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Gutes Licht. Dienstag war der Tag des großen Tests auf der BER-Flughafenbaustelle, er begann mit diesem Sonnenaufgang – und er ging auch gut zu Ende. Die Brandschutzanlage bestand offensichtlich den Check.

© Gabbert/dapd

Brandenburg: Lichter Moment am BER

Probelauf für Entrauchungsanlage am Dienstag offenbar erfolgreich. Opposition kritisiert Informationspolitik. Aufsichtsräte Wowereit und Platzeck nahmen zeitgleich frei, ließen sich aber auf dem Laufenden halten

Stand:

Schönefeld - Die Planungen für den künftigen Großflughafen BER haben offenbar eine wichtige Hürde genommen. Am Dienstag wurde erprobt, wie die Entrauchungsanlage des Airports bei einem durch einen Brand verursachten Stromausfall reagiert. Den ganzen Tag über erwarteten Vertreter von Politik und Wirtschaft mit Spannung das Ergebnis. Am Abend kam dann die Entwarnung: Nach erstem Augenschein verliefen die Tests erfolgreich, sagte Flughafensprecher Ralf Kunkel. Trotz simulierter Stromausfälle habe es keinen Rauchübertritt in andere Geschosse gegeben und der Rauch habe sicher abgeführt werden können, sagte Kunkel. Die nun vorliegenden Messergebnisse würden in den kommenden Wochen detailliert ausgewertet.

Die Erwartungen an den gestrigen Probelauf waren enorm gewesen. „Das ist eine wichtige Marke auf dem Weg zum Ziel“, sagte der Sprecher der Industrie- und Handelskammer Berlin, Jörg Nolte, am Nachmittag. Das Ergebnis dieses Tests „wird die gesamte Planung des kommenden halben Jahres bestätigen oder widerlegen“, hatte Piraten-Politiker Delius vor Bekanntwerden des Resultats gesagt. Ob es beim Eröffungstermin 17. März 2013 bleibt, will der Aufsichtsrat am 16. August entscheiden.

Die Regierungschefs Klaus Wowereit und Matthias Platzeck (beide SPD) hatten beide offiziell an diesem Tag frei, ließen sich aber beide nach Angaben ihrer Sprecher kontinuierlich über den Ausgang der Tests informieren. Dass an so einem wichtigen Tag die Regierungschefs gleichzeitig nicht im Dienst waren, provozierte bei der Opposition konträre Reaktionen. „Das ist nicht geschickt“, sagte der parlamentarische Geschäftsführer der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus, Uwe Doering. „Ich hätte nicht die Ruhe, an so einem Tag irgendwo hinzu fahren.“ Piraten-Politiker Martin Delius, der den parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum Flughafen-Debakel leiten soll, sieht das gelassener: „Jetzt zu fordern, Wowereit solle direkt neben den Testern stehen, wäre Symbolpolitik – es ist vernünftig, die Leute in Ruhe arbeiten zu lassen und dann aus dem Ausgang des Tests ehrliche Konsequenzen zu ziehen.“ Der CDU-Fraktionsvize im brandenburgischen Landtag, Dieter Dombrowski, sagte, „man darf generell erwarten, dass der Ministerpräsident bei einem so brisanten Problem und einem so wichtigen Tag für den Flughafen sein Amt für alle öffentlich wahrnehmbar ausfüllt und nicht nur in Teilzeit“.

Bei vier „Heißgasrauchtests“ waren im Hauptterminal über mehrere Etagen Feuer simuliert worden. Dabei wurde künstlicher Rauch durch brennendes Gas geleitet. Es wurde geprüft, ob der Rauch bei einem Stromausfall aus den Abzugskanälen ins Gebäude zurückströmt. Diese Möglichkeit hatte die Genehmigungsbehörde nicht ausgeschlossen. Die Firmen und Planer hatten diese Gefahr nicht gesehen. Der Rauch wird zum großen Teil von unterirdischen Anlagen angesaugt und ins Freie transportiert. Dazu ist ein kompliziertes System von Klappen erforderlich. Beim Test wurde anhand von Sensoren und mit Videokameras aufgezeichnet, wo sich der Rauch ausbreitete.

Die Piraten und auch die Grünen in Berlin kritisierten, dass die Ergebnisse des Tests zunächst nicht unmittelbar öffentlich gemacht werden sollten. „Das ist ein großes Ärgernis“, sagte Delius. „Die Flughafengesellschaft und der Aufsichtsrat sind in der Pflicht, die Testergebnisse ehrlich zu bewerten, weiteres Schönreden und Verheimlichen darf es nicht geben“, erklärte die Grünen-Fraktionschefin im Abgeordnetenhaus Ramona Pop.

Selbst der Vize-Landrat des Landkreises Dahme-Spreewald, Carl-Heinz Klinkmüller, bekam gestern zunächst keine detaillierte Nachricht über die Ergebnisse. Der CDU-Politiker ist Chef der für den BER zuständigen Baubehörden, die die Genehmigung für die geplatzte Eröffnung Anfang Juni wegen der Mängel an der Brandschutzanlage und fehlender Unterlagen verweigert hatte. „Die Ergebnisse der Tests sollen in drei Wochen vorgestellt werden“, sagte Klinkmüller. Er sei aber gelassen. Auf der BER-Baustelle würden die Experten und Firmen bis zum Abend die Anlage prüfen und an den Stellschrauben drehen. „Die Tests dauern auch noch bis Dezember. Wir bekommen dann die Gutachten der Sachverständigen und erteilen auf dieser Grundlage erst die Genehmigungen.“

Auf der Baustelle selbst herrschte am „Tag der Entscheidung“ beinahe Friedhofsruhe. So waren lediglich ein kurzes Sirenengeheul und Lautsprecherdurchsagen aus dem abgesperrten Terminal zu hören. Zu sehen gab es vom Test nichts. Allerdings nahm man es mit der Bewachung des Areals nicht ganz so streng. Bauarbeiter, die mit der Beleuchtung und den Springbrunnen auf der Freifläche vor dem Abfertigungsgebäude hantierten, gingen kurzerhand durch eine Öffnung im Bauzaun hindurch. Dessen Felder lassen sich mit einem Handgriff aus dem Betonfuß herausnehmen. Da mutete es ein grotesk an, dass am offiziellen Eingang zur Terminalbaustelle ein kleines Gerät zum Scannen der Ausweise steht und die Sicherheitsleute erst nach einem Piepton den Weg freigeben. Auf diese Weise gelangten auch mehrere Ingenieure und andere Experten zu den sensiblen Feuermeldeanlagen. Sie waren an den Ordnern unterm Arm und an auffallend glänzenden Schutzhelmen zu erkennen. Diese dürften zusammen mit den Schutzwesten vorher kaum einmal in Gebrauch gewesen sein. Auf Nachfragen nach dem Ablauf der Tests reagierten die fast ausschließlich aus Männern bestehenden Prüftrupps abweisend. „Wir werden sehen“, sagte einer.

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