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Abgang. Zwei wichtige Planer mussten nach dem Chaos gehen: erst verlor Manfred Körtgen (gelbe Weste) seinen Job, jetzt auch Joachim Korkhaus.

© Thilo Rückeis

Brandenburg: Großreinemachen am BER

Nach dem Technik-Geschäftsführer Manfred Körtgen müssen weitere Führungskräfte ihre Posten räumen

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Schönefeld - Der neue technische Geschäftsführer der Flughafengesellschaft und Verantwortliche für den Flughafenausbau, Horst Amann, räumt weiter auf. Nach dem Durchforsten der Pläne sind jetzt die Mitarbeiter an der Reihe, die an führender Stelle mit dem Projekt betraut waren, das in den Sand gefahren worden ist. So hat Amann jetzt den seit 2008 amtierenden Projektleiter für den Ausbau, Joachim Korkhaus, abgelöst. Dieser war seit Anfang Mai der ranghöchste Planer am Flughafen, nachdem der Aufsichtsrat den damaligen technischen Geschäftsführer Manfred Körtgen nach Hause geschickt hatte. Dem Vernehmen nach trennt sich Amann auch von weiteren Mitarbeitern, unter anderem vom Teilprojektleiter für den Terminalausbau. Flughafensprecher Ralf Kunkel bestätigte am Mittwoch aber lediglich den Abschied von Korkhaus, der nun andere Aufgaben übernehmen solle. Amann habe aber begonnen, personelle Konsequenzen zu ziehen.

Amann wolle einen Neuanfang mit Mitarbeitern, die er kenne und auf die er sich verlassen könne, heißt es beim Flughafen. Die Arbeit der jetzt abgelösten Mitarbeiter sei bisher sehr geschätzt worden. Während der Hauptverantwortliche Manfred Körtgen sich die Zeit nahm, neben seiner Flughafenaufgabe zu promovieren, hätten einige der Mitarbeiter, von denen sich Amann nun trennt, meist 60 oder mehr Stunden in der Woche gearbeitet. Die Aufgabe sei aber doch zu groß gewesen, wie sich nun herausstelle. Auch sie sollen aber im Unternehmen bleiben.

Zuvor hatte Amann, der seit 1. August für die Flughafengesellschaft arbeitet, den Eröffnungstermin für den BER-Flughafen verschoben: vom 17. März 2013, auf den sich der Aufsichtsrat unter dem Vorsitz des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) zuvor festgelegt hatte, auf den 27. Oktober 2013.

Am Nachmittag besuchte der Verkehrsausschuss des Bundestages die Baustelle. Die Abgeordneten verschafften sich einen Überblick über die aktuellen Probleme. Seit Juni geht es auf der Baustelle kaum noch voran. Und am heutigen Donnerstag will der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) eine Regierungserklärung zum Flughafendebakel im Abgeordnetenhaus abgeben. Außerdem soll ein Nachtragshaushalt beschlossen werden, in dem 444 Millionen Euro als zusätzliche Finanzmittel für die Flughafengesellschaft eingestellt sind. Die Mehrkosten wegen der verschobenen Eröffnung und zusätzlicher Schallschutzmaßnahmen werden auf 1,2 Milliarden Euro taxiert.

Nach Angaben der Bündnisgrünen sind in den Mehrkosten noch keine Mittel für mögliche Schadensersatzforderungen von Fluggesellschaften oder geschädigten Unternehmen enthalten. Deshalb lehnen sie den Nachtragshaushalt ab. „Die besondere Aufmerksamkeit gilt den Unternehmen, die durch die erneute Verzögerung der Eröffnung möglicherweise in existenzielle Schwierigkeiten geraten“, erklärte ein Sprecher der Senatswirtschaftverwaltung. Derzeit prüfe man gemeinsam mit der Flughafengesellschaft, ob „die Zahl besonders betroffener Unternehmen spürbar ansteigen wird“. Eventuelle Unterstützungsmaßnahmen müssten auch mit der EU-Kommission in Brüssel abgestimmt werden. Überlegungen zur Einrichtung eines generellen Hilfsfonds gebe es derzeit nicht. Klaus Kurpjuweit/Thomas Loy

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