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Brandenburg: Immer mehr Berliner verzichten aufs Auto Hauptstadt hat bundesweit niedrigste Pkw-Quote. Carsharing-Anbieter melden steigende Nachfrage

Berlin - Bei einem nachmittäglichen Blick etwa auf die Leipziger Straße in Berlin-Mitte möchte man die Statistik kaum glauben. Stoßstange an Stoßstange stehen die Autos, es geht nur langsam voran.

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Berlin - Bei einem nachmittäglichen Blick etwa auf die Leipziger Straße in Berlin-Mitte möchte man die Statistik kaum glauben. Stoßstange an Stoßstange stehen die Autos, es geht nur langsam voran. Dennoch: Verglichen mit anderen Bundesländern hat Berlin den niedrigsten Bestand an PKW je 1000 Einwohner: 319 Autos sind es laut Kraftfahrtbundesamt, im Bundesdurchschnitt sind es 503. Das liegt auch daran, dass in Berlin immer mehr Menschen ein Mietauto teilen.

Berlin ist zwar kein Flächenland wie Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern, wo die Menschen im Alltag oft aufs Auto angewiesen sind. Doch selbst in den beiden anderen deutschen Stadtstaaten, Hamburg und Bremen, ist die Fahrzeugdichte je Einwohner deutlich höher als in Berlin. In der Stadt nutzen viele Berliner die BVG – oder fahren Rad. Zudem erfreut sich das Carsharing großer Beliebtheit: Autofahrer können sich gegen Gebühr einen Wagen ausleihen – sei es zum Einkaufen oder für eine Wochenendtour in die Uckermark – und teilen es sich so mit anderen Nutzern.

In Berlin werben gleich fünf Anbieter um Kunden. „Berlin ist ein Haifischbecken für die Carsharing-Branche“, beschreibt Bettina Dannheim vom Anbieter Cambio die Marktsituation in der Hauptstadt. Das Unternehmen stockt sein Angebot dennoch gerade auf – von 10 auf 19 Fahrzeuge, die an acht Stationen im Stadtgebiet auf Nutzer warten. Somit hat Cambio die Zahl seiner Fahrzeuge nach dem Start am 1. Mai 2008 nahezu verdoppelt.

Ganz billig ist das Vergnügen des Autoteilens indes nicht. Die Preise staffeln sich nach Nutzungsdauer und gefahrenen Kilometern. Hinzu kommt eine monatliche Grundgebühr. Besagtes Wochenende in der Uckermark kann den Kunden dann schon mal 70 oder 80 Euro kosten. „Wer sehr viel fährt, für den lohnt sich Carsharing eher nicht“, gibt Martin Stutzbach, Unternehmenssprecher von Stadtmobil zu. „Sehr viel“ beginnt nach Angaben des Bundesverbands Carsharing bei rund 10 000 Kilometern im Jahr. Beim Kurztrip kommt man indes auf seine Kosten. Nach Aussage der Anbieter wächst die Nachfrage in Berlin besonders stark.

Bei Cambio werden die Autos von rund 280 Kunden genutzt, bis Jahresende sollen es doppelt so viele sein. Konkurrent Stadtmobil, seit zwei Jahren auf dem Markt, hat derzeit 15 Wagen im Einsatz und 350 Kunden. „Wir hatten im vergangenen Jahr eine Steigerung von 50 Prozent“, sagt Unternehmenssprecher Stutzbach. Deutschlandweit wuchs der Carsharing-Markt im gleichen Zeitraum um rund 20 Prozent, wie der Bundesverband errechnet hat.

Für Berlins Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linke) ist das Wachstum beim Carsharing eine gute Nachricht. „Das zeigt, dass die Berliner nicht weniger mobil sind als in anderen Städten, sondern anders."

Das Carsharing-Prinzip hat in Berlin Tradition. Einer der ersten Anbieter war die Firma Stattauto, die inzwischen Greenwheels heißt. Das Unternehmen konnte aber ebenso wie die Anbieter DB Rent und Sixti gestern keine konkreten Zahlen für Berlin nennen.

Insgesamt ist die Zahl der Autos und Kunden in Berlin noch überschaubar. Aber die Anbieter haben ein klares Konzept, nach dem sie Berlin für sich erschließen wollen. Sie konzentrieren sich auf bestimmte Kieze, in denen sie damit rechnen, dass sie dort ihre Klientel finden. „Wir sprechen tendenziell jüngere Menschen an, die dort wohnen, wo es wenig Parkraum gibt“, sagt Stadtmobil-Sprecher Martin Stutzbach. Bei Cambio befinden sich die Stationen, an denen die Autos für die Kunden bereit stehen, in Kreuzberg und Schöneberg. Aktuell kommt Prenzlauer Berg hinzu. Dort ist Stadtauto bereits vertreten, ein weiterer Schwerpunkt soll Kreuzberg sein. Simon Frost

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