
© Silvia Passow
Gemeinsam gegen den Krebs: Der Potsdamer Verein „Eisvogel“ bittet um Spenden
Bei der Tagesspiegel-Spendenaktion „Menschen helfen!“ 2024/25 wird für 52 soziale Initiativen gesammelt. Der Verein Eisvogel unterstützt Menschen mit der Diagnose Leukämie oder Lymphom und ihre Angehörigen.
Stand:
Es ist ein Tag im Jahr 2021, als Gina Niemczyks Welt in sich zusammenfällt. Bei einer Routineuntersuchung fallen ihre Blutwerte auf, bald darauf erhält sie die Diagnose: Leukämie. Was folgt, sind viele Untersuchungen, Fragen, Ängste, Sorgen, Trauer.
Der Lebenspartner und die Familie stehen ihr bei, und sie fühlt schon damals, auch für ihre Angehörigen ist die Situation fordernd, auch sie leiden. Sie wollen stark sein, für sie da sein, und im Gegenzug möchte Niemczyk sie nicht unnötig belasten. Irgendwie möchte jeder den anderen beschützen. Dazu kommt, nicht alle Sorgen und Ängste können jene, die das Glück hatten, nicht eine solche Diagnose zu bekommen, nachempfinden.
Über Instagram folgte sie schon damals einer jungen Frau mit Leukämie. Von ihr erfährt sie vom Verein „Eisvogel“. Sie ruft den Verein an. Reden endlich, denn die Frau am anderen Ende, Anke Simon, kann vieles von dem, was sie bewegt, verstehen. Sie selbst hatte Lymphknotenkrebs, ist nun geheilt. „Stunden, es waren wirklich Stunden“, sagt Niemczyk über dieses erste Telefonat.
Zuversicht schenken
Eine solche Telefonnummer, jemand zum Reden, zuhören und der Mut macht, das hätte sich auch Anke Simon gewünscht, als sie 2012 erkrankt. Sie suchte, doch da war niemand. Dafür nur negative Berichte, nichts, was Hoffnung schenkt. Simon nimmt sich vor, das muss sich ändern.
Sie gründet den Verein „Eisvogel“, für Menschen mit den Diagnosen Leukämie oder Lymphom und deren Angehörige. Was fehlt, ist ein Name. Simon fragt sich, welchen natürlichen Feind die kleinen Krebstierchen in der Natur haben. Sie kommt auf den Eisvogel und erfährt, der Vogel gelte auch als Glücksbringer. Wenn jemand Glück braucht, dann schwer erkrankte Menschen.
Noch im selben Jahr der Diagnosestellung erhält Niemczyk eine Stammzellentransplantation. „Ohne die Stammzellenspende, wäre ich nicht mehr am Leben“, sagt sie. Das Immunsystem ist geschwächt, sie selbst fühlt sich matt.

© Silvia Passow
Noch im Krankenhaus bekommt sie Tagesspiegel-Weihnachtsaktion ein Paket. Darin sind lauter nützliche Sachen, für jemanden, der über Wochen in der Klinik bleiben muss. „Eine Trinkflasche, ein Leseknochen, damit lässt es sich nicht nur gut im Bett lesen, man kann dieses Lesekissen in Form eines Knochens auch als Nackenrolle nutzen“, erklärt Niemczyk. „Schlafmaske, Ohropax, Schokolade, eine Mütze, Wollsocken, Süßigkeiten, ein kleiner Eisvogel aus Porzellan“, zählt sie weiter auf. Und eine handgeschriebene Karte. „Ich habe erst mal geweint und gedacht, da schickt mir jemand, den ich gar nicht kenne, so ein schönes Paket“, sagt sie über ihr Mutmacher-Paket. So nennt man bei Eisvogel diese Pakete für Erkrankte.
Die Berlinerin bleibt mit dem Verein, der in Potsdam Vereinsräume unterhält, in Kontakt. Und sie beschließt, wenn die Krankheit überwunden ist, wird sie anderen Menschen helfen, will auch Mut und Hoffnung schenken. Dieses Gefühl des Zusammenhaltes teilen. Davor bekommt sie aber noch ihr Krebsfrei-Paket. Damit wird das Ende der Erkrankung gefeiert.
Mutmacher für Erkrankte und Angehörige
Seit Oktober 2023 ist Niemczyk in Teilzeit beim Verein angestellt. Vorher war sie ehrenamtlich für Eisvogel aktiv. Ihren Beruf als Logopädin kann sie wegen der Infektionsgefahr nicht mehr ausüben. Neben dem Paketepacken werden kreative Workshops und Kurzreisen angeboten.
Eine Säule des Vereins sind die Patenschaften. Ein ehemaliger Erkrankter betreut einen akut Kranken. „Mit Betroffenen reden ist so wertvoll. Man hat ähnliche Erfahrungen mit Ärzten und Krankenhäusern gemacht“, sagt Niemczyk.
Doch nicht nur den Erkrankten soll bei Eisvogel geholfen werden. „Die Angehörigen der Erkrankten brauchen auch Unterstützung“, sagt die 31-jährige Niemczyk. Im Fall der Erkrankung und erst recht, wenn keine Genesung am Ende steht, sondern der Tod. „Die Familien und Freunde stehen mit ihrem Verlust allein da. Hier wollen wir helfen“, sagt Niemczyk. Zum Angebot gehören Workshops mit Künstlern. Gemeinsam können Erinnerungsstücke hergestellt werden.
Auch die Angehörigen bekommen ein Paket. Für den trostbringenden Inhalt dieser Pakete bitten wir die Tagesspiegelleser um Spenden. „Denn es macht einen Unterschied, wenn man nicht allein ist“, sagt Niemczyk.
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