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Brandenburg: Letzter Briefwechsel vor den Zeugnissen

GEW-Chef Günter Fuchs sieht Personalnot und Bildungsminister Günter Baaske (SPD) Herausforderungen an den Schulen

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Potsdam - Zum Schuljahresende werden diesmal voraussichtlich alle Brandenburger Schüler vollständige Zeugnisse mit Noten in allen Fächern erhalten. Nach Problemen bei den letzten Halbjahreszeugnissen sei er sehr zuversichtlich, dieses Ziel zu erreichen, sagte Bildungsminister Günter Baaske (SPD) jetzt mit Blick auf die Zeugnisausgabe am heutigen Mittwoch an den Schulen. Erst dort gebe es allerdings endgültige Klarheit, ob man es geschafft habe.

Beim letzten Mal, im Januar, hatten knapp 1500 Schüler in einzelnen Fächern keine Noten bekommen, weil zu viele Unterrichtsstunden ausgefallen waren. So fehlten unter anderem Noten in Religion, Sport, Physik, Musik und Biologie. Im Vorjahr waren sogar mehr als 3600 Schüler betroffen. Die damalige Bildungsministerin Martina Münch (SPD), die dies als Bagatelle abtun wollte, war politisch schwer unter Druck geraten. Auch ihr Umgang mit dem neuralgischen Unterrichtsausfall war ein Grund dafür, dass Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) im Schlüsselressort einen Wechsel vollzog.

Kurz vor Beginn der Sommerferien sorgen Probleme an den Schulen am Dienstag noch einmal für Kontroversen. Wie zuvor bereits Bildungsminister Günter Baaske (SPD) meldete sich Günther Fuchs, Landeschef der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mit einem offenen Brief zu Wort. Im Vergleich zu seinen Vorgängern kommt Baaske darin aber noch gut weg. In dem an den Minister adressierten Schreiben beklagt Fuchs die nach wie vor „angespannte personelle Situation“ an den Schulen. Nach Angaben von Baaske werden zwar „mehr als tausend Lehrkräfte zum neuen Schuljahr an Brandenburgs öffentlichen Schulen ihren Dienst aufnehmen, so viele wie zuvor zu einem neuen Schuljahr.“ Im letzten Schuljahr waren es 800. Doch die Neulehrer ersetzen allein die in den Ruhestand ausscheidenden Pädagogen, warnte Fuchs. In den letzten Monaten habe sich „die Situation an den Schulen dramatisch zugespitzt“. Der Grund sei, dass eine Neuberechnung der Gesamtschülerzahl durch das Finanzministerium ergeben habe, dass es in Brandenburg weniger Schüler gibt, worauf 210 Stellen gestrichen worden seien. Die GEW fordert die Rücknahme dieser Entscheidung.

„Denn das führt dazu, dass an Schulen Klassen zusammengelegt werden oder manche Klassen nicht neu aufgemacht werden“, sagte Fuchs. Klassenzusammenlegungen hatten in den letzten Wochen an verschiedenen Standorten im Land zu Protesten von Eltern und Schülern geführt. Nach Worten von Fuchs gibt es an den Schulen in Vorbereitung des neuen Schuljahres eine „große Unzufriedenheit“. So habe Baaske zwar veranlasst, dass Schulleiter oder Abteilungsleiter an Oberstufenzentren Zusatzstunden bekämen, was grundsätzlich richtig sei, sagte Fuchs. „Besser wäre es, wenn es statt vereinzelter Maßnahmen endlich ein Gesamtkonzept geben würde.“ Nötig sei eine Kommission, die sich mit der Weiterentwicklung der Schulstrukturen im Lande befasse.

Baaske wiederum wies „auf die großen Herausforderungen“ im neuen Schuljahr hin. Neben der „Vermeidung des Unterrichtsausfalls“, einem besseren Gesundheitsmanagement, um die Zahl dauerkranker Lehrer zu verringern, nannte Baaske die Aufnahme von Kindern und Jugendlichen aus Krisenregionen. „Sie sind teils traumatisiert, teils haben sie noch nie eine Schule oder eine Kita besucht.“ Von den Regionalstellen des Landesschulamtes gebe es Unterstützung für Schulen. „Das gelingt an manchen Stellen sehr gut, an anderen Stellen muss nachgearbeitet werden.“ In die entscheidende Phase geht es im neuen Schuljahr auch bei der Umstrukturierung der Schulaufsicht. Effekt für die Schulen solle sein, so der Minister, dass Entscheidungen schneller getroffen werden. (mit dpa)

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