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Kirchen, Schnaps und Holzgarage: Was der Tag der Architektur in Brandenburg zu bieten hat
Aus alt mach neu, dieses Motto steht beim diesjährigen Tag der Architektur im Fokus. Denn klimaschonend bauen heißt nutzen, was bereits vorhanden ist.
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Restaurierte Mühlen, Industriedenkmäler im neuen Kleid, Wohnen im ehemaligen Stall. Nachhaltiges Bauen steht im Fokus des diesjährigen Tags der Architektur in Brandenburg. Dabei lassen sich die größten Einsparpotenziale durch die Wiederverwendung von bereits stehenden Gebäuden erreichen. Nachhaltig bauen heißt auch, vorhandene Ressourcen nutzen, denn in dem verbauten Material ist bereits CO₂ gebunden.
„Zum Wegwerfen viel zu kostbar“, befindet auch die Brandenburger Architektenkammer, die traditionsgemäß am letzten Wochenende im Juni zu der Veranstaltung einlädt. Am 25. Juni können 29 Gebäude und Außenanlagen besichtigt werden, deren Türen sonst für die Öffentlichkeit verschlossen bleiben.
Gar nicht finster in Finsterwalde
Die Metamorphose eines alten Gebäudes ist in Finsterwalde zu sehen: Die ehemalige Tuchfabrik, Oscar-Kjellberg-Straße 9, wandelte sich zu einem Konzert-, Kultur, und Veranstaltungsort. Als „Kulturweberei“ zieht das Industriedenkmal nun wieder Menschen an den Rand der Altstadt. Das Gebäude wurde saniert und um zwei weitere Bauteile ergänzt. Damit hat die Sängerstadt jetzt Platz für Tanz, Kabarett, Theater und Gesang. Das Projekt war wegen der Baukosten umstritten, das Ergebnis kann man sich am Sonntag von 13 bis 18 Uhr bei Führungen durch das Ensemble zeigen lassen.
Schnaps brennen gehört zu den alten, landwirtschaftlichen Traditionen. Hohe, schmale Türme aus rotem Klinker verraten, welche Kunst einst, und bisweilen noch immer, hier gepflegt wurde. Die „Alte Brennerei“ in Golzow, Belziger Straße 39, wurde 2021 vom Biolandbetrieb Agrar Planetal übernommen und erneuert. In diesem Sommer soll der Betrieb aufgenommen werden. Interessierte Besucherinnen und Besucher können sich das Ergebnis der Modernisierung des 1855 erbauten Ensembles am Sonntag, 15 Uhr und 16 Uhr, anschauen.
Wie man ein größeres Platzangebot in ein bereits bestehendes Gebäude bekommt, kann im E-Werk Cottbus, Am Spreeufer 1, bestaunt werden. Hier hat man in den Turbinensaal des ehemaligen und denkmalgeschützten Elektrizitätswerkes ein zweigeschossiges Bauwerk gestellt. Viel Glas wurde in der weißen Box, dem Haus im Haus, verbaut – eine interessante Lösung für Besitzer großer Hallen mit Bedarf an Büro- und Konferenzräumen. Führungen um 15 Uhr und 17 Uhr.
In Poratz, Landkreis Uckermark, wird gezeigt, wie ein denkmalgeschützter Stall zu einem Wohnhaus umgebaut werden kann. In dem Straßendorf stehen neun von 24 Gebäuden unter Denkmalschutz. Das Dorf liegt in einem Naturschutzgebiet, deshalb sollte auch der ökologische Status Einfluss auf die Sanierung nehmen. Das Ergebnis lässt sich zwischen 13 und 18 Uhr am Standort Poratz 4, 17268 Temmen-Ringenwalde, begutachten.
Von Kirchen und Lokschuppen
Auch Kirchen brauchen hin und wieder mal ein Update. In Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin) wurde der Kirchenraum der 1883 erbauten Herz-Jesu-Kirche, Präsidentenstraße 86, saniert. Gefragt waren dabei Klarheit und flexible Gestaltungsmöglichkeiten in Form von nicht fest installiertem Mobiliar. Führungen sind um 12 Uhr und 13 Uhr möglich.
In Wittstock/Dosse wurden Turmhalle und Turmaufstieg der St. Marienkirche am Kirchplatz wieder hergerichtet. Es blieb nicht bei einer rein technischen Überholung; mit einem neuen Beleuchtungskonzept steht der Turm sozusagen im völlig neuen Lichte. Auch die im Jahr 1698 gegossene Apostelglocke wurde im Zuge der Arbeiten repariert. Ein schwieriges Unterfangen, auf einer Führung lässt sich mehr dazu erfahren, möglich am Sonntag zwischen 15 und 17 Uhr.
Schon mal in Wittstock/Dosse, sollte unbedingt auch der Lokschuppen an der Eisenbahnstraße 2b nach Umbau und Sanierung besucht werden. Das Schulungs- und Kompetenzzentrum der Swiss Krono Group hat auch nach der Sanierung seinen Charakter als historische Lokhalle bewahrt. Führungen zwischen 13 und 16 Uhr immer zur vollen Stunde.
In Wittenberge in der Prignitz wurde 2021 die ehemalige Neuapostolische Kirche, Rathausstraße 15, mit dem Brandenburgischen Denkmalpflegepreis ausgezeichnet. Wer sich dieses besondere Gebäude ansehen möchte, muss sich unter koob@gmx.net anmelden. Führungen gibt es von 13 bis 18 Uhr jeweils zur vollen Stunde.
Ebenfalls in der Prignitz, in Perleberg, ist von 13 bis 18 Uhr das Rote Wollspinnerhaus zu besichtigen. Das im Jahr 1607 als reine Fachwerkkonstruktion errichtete Haus an der Wollweberstraße 11 hat drei Etagen und einen hoch angesetzten Denkmalwert.
Vorausfahrend – das Fahrradparkhaus Eberswalde
Doch es geht nicht nur um Bestandsbauten. In Eberswalde, im Landkreis Barnim, zeigt sich, wie nachhaltiges Bauen aussehen kann. Das Fahrradparkhaus, ein fast reiner Holzbau mit begrünter Dachfläche und Fotovoltaikanlage, fällt optisch auf. 604 Fahrräder finden in dem futuristisch anmutenden Gebäude am Bahnhofsring Platz. Führungen von 13 bis 18 Uhr.
Mit Holz bauen und dennoch nicht abholzen: Wie das geht, zeigen die beiden Wohnhäuser in Potsdam am Waldhornweg 21-22. Die Holzhäuser wurden in den Baumbestand hineingeplant, damit kein alter Baum gefällt werden muss. Tragkonstruktion und Fassenden bestehen aus unbehandeltem Lärchen- und Fichtenholz mit Holzfaserdämmung. Führungen gibt es um 14 und 15 Uhr, Anmeldung unter info@project.ac erbeten.
Freunde der fantasievollen Fassaden kommen ebenfalls in Potsdam auf ihre Kosten. Die Geräteturnhalle der Universität Potsdam ist ein Hingucker. Anzusehen von 14 bis 17 Uhr am Olympischen Weg 8.
Nicht nur Gebäude stehen am Tag der Architektur auf dem Programm, mit der Sanierung der Eingangsbereiche im Schlosspark Wiesenburg gibt es auch ein Highlight unter freiem Himmel. Führungen gibt es um 13.30 Uhr und 15.30 Uhr, Treffpunkt ist der Informationspunkt am Rathaus im Wiesenburg/Mark.
Schulen, Einrichtungen zur Kinderbetreuung im frischen Gewand, auch sie sind am Tag der Architektur zu entdecken. Dazu das eine oder andere raffiniert gebaute oder sanierte Wohnhaus.
Über die Schulter schauen
Beim Tag der Architektur zeigen Architekten dem breiten Publikum Projekte und Objekte zeitgenössischer Architektur. Die Veranstaltung wird von den Architektenkammern der Bundesländer organisiert. Sie findet am letzten Juniwochenende statt und seit 2002 beginnt sie mit einem zentralen Bundesauftakt.
Neben den Arbeiten präsentieren einige Architekten auch ihre Büros, zeigen, wie und wo sie arbeiten, und suchen damit auch nach möglichem Nachwuchs für die Branche. In Brandenburg beteiligen sich folgende Architekturbüros: Caputh – Architektur Dagmar Chrobok-Dohmann, Cottbus – Architekturbüro Fiedler & Peter, Jüterborg – Planungswerk Thomas Näther, Wandlitz – Martin Schmitt Architektur. Die vollständige Liste der teilnehmenden Projekte gibt es hier: Tag der Architektur 2023.
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