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Brandenburg, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern unterstützen die Bewerbung der Stadt Frankfurt (Oder).

© dpa / Patrick Pleul

Juryentscheid zum Zukunftszentrum: Holt Frankfurt (Oder) den Sieg?

Am Dienstag fällt die Entscheidung, in welcher ostdeutschen Stadt das Zukunftszentrum Deutsche Einheit gebaut werden soll. Nicht nur Brandenburg setzt auf Frankfurt (Oder).

Am Dienstag geht es für Frankfurt (Oder), für Brandenburg um nicht weniger als die Zukunft. Um 200 Millionen Euro Grundinvestition des Bundes plus 40 Millionen Euro Unterstützung pro Jahr, 200 industrieunabhängige Arbeitsplätze. Ein Prestigeprojekt von internationaler Strahlkraft. Um die Perspektive für eine Stadt, die nach der Wende von vielen abgeschrieben wurde, Wirtschaftspleiten und Bevölkerungsschwund verkraften musste.

Ab 14 Uhr an diesem Dienstag (14.2.) tagt die Jury, die über den Standort für das geplante Zukunftszentrum Deutsche Einheit und Europäische Transformation in Ostdeutschland entscheidet. In mehreren Runden und Gremien wollen die 15 Juroren, darunter Politiker wie Brandenburgs früherer Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) sowie einige DDR-Bürgerrechtler, sich einigen. Am Mittwoch um 15 Uhr in der Bundespressekonferenz in Berlin soll das Votum dann offiziell verkündet und begründet werden.

200
Millionen Euro will der Bund in das ostdeutsche Zukunftszentrum investieren

„Wir fiebern auf die Entscheidung hin“, sagte René Wilke (Linke), Oberbürgermeister von Frankfurt (Oder), am Montag. „Wir haben alles gegeben.“ Am 24. Januar war die Jury vor Ort, ließ sich das Baufeld nahe der Oderbrücke ins polnische Slubice zeigen, auf dem das Zentrum bis 2028 gebaut werden soll – sollte die Kleiststadt den Zuschlag bekommen. Eine Denkfabrik soll dort entstehen, die ausgehend von den Wendeerfahrungen im Osten Ideen für Transformationsprozesse wie Globalisierung und Klimawandel entwickeln soll. Ein Kultur- und Begegnungszentrum in einem architektonisch herausragenden Bau.

Auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) warb beim nichtöffentlichen Vor-Ort-Termin im Januar noch einmal für die Oderstadt. „Wo, wenn nicht hier?“ lautet das Credo aus der Potsdamer Staatskanzlei. Nirgendwo sonst seien deutsche Einheit und europäische Transformation so eng verbunden und erfahrbar wie in Frankfurt (Oder), so Woidke. Die Besonderheit Frankfurts: Die Bewerbung wird als einzige nicht nur vom eigenen Bundesland unterstützt, auch Berlin und Mecklenburg-Vorpommern, das keine eigene Kandidatin ins Rennen schickt, haben sich für die Oderstadt ausgesprochen.

So könnte das Zentrum einst aussehen.
So könnte das Zentrum einst aussehen.

© SKAI Siemer Kamer Architekten Ingenieure / SKAI Siemer Kamer Architekten Ingenieure

Drei Bundesländer unterstützen Frankfurts Bewerbung

Während sich also drei Bundesländer für eine Stadt stark machen, ringen in anderen Ländern mehrere Städte um den Erfolg. Die Thüringer Landesregierung unterstützt die Bewerbung Jenas, die Saale-Stadt setzt ähnlich wie Frankfurt (Oder) auf seine wissenschaftliche Vernetzung nach Osteuropa. Aber: Die Wartburgstadt Eisenach hat ihre Bewerbung nicht zurückgenommen. Für eine Ansiedlung in Thüringen – wo auch immer – führt die Erfurter Regierung ins Feld, dass der Freistaat im Vergleich mit Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen wenig Mittel für den Kohleausstieg erhalten habe und deshalb nun an der Reihe sei. In Sachsen-Anhalt ist von ursprünglich vier Bewerberstädten nur noch Halle (Saale) dabei, in Sachsen treten Leipzig und Plauen mit einer gemeinsamen Bewerbung an.

Was die Jury-Vorsitzende, die Magdeburger SPD-Bundestagsabgeordnete Katrin Budde, vor dem Entscheid der „Süddeutschen Zeitung“ sagte, schmälert Frankfurts Chancen nicht – im Gegenteil. Der Krieg in der Ukraine habe gezeigt, wie wichtig die europäische Perspektive sei. „Wir brauchen mehr Verständnis für ostdeutsche Strukturbrüche und mehr Empathie für die epochalen Veränderungen in Ost- und Mitteleuropa“, sagte Budde.

Die ganze Region steht hinter der Bewerbung

Dass der Blick nach Osteuropa gehen, der Ukraine-Krieg und seine Folgen wissenschaftlich begleitet werden müssen, ist einer der Ansätze Frankfurts, das mit der Europa-Universität Viadrina eine Hochschule mit langjähriger Vernetzung in die Ukraine aufweisen kann.

Für Frankfurt (Oder) geht es um sehr viel. Aber nicht um alles oder nichts. Das hat Stadtchef René Wilke von Anfang an betont. Klar setzen sie auf Sieg, aber schon der Bewerbungsprozess, der von den Bürgern mitgetragen wurde, habe die Stadt diesseits und jenseits der Oder zusammen- und vorangebracht. Die Doppelstadt fit für den Klimawandel machen, Mobilität neu denken – das wollen sie auch, wenn das Zentrum nicht kommen sollte. „Ein nie dagewesener überregionaler Schulterschluss“ habe die Bewerbung getragen. „Es ist ein Projekt der Menschen hier in der Region“, sagt Wilke und hofft, dass die Jury das heute anerkennen wird.

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