Brandenburg: Jede zehnte Schulstunde nicht regulär Neue Statistik zum Unterrichtsausfall
Potsdam - An Brandenburgs Schulen wird jede zehnte Unterrichtsstunde nicht regulär erteilt. Im Land wurde damit ein neuer Höchststand erreicht.
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Potsdam - An Brandenburgs Schulen wird jede zehnte Unterrichtsstunde nicht regulär erteilt. Im Land wurde damit ein neuer Höchststand erreicht. Das geht aus der neuen „Unterrichtsausfall- und Vertretungsstatistik“ für das zweite Halbjahr 2010/2011 hervor, die Bildungsministerin Martina Münch (SPD) jetzt dem Bildungsausschuss des Landtages vorgelegt hat. Dort sorgen die Zahlen erneut für Kritik, insbesondere, aber nicht nur bei der Opposition aus CDU, FDP und Grünen. „Auffällig ist aber der Anstieg des Vertretungsbedarfes: Dieser beträgt 9,9 Prozent“, heißt es in dem Papier. „Parallel dazu beträgt der Anteil des planmäßig erteilten Unterrichts 90,1 Prozent und ist der niedrigste Wert seit Einführung der Statistik.“
„Ich halte das nicht für dramatisch“, sagte Münch den PNN. So seien lediglich 1,9 Prozent der Stunden ersatzlos ausgefallen, zwar etwas mehr als in den beiden Halbjahren zuvor (2009/10: 1,8 Prozent und 2008/09: 1,7 Prozent), womit man aber immer noch deutlich besser als Sachsen mit rund 3 Prozent oder anderen Ländern dastehe, betonte sie. Das Ministerium geht davon aus, dass Brandenburg im deutschen Vergleich „am unteren Ende der Skala liegt und vergleichsweise wenig Unterrichtsausfall hat“. Und Münch argumentiert, dass „Vertretungsunterricht nicht automatisch schlechter Unterricht“ ist. Dagegen kritisieren Bildungspolitiker verschiedener Parteien, aber auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) schon lange, dass etwa Selbstbeschäftigungen von Schülern, der Einsatz fachfremder Lehrer nach den Praxiserfahrungen regulären Unterricht nicht adäquat ersetzt. Der Ausfall geht nach der Statistik vorwiegend nicht auf Mängel in der Organisation, sondern mit einem Anteil von 68 Prozent auf erkrankte Lehrer zurück. Der Krankenstand betrug 6,7 Prozent – und ist damit im Vergleich zum Vorjahr (5,8 Prozent) um 0,9 Punkte angestiegen.
Münch erklärte das mit dem Anstieg akuter Erkrankungen, was „womöglich mit der der extremen Witterung“ im letzten Winter zusammengehangen habe. Dagegen, so der Bericht, ist die Zahl der Langzeitkranken „nicht wesentlich gestiegen, so dass diese in der Öffentlichkeit immer wieder geäußerte Erklärung nicht plausibel ist“. Hinzu kommt, dass es Unterschiede in den Regionen und Schulen gibt, dass kleine Schulen größere Schwierigkeiten hätten, auf Ausfälle von Lehrern zu reagieren, sagte Münch. Nach der Statistik betrug der ersatzlose Ausfall an den Grundschulen 1,2 Prozent, an Gymnasien 2,5 Prozent, an Oberschulen 2,4 Prozent und an Förderschulen 2,2 Prozent. FDP-Fraktionschef Andreas Büttner hält dies „viel zu hoch“. Das ist ein Eindruck, den viele Eltern und Kinder im Land teilen. Und es sei ein großes Problem, dass der Einsatz von Vertretungslehrern oft zu Lasten von Teilungs- und Förderunterricht ginge, sagte er. „Das ist nicht akzeptabel.“ Das Bildungsministerium müsse endlich ein tragfähiges Konzept gegen Unterrichtsausfall vorlegen. Thorsten Metzner
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