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Streit am BER ist eskaliert: "Ich bitte den Aufsichtsrat um sofortige Unterstützung"
Am Flughafen bricht schon wieder das Chaos aus: BER-Technikchef Horst Amann hat an Klaus Wowereit einen Brief geschrieben. Und der hat es in sich.
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Dieser Brief hat es in sich. „Die fehlende Bereitschaft des Herrn Dr. Mehdorn, sich mit fachlichen und sachlichen Notwendigkeiten unter Berücksichtigung qualifizierter Mindesterfordernisse auseinanderzusetzen, führt zu einer nicht mehr hinnehmbaren Lähmung der Aktivitäten im Projekt.“
Geschrieben hat die Zeilen Horst Amann, Technikchef der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH. Gerichtet sind sie an Vize-Aufsichtsratschef und Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Am Donnerstag ging der Brief, der dem "Handelsblatt" vorliegt, offensichtlich an den gesamten 15-köpfigen Aufsichtsrat des Pannenflughafens.
Amann war für eine Stellungnahme am Donnerstag nicht erreichbar. Auch Aufsichtsräte wollten sich nicht äußern. Doch das Schweigen ändert nichts daran: Aus einem Machtkampf ist ein untragbarer Krieg geworden. Es ist seit langem bekannt, dass Technikchef Amann und Flughafenchef Hartmut Mehdorn nicht miteinander klarkommen. Ein Aufsichtsrat sagte dem Handelsblatt im August: „Es ist kein Frieden zwischen den beiden.“ Vor der Bundestagswahl werde aber nichts mehr passieren.
Nun ist Wahl und Amann sieht sich wohl genötigt, die Notbremse zu ziehen. „Es wird versucht, mich gegenüber dem Aufsichtsrat zu denunzieren und zu diskriminieren“, heißt es in dem Brief vom 16. September: „Ich bitte den Aufsichtsrat um sofortige Unterstützung.“
Ein früherer Versuch Mehdorns, Amann loszuwerden, wurde im Juni vom Aufsichtsrat vereitelt. Doch das Gremium ist genervt von der Streiterei. „Die sollen liefern, nicht streiten“, heißt es in dessen Umfeld. Und Berlins Senatssprecher Richard Meng äußerte sich erst gar nicht dazu, ob dieser Brief dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) vorliegt. "Das entscheidende Thema ist und bleibt, dass es auf der BER-Baustelle vorangeht. Alles andere ist nachrangig."
Mehrfach kursierten zuletzt Gerüchte, spätestens nach der Wahl müsse Amann gehen. Tatsächlich scheinen die Eigentümer, die Länder Brandenburg und Berlin sowie der Bund, geneigt, eher Amann als Mehdorn fallen zu lassen. „Kommt es hart auf hart, wird Amann keine Mehrheit im Aufsichtsrat haben.“
Amann fürchtet aber nicht nur, geopfert zu werden. Er fürchtet auch um die Zukunft des gebeutelten Hauptstadtflughafens. So beklagt er, dass Mehdorn „hervorragende Fachkräfte entlässt“ und durch kostenintensive Berater ersetzen lässt. Weder könnten externe Berater Bauherrenfunktionen übernehmen noch könnten sie Sachwalter für Entscheidungen über Steuergelder sein, warnt Amann.
Der Manager war im August 2012 als Hoffnungsträger geholt worden, mitten hinein ins Flughafenchaos. Die Erwartungen waren hoch. Erst schrittweise erkannte Amann, wie groß die Schwierigkeiten sind, den Flughafen an den Start zu bringen.
Mehdorn hält Amann jedoch für einen Bedenkenträger und Bremser. Aber auch er kommt nur langsam voran. Ursprünglich wollte Mehdorn im Sommer einen neuen Starttermin nennen. Aber dieses Versprechen hat auch der ambitionierte Ex-Bahn-Chef nicht eingelöst. Erst vor wenigen Tagen ruderte er zurück. Er habe „Stück für Stück gemerkt, was da noch alles gemacht werden muss und wie viel Zeit und Geduld man noch braucht, um fertig zu werden“, sagte er der „FAZ“.
Zuletzt waren Amann und Mehdorn beim Thema Teileröffnung aneinandergeraten. Mehdorn will gegen den Willen von Amann den sogenannten Nordpier vorzeitig in Betrieb nehmen, um Abläufe zu testen. Bislang hat es Mehdorn aber nicht vermocht, bei der Genehmigungsbehörde alle Papiere einzureichen. Es fehlen Unterlagen, bestätigte die Behörde am Donnerstag.
Amann mag solche Rückschläge für Mehdorn als persönliche Bestätigung sehen. Ob sie ihm helfen werden, ist offen. „Man kann ihm nichts vorwerfen, aber das zählt im Zweifel nicht“, sagt ein Flughafen-Insider. Nachdem in dieser Woche der frühere Flughafenchef Rainer Schwarz auf Auszahlung seines vorzeitig gekündigten Vertrages geklagt hat, könne es deshalb gut sein, dass der „Flughafen demnächst drei Geschäftsführer bezahlen muss, aber nur einer von denen arbeitet“.
Dieser Text erschien zuerst im "Handelsblatt"
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