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Von Thorsten Metzner: Günstiges Land

In Brandenburg sinken – mit wenigen Ausnahmen – die ohnehin schon niedrigen Immobilienpreise weiter

Stand:

Potsdam – Für Familien, die ein Häuschen im Grünen kaufen oder bauen wollen, sind im Land Brandenburg die Zeiten so günstig wie lange nicht. Für Makler wird es dagegen umso schwerer, Geschäfte zu machen. Das geht aus dem neuen „Grundstücksmarktbericht 2008“ für die Mark hervor, der am Mittwoch veröffentlicht wurde. Nach dem 80-Seiten–Werk sind die Immobilien-Preise im Land weiter gesunken, so dass freistehende Einfamilienhäuser inzwischen im Landesdurchschnitt für rund 127 000 Euro zu haben sind. Das ist 5100 Euro günstiger als im Jahr zuvor. Der Quadratmeterpreis für baureifes Bauland sank in entlegenen Regionen auf 30 Euro und selbst im Speckgürtel auf 65 Euro, 1994 waren es dort noch 104 Euro. Die Folge: Landesweit ging 2008 trotz einer stabilen Zahl von 38 000 Kaufverträgen der Gesamtumsatz auf dem Immobilienmarkt, ein Seismograph für die Konjunktur, schon um 23 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro zurück. In diesem Jahr rechnen Marktexperten mit weiteren Rückgängen.

Nachfrage ist da. Insgesamt haben 5651 Einfamilienhäuser 2008 den Besitzer im Brandenburgischen gewechselt, 4 Prozent mehr als im Vorjahr. Aber es gibt weiterhin ein dramatisches Wert-Gefälle zwischen Potsdam, mit einem auf 354000 Euro gesunkenen Durchschnittspreis für ein Einfamilienhaus das teuerste Pflaster im Land, dem Berliner Speckgürtel (147 100 Euro) und den berlinfernen Regionen (88271 Euro).

Neu und überraschender ist, dass es mittlerweile auffällige regionale Unterschiede zwischen strukturschwachen berlinfernen Regionen gibt. So ist der Preis für ein Einfamilienhaus in der Prignitz auf 61000 Euro, in Elbe-Elster auf 76500 Euro gefallen, die Tiefstwerte im Land. Die Immobilienpreise gehen dort besonders stark zurück, weil es infolge von Abwanderung und Arbeitslosigkeit kaum Käufer gibt. Gegenbeispiel ist die Uckermark, die trotz Landflucht und Berlinferne offenbar wegen ihrer landschaftlichen Reize für Hauskäufer attraktiver wird. Dort stieg der Preis für ein Einfamilienhaus im Durchschnitt auf 107700 Euro, was schon fast dem Niveau von Teltow-Fläming (108400 Euro) entspricht. Allerdings gibt es in der Uckermark, so groß wie das Saarland, auch weite Landstriche „ohne auswertbare Kauffälle“.

In der Wunschliste von Brandenburgern oder Zuzüglern aus Berlin nach eigenen vier Wänden steht das Einfamilienhaus, im Landesdurchschnitt freistehend auf einem 1000-Quadratmeter-Grundstück, jedenfalls immer noch ganz oben. Schon das Interesse an Zwei-Familien-Häusern ist deutlich geringer, was sich an 414 Verkäufen im Jahr 2008 und im Durchschnittspreis von 126 000 Euro widerspiegelt, der sogar niedriger als bei Einfamilienhäusern ist. Ähnlich sieht es bei Eigentumswohnungen aus, für die faktisch nur in Potsdam ein richtiger Markt besteht. Potsdam hat bei den landesweit 632 Verkäufen von Eigentumswohnungen allein einen Anteil von 44 Prozent. Anders als in weiten Teilen Brandenburgs, wo es Wohnungsleerstand gibt, sind in Potsdam wegen des Einwohnerzuwachses Wohnungen knapp und teuer, egal ob zur Miete oder zum Kauf. So kostet eine 85-Quadratmeter-Eigentumswohnung, die erstmals veräußert wird, in Potsdam 247800 Euro – 15000 Euro mehr als 2007. Im Berliner Umland sind es 147100 Euro, wobei auch hier die Preise angezogen haben. (2007: 112 000 Euro). Die höheren Immobilienpreise in Potsdam und im Umland haben eine Kehrseite. Hier halten auch mehr Häuslebesitzer finanziell nicht durch. So gab es 2008 landesweit 1239 Zwangsversteigerungen: Im Umland nahmen sie um 6 Prozent (plus 33 Verfahren) zu, während sie in den berlinfernen Regionen um 11 Prozent (minus 77 Verfahren) abnahmen.

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