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Brandenburg: In Schönefeld wird etwas fertig
Die BER-Chefs eröffnen das neue Luftfrachtzentrum. Und Wowereit stellt dabei klar, dass Tegel ohne Wenn und Aber schließt
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Schönefeld - Es soll ein Symbol sein, dass es vorangeht am neuen Hauptstadtflughafen Berlin-Brandenburg (BER) in Schönefeld. Am gestrigen Mittwoch ist dort ein neues Frachtzentrum eröffnet worden. Ein Anlass, bei dem einiges über Stimmung und Gefechtslage in der Flughafengesellschaft zutage tritt. Vor allem BER-Geschäftsführer Hartmut Mehdorn hatte für Verwirrung gesorgt und die Diskussion befeuert, etwa über den längeren Betrieb in Tegel, einen Premiumstandort, die Teilinbetriebnahme des BER und zuletzt die Verhandlungen Mehdorns mit seinem früheren Arbeitgeber Air Berlin über Schadensersatz für die 2012 geplatzte Eröffnung. Aufmerksam wurde daher registriert, was Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit, Brandenburgs Ministerpräsident und Aufsichtsratschef Matthias Platzeck (beide SPD) und Mehdorn zu sagen hatten. Manche Beobachter sprachen danach von Seitenhieben, andere von verbalen Scharmützeln.
Der Geschäftsführer bezeichnete die Eröffnung des Frachtzentrums als einen „elementaren Baustein für die Gesamtinbetriebnahme“. Jetzt sollten Schritt für Schritt alle fertigen Teile des Flughafens – Parkhäuser, Mietwagenstation oder Bahnhof – in Betrieb genommen werden, auch wenn damit noch kein Geld verdient werden könne. Rund um den Jahreswechsel könne wahrscheinlich der Testbetrieb für kleinere Fluggesellschaften am Nordpier starten, sagte Mehdorn. Darüber werde die Geschäftsführung entscheiden und den Plan dem Aufsichtsrat vorlegen. Durch die Teileröffnung solle der Tag des großen Umzugs nach Schönefeld entzerrt werden.
Auch Platzeck wertete die Eröffnung des Frachtzentrums als Zeichen, dass nach den Debatten über die Pannen nun ein neuer Geist einkehre. Jetzt gehe es darum, was funktioniere. Im Oktober werde sich der Aufsichtsrat auf einen Eröffnungstermin für den Flughafen festlegen – insgesamt und in welchen Schritten. Der neue Geist in der Flughafengesellschaft sei Mehdorn zu verdanken. „Es ist nicht einfach, tabulos zu denken“, sagte Platzeck. „Dass dabei auch unausgereifte Gedanken herauskommen, die nicht umgesetzt werden, damit müssen wir umgehen.“ Auch in den nächsten Wochen werde das die Öffentlichkeit noch beschäftigen. „Dieses tabulose Denken werden wir uns nicht verbieten lassen, nur weil es Aufregung erzeugt.“ Zu Tegel und zum Nordpier sagte Platzeck nichts – nicht direkt.
Wowereit sprach offensiv die Zukunft Tegels an und stellte sich klar gegen Mehdorn. „Denkverbote gibt es zwar nicht“, sagte Wowereit. Aber es gebe eine Beschlusslage der Flughafengremien. Demnach sei der BER ein „Singlestandort“, Tempelhof sei schon geschlossen worden, das Gleiche gelte für Tegel. „Da gibt es kein Wenn und Aber.“ Das sei die Grundlage der Entscheidung für den neuen Flughafen. Andererseits gab Wowereit Mehdorn auch Rückendeckung, nämlich für die Teilinbetriebnahme des Nordpiers. „Berlin unterstützt den Gedanken eines Softopenings“, sagte Wowereit. Mit diesen Zwischenschritten könne der BER erprobt werden. Wowereit mahnte aber: „Einige Schritte machen nur Sinn, wenn das Endziel definiert ist.“
Und die Sache mit Air Berlin? Mehdorn hatte in einem Schreiben an seinen Ex-Arbeitgeber ein Verhandlungsangebot zur Beilegung des Streits um Schadenersatz bestätigt. Noch bei Amtsantritt hatte er versprochen, dass die Sache wegen Interessenkollisionen nicht über seinen Schreibtisch geht. Die Kritik an seinem Vorgehen nannte er einen „aufgeblasenen Treppenwitz“. „Wenn ich mich hier nicht kümmern darf, dann stimmt was nicht“, sagte Mehdorn. Er wolle den Flughafen schnell eröffnen, eine Einigung mit Air Berlin erzielen, um einen langen Streit vor Gericht zu vermeiden. Angesprochen von Journalisten auf den Wirbel um seine Ideen, mit denen er sich doch „eine blutige Nase“ geholt habe, sagte Mehdorn nur: „Ich verstehe Ihre Frage nicht.“ Und machte den Abflug. Alexander Fröhlich
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