.
In Sachsenhausen waren 60 000 Menschen inhaftiert, 12 000 Häftlinge starben. Verantwortlich dafür waren vor allem die katastrophalen hygienischen Verhältnisse, Kälte, Hunger und Krankheiten.
Zu DDR-Zeiten wurde der Mantel des Schweigens über das Geschehen in den sowjetischen Speziallagern gedeckt. Die überlebenden Insassen mussten bei der Entlassung meist unterschreiben, über ihre Erlebnisse zu schweigen. Viele flüchteten in den Westen. Erst in den 1990er-Jahren begann die Aufarbeitung in den neuen Ländern. Das Geschehene dürfe nicht vergessen werden, hatte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) im Juli bei einem Treffen mit Überlebenden betont.
Die Gründe für die Inhaftierung waren meist vorgeschoben: Jugendlichen wurde vorgeworfen, Werwölfe zu sein. Das waren Hitler-Getreue, die weiter im Untergrund arbeiteten. Andere wurden als vermeintliche Spione denunziert oder waren einfach den Politfunktionären unbequem.
Nach Angaben der Stiftung wurden nach den Bestimmungen des Potsdamer Abkommens auch Angehörige des Nazi-Machtapparates verhaftet. Das betraf auch einfache Mitglieder von NS-Jugendorganisationen. Teilweise waren sie über Jahre ohne formelles Gerichtsurteil eingesperrt. Inhaftierungen gab es auch wegen angeblichen Widerstands gegen die Besatzungsmacht. Nach Sachsenhausen kamen aber auch mehr als 7000 Sowjetbürger und russische Emigranten, unter anderem straffällig gewordene Rotarmisten. Gudrun Janicke
Gudrun Janicke
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