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Brandenburg: Grüne wollen Schutz für den Mauerweg

Berliner Senat soll zur Pflege verpflichtet werden

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Berlin - Viel ist nicht mehr zu sehen von der Mauer, die einst Ost und West getrennt hat. Und von mehr als 300 Wachtürmen der Grenzer sind lediglich fünf stehengeblieben. Um zu retten, was noch zu retten ist, haben die Berliner Grünen jetzt vorgeschlagen, den Mauerweg als Ensemble unter Denkmalschutz zu stellen. Dann seien Senat und Bezirke verpflichtet, den 160 Kilometer langen Rundweg zu erhalten, sagte am Freitag der verkehrspolitische Sprecher, Stefan Gelbhaar.

Unterstützt wird er vom Grünen-Europa-Abgeordneten Michael Cramer. Der hatte den Mauerweg initiiert. Nachdem der Wall 1989 aufgebrochen war, habe man davon nichts wissen wollen, blickte Cramer gestern zurück. „Die Mauer muss weg“, sei die Parole gewesen. Erst 2000, als man festgestellt habe, dass es ein Fehler war, das Monstrum fast komplett zu schleifen, habe sich die Stimmung geändert. Vor 15 Jahren beschloss das Abgeordnetenhaus, den Weg entlang der Mauer – abwechselnd auf dem früheren Kolonnenweg der DDR oder dem Zollweg der Alliierten – fahrradgerecht auszubauen. Zehn Millionen Euro seien seither investiert worden, sagte Cramer.

Obwohl der Mauerweg, auf dem sich Geschichte „erfahren“ lasse, ein touristischer Knüller geworden sei, ziehe der Senat inzwischen nicht mehr mit, kritisierte Gelbhaar. Deshalb wollten die Grünen den Schutzstatus erreichen, dem auch Brandenburg zustimmen müsste.

Als Gelbhaar Ende des vergangenen Jahres vom Senat wissen wollte, wie Mängel am Weg beseitigt werden können, hatte die Stadtentwicklungsverwaltung lapidar erklärt, solche Mängel würden bei ihr nicht erfasst und seien daher dem Senat auch nicht bekannt. Im Übrigen müssten die jeweiligen Grundstückseigentümer Mängel beseitigen.

Teile des Mauerweges sind inzwischen sogar verkauft; zuletzt habe Schönefeld Flächen veräußert, sagte Cramer. Auch dies solle in Zukunft ein ausgewiesener Schutz verhindern. Geschützt sind bereits 16 spärliche Mauerreste am Weg, nicht jedoch das „Parlament der Bäume“ mit integrierten Mauerresten des Künstlers Ben Wargin im Regierungsviertel. Das Gelände am Ufer der Spree ist irgendwann für eine Bebauung durch den Bund vorgesehen. Es wäre aber ein Irrwitz, wenn ausgerechnet der Bund dieses – nicht eingetragene – Denkmal vernichten würde, sagte Cramer.

Denn das Interesse am Mauerweg sei groß, nicht nur in Berlin. Die von der damaligen Alternativen Liste, der Vorgängerin der Grünen, vor 15 Jahren herausgebrachte Broschüre zur Geschichte des Mauerweges habe mehrfach nachgedruckt werden müssen. Und Cramers Buch zum Mauerradweg mit ausführlichen Informationen zur Tour ist jetzt bereits in der 8. Auflage erschienen – und dabei immer umfangreicher geworden. Rund 50 000 Exemplare sind nach Cramers Angaben inzwischen verkauft.

Gut sei aber auch, dass nicht alle seine Vorschläge verwirklicht worden seien, sagte Cramer. Ursprünglich habe er die Route rings um West-Berlin „Mauerlehrpfad“ nennen wollen. Mauerweg gefällt auch ihm besser. Klaus Kurpjuweit

Michael Cramer: Berliner Mauer-Radweg. Verlag Elsterbauer, Rodingersdorf. 212 Seiten. 13,90 Euro

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