zum Hauptinhalt
Anspannung. Polizisten eines Spezialeinsatzkommandos stehen am Freitag vor der Filiale der Deutschen Bank in Berlin-Zehlendorf. Ein bislang nicht identifizierter Mann hatte zuvor einen Bankangestellten als Geisel genommen und mit einer Bombe gedroht.

© dapd

Kriminalität: Geiselnahme in einer Bankfiliale

Täter bringt in Berlin-Zehlendorf einen Bankangestellten aus Brandenburg in seine Gewalt und droht mit Bombe. Polizei stellt Scharfschützen auf.

Stand:

Berlin – Im Berliner Stadtteil Zehlendorf hat am Freitagnachmittag ein Mann eine Filiale der Deutschen Bank überfallen und eine Geisel genommen. Der Polizeieinsatz dauerte über den Redaktionsschluss dieser Ausgabe hinaus. Alarmiert wurden die Beamten nach Auskunft von Polizeisprecher Thomas Neuendorf kurz vor 16 Uhr von Angestellten der Bank. Der Geiselnehmer hatte demnach einen Angestellten in seine Gewalt gebracht. Der 40-jährige Bankmitarbeiter stammt laut Polizei aus Brandenburg. Spezialisierte Mitarbeiter der Polizei betreuen seine Frau, hieß es am Abend. Man stufe den Täter als irrational ein. Auf der nahen Dorfkirche Alt-Zehlendorf wurden Scharfschützen postiert.

Kunden seien nach bisherigem Erkenntnisstand nicht betroffen gewesen, 20 weitere Bankangestellte hätten zudem ins Freie fliehen können, hieß es weiter. Die Polizei hatte nach eigenen Angaben mit dem Täter, der Geld und freien Abzug fordert, gegen 17.40 Uhr sprechen können. Über einen Nebeneingang seien SEK-Beamte und Psychologen der Polizei in die Bank gekommen. Die Höhe der Summe, die der Mann fordert, wollte ein Polizeisprecher aus polizeitaktischen Gründen nicht nennen. Es soll sich aber um eine größere Summe handeln, der „Bild“-Zeitung zufolge um eine Million Euro. Die Deutsche Bank wollte sich selber zu den Ereignissen vorerst nicht äußern.

Nach unbestätigten „Bild“-Informationen soll es sich bei dem Täter zudem um einen Deutschen handeln. Er wird als Ende zwanzig und von kräftiger Statur beschrieben. Über seine Bewaffnung und das weitere Vorgehen der Polizei war bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe nichts zu erfahren. Nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP drohte der Täter, die Bankfiliale in die Luft zu sprengen. Die Potsdamer Straße und der Teltower Damm – zwei Hauptverkehrsachsen im Berliner Südwesten – wurden im Bereich des Einsatzortes komplett gesperrt, Schaulustige zurückgedrängt. Auch mehrere Läden und Restaurants mussten schließen. „Wir brauchen ein freies Feld“, begründete ein Polizeisprecher die Maßnahme, „der Täter soll nicht nervös gemacht werden“.

Vergleichbare Geiselnahmen hat es in den vergangenen Jahren in Berlin selten gegeben. Der wohl dramatischste Fall war der Banküberfall der sogenannten Tunnelgangster-Bande vor 17 Jahren. Sechs Männer hatten am 27. Juni 1995 ebenfalls eine Bankfiliale in Zehlendorf überfallen. Vier Täter waren schwer bewaffnet in die Bank gestürmt, hatten Schüsse abgegeben und 16 Geiseln genommen. Neben einem Lösegeld von 17 Millionen Mark (knapp neun Millionen Euro) verlangten sie einen Hubschrauber, Fluchtfahrzeuge und drohten mit Exekution ihrer Geiseln. Diese harrten bis zum Zugriff der Polizei um vier Uhr des nächsten Morgens in Todesangst aus. Währenddessen waren die Täter mit mindestens 16,3 Millionen Mark (gut acht Millionen Euro) unbemerkt über einen zuvor gegrabenen Tunnel verschwunden. Der letzte der Täter wurde vor vier Jahren zu einer Jugendstrafe verurteilt, kam aber frei, da er bereits im Libanon und in Schweden in Haft gesessen hatte.

Vor knapp zehn Jahren gab es in Schöneberg eine spektakuläre Geiselnahme in einem BVG-Bus. Der Bankräuber Dieter Wurm hatte am 11. April 2003 mit einem unbekannt gebliebenen Mittäter in Steglitz eine Filiale der Commerzbank ausgeraubt. Nach dem Überfall war der mehrfach vorbestrafte Gewaltstraftäter in einen Bus der Linie 184 geflüchtet und hatte dort mehrere Geiseln genommen. SEK-Beamten gelang es nach rund vier Stunden, den Bus nach 30 Kilometern Fahrt durch das Stadtgebiet zu stoppen und Wurm mithilfe zweier gezielter Schüsse in die Schulter zu überwältigen.

Im Januar 2003 beendete die brandenburgische Polizei eine Geiselnahme in einer Wandlitzer Sparkasse unblutig. Ein Mann hatte die Filiale an der Bundesstraße 109 Berlin-Prenzlau überfallen und wurde bei der Flucht mit einer Geisel gefasst. (mit dapd)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })