Brandenburg: Marode Bahnbrücken
Jede dritte ist marode, jede zehnte abrissreif: Grüne-Politikerin Baerbock fordert Investitionen
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Potsdam - Der Zustand der Eisenbrücken in Brandenburg hat sich in den vergangenen drei Jahren deutlich verschlechtert. Das geht aus einer bislang nicht veröffentlichten Antwort der Bundesverkehrsministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der Potsdamer Bundestagsabgeordneten Annalena Baerbock (Grüne) hervor, die den PNN vorliegt. Demnach ist jede dritte Eisenbahnbrücke in Brandenburg derart marode, dass eine Sanierung fällig ist. Knapp jede zehnte Brücke müsste eigentlich sofort abgerissen und neu gebaut werden.
Im Jahr 2014 waren in der schlechtesten Zustandskategorie noch 8,1 Prozent der Brücken erfasst. Inzwischen ist der Anteil auf 9,4 Prozent gestiegen. Hier gibt es gravierende Schäden am Bauwerk, die zwar die Sicherheit noch nicht beeinflussen, wobei „eine wirtschaftliche Instandsetzung“ aber nicht mehr möglich ist. Insgesamt 76 Eisenbahnbrücken müssten vollständig abgerissen und komplett neu errichtet werden. Auch im Vergleich zu anderen Bundesländern schneidet Brandenburg besonders mies ab – und ist mit Abstand Schlusslicht beim Anteil der Brücken in der schlechtesten Zustandskategorie. In Bayern etwa sind es nur 3,1 Prozent, in Nordrhein-Westfalen 5,5 und Rheinland-Pfalz 6,1 Prozent.
Zwar sollen in diesem Jahr zwölf Brücken saniert werden, in den vergangenen Jahren wurden 21 Brücken erneuert. Deshalb stieg auch der Anteil der Brücken in der besten Zustandskategorie von 26 auf knapp 30 Prozent. Hier gibt es nur punktuelle Schäden am Bauwerk, es sind lediglich Maßnahmen für den vorbeugenden Unterhalt nötig, um Bauteile langfristig, über eine Zeit von mehr als 30 Jahren zu erhalten. Doch trotz der Sanierungsprojekte hat sich die dramatische Gesamtlage weiter verschärft – und es wird nicht besser: 40 Prozent aller Eisenbrücken im Land, konkret 340, sind älter als 80 Jahre, wurden also vor 1937 errichtet. Das Durchschnittsalter der Brücken liegt bei 61 Jahren. In der zweiten Kategorie – größere Schäden, Erhalt über 18 Jahre hinaus nötig – sank der Anteil von 41 auf 36 Prozent, in der dritten Kategorie – umfangreiche Schäden, Sanierung noch möglich – sank der Anteil leicht von 25,5 auf 24,3 Prozent.
Die Grünen-Politikerin Baerbock machte für die desaströse Lage bei den Eisenbahnbrücken in Brandenburg die „verfehlte Verkehrspolitik der Bundesregierung“ verantwortlich. „Wir können nicht akzeptieren, dass jede dritte Eisenbahnbrücke uralt und marode ist", sagte die Bundestagsabgeordnete. „Hier drohen tausenden Pendlern Streckensperrung, Umleitungen und Zugausfälle.“
Aber auch Bundestagsabgeordnete der schwarz-roten Koalition von CDU und SPD aus Brandenburg müssten erklären, warum sie den auf den Straßenbau konzentrierten Bundesverkehrswegeplan von Bundesverkehrsminister Alexander Dobringt (CSU) durchwinken konnten, „während im ganzen Land die Eisenbahninfrastruktur zerfällt“, wie Baerbock sagte. Deutschland dürfe nicht länger auf Verschleiß fahren. Nach der Wahl im September müsse die neue Bundesregierung deutlich stärker investieren, um den Verfall der Schieneninfrastruktur deutschlandweit, besonders in Brandenburg, zu stoppen. „Der miserable Zustand ist nicht nur ein Riesenproblem für Brandenburgs Zehntausende Pendler, sondern gefährdet auch den Tourismus in der Mark“, so Baerbock. Alexander Fröhlich
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