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Maike T. aus Leegebruch. Seit 1997 wird sie vermisst.

© Polizei Brandenburg

Brandenburg: Mordprozess um Maike Thiel

is heute fehlt die Leiche der jungen Frau. Dennoch gehen die Ermittler von Mord aus. Nun kommen die mutmaßlichen Täter vor Gericht - für die Justiz eine Herausforderung.

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Neuruppin/Leegebruch - Maike ist verschwunden – seit rund 16 Jahren. Die Polizei ging nicht sofort von einem Verbrechen aus, vermutete zunächst, die hochschwangere 17-Jährige könnte ausgerissen sein. Dann geriet ihr Ex-Freund ins Visier – doch die Indizien reichten nicht aus. Nun glaubt die Staatsanwaltschaft, den heute 34-jährigen Michael Sch. doch noch überführen zu können. An diesem Montag muss er sich in Neuruppin wegen Mordes gemeinsam mit seinem Bekannten Manfred S. (79) vor dem Landgericht verantworten. Auch seine Mutter sitzt auf der Anklagebank. Die 60-Jährige muss sich wegen Anstiftung zum Mord verantworten. Sie soll die Männer zu der Tat angehalten haben, weil sie Unterhaltsansprüche gegen ihren Sohn verhindern wollte.

Der als „Mord ohne Leiche“ bekannt gewordene Fall ist eine Herausforderung für die Justiz. „An die Beweiswürdigung werden in derartigen Fällen höchste Ansprüche gestellt“, sagt der Strafrechtler Hans Lilie aus Halle (Sachsen-Anhalt). „Das Gericht muss alle Dinge in Betracht ziehen und darf nicht über die leisesten Einwände hinweggehen.“ Schon mehrfach haben Richter in Deutschland Mordprozesse verhandelt, bei denen die Leiche fehlte. Teils stand am Ende ein Freispruch – aber auch lebenslange Haft. „Wir brauchen die Leiche des Opfers nicht“, sagte die Neuruppiner Oberstaatsanwältin, bei Anklageerhebung. Aus Sicht der Ankläger reichen auch die Indizien, um die Beschuldigten zu überführen.

Laut Anklage haben die Männer die damals 17-Jährige nach einer Schwangerschaftsuntersuchung im Krankenhaus Hennigsdorf unter einem Vorwand ins Auto gelockt. Maike Thiel war gerade von der Schwangerenuntersuchung gekommen. Dann sind sie, so der Vorwurf, mit der jungen Frau in ein Waldstück gefahren. Der auf der Rückbank sitzende Senior soll sie von hinten erdrosselt haben. Dafür hat der Mann laut Anklage umgerechnet knapp 1800 Euro erhalten.

Die Tatverdächtigen sitzen in Untersuchungshaft – die Männer bereits seit November 2012, die Frau wurde im vergangenen Januar verhaftet. Zuvor hatte die Polizei den Fall auch mithilfe der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY...ungelöst“ noch einmal aufgerollt. Dabei hatte sich der Verdacht gegen das Trio erhärtet, das bereits seit Jahren im Visier der Ermittler stand. Michael Sch. war gleich nach Maikes Verschwinden ins Visier der Ermittler geraten, nachgewiesen werden konnte ihm aber bis dahin nichts. Erst zwei Ex-Freundinnen brachten mit ihren neuen Aussagen für die Staatsanwaltschaft die nötigen Beweise. Vor ihnen soll sich Sch. mit der Tat gebrüstet haben.

Weil der beschuldigte Ex-Freund zum Tatzeitpunkt noch Jugendlicher war, wird der Fall bei der Großen Jugendkammer des Landgerichts Neuruppin verhandelt. Richter Gert Wegner hat zunächst zwölf Prozesstage bis zum 15. August eingeplant. 29 Zeugen und ein psychiatrischer Sachverständiger sind zunächst geladen. Nebenkläger in dem Indizienprozess werden die Eltern des Opfers sein. „Sie wünschen sich, dass endlich Licht ins Dunkel kommt“, sagte ihr Anwalt Andreas Steffen. Auch die Eltern gehen inzwischen davon aus, dass ihre Tochter tot ist. Umso wichtiger wäre es für sie, dass ihre Leiche gefunden wird. Sie hatten bereits mehrfach spektakuläre Suchaktionen gestartet, ließen entlang von Straßen den Boden an früheren Baustellen absuchen und nach ihr graben. Auch die Ermittler haben noch Hoffnung: Es soll eine erneute Suche mit Hunden geben. Einen Zeitpunkt nennen die Behörden jedoch nicht.

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