Brandenburg: Nach der Party ist vor der Party
WM-Bilanz: Berlin und Brandenburg zufrieden / Wowereit plant Olympiabewerbung / Schönbohm: Deutschland-Bild zurechtgerückt
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Berlin / Potsdam - Die Fußball-WM ist am Sonntagabend mit einem rauschenden Fest im Olympiastadion zu Ende gegangen. Vier Wochen lang fand in Berlin die größte Party Europas statt – gestern wurden die ersten Bilanzen gezogen, in Berlin und in Brandenburg. „Das Ergebnis übersteigt alle unsere Erwartungen“, sagte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) bei der großen WM-Bilanz-Pressekonferenz des Senats. Nach seinen Angaben haben rund neun Millionen Menschen auf der WM-Meile zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor friedlich gefeiert. Eine Neuauflage mit vielen Leinwänden könne er sich gut vorstellen, sagte Wowereit. Im Jahr 2008 findet in der Schweiz und Österreich die Fußball-Europameisterschaft statt.
Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) sagte in Potsdam, die WM habe das „verzerrte Bild Deutschlands“ zurechtgerückt. Das Turnier sei zugleich beste Werbung für Brandenburg gewesen. Es habe kaum politisch motivierte Straftaten oder Gewaltstraftaten im Zusammenhang mit der WM gegeben. „Damit sind alle Lügen gestraft worden, die im Vorfeld mit aufgeregten Worten Teile unseres Landes als für ausländische WM-Besucher unsicher bezeichnet haben“, sagte er.
In Brandenburg gab es Polizeiangaben zufolge 72 Anzeigen zu allgemeinen Straftaten mit WM-Bezug. Es wurden 79 Tatverdächtige ermittelt. Polizeieinsatzleiter Hans-Jürgen Mörke betonte: „Wir haben ein unbeschwertes, fröhliches und friedliches Fußballfest auch hier in Brandenburg erlebt.“ Es habe lediglich vereinzelte Rangeleien stark alkoholisierter junger Männer und einige Sachbeschädigungen gegeben. An den WM-Schwerpunkttagen war die brandenburgische Polizei mit bis zu 1500 Beamten im Einsatz.
Wowereit, der gestern zusammen mit Sportsenator Klaus Böger (SPD) und Innensenator Ehrhart Körting Bilanz zog, gab zudem bekannt, sich für die Ausrichtung der Olympischen Spiele stark machen zu wollen. Er kündigte ein Treffen mit dem Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbunds, Thomas Bach, an. Sinn mache eine Bewerbung schon für das Jahr 2016 – auch wenn 2020 oder 2024 realistischer seien, sagte Wowereit,
Auch die Berliner Polizei zog eine durchaus positive Bilanz. „Es ist prima gelaufen. Vor allem auch dank der begeisterten Fans, die uns durch ihr Verhalten die Arbeit erleichtert haben“, sagte ein Polizeisprecher. Während der gesamten WM gab es in Berlin 773 Festnahmen, davon rund die Hälfte auf der Fanmeile. „Wenn man davon ausgeht, dass 15 Millionen Menschen während der WM in Berlin waren, ist das verschwindend gering“, sagte ein Polizeisprecher. Im Vergleichszeitraum zum Vorjahr ist die Zahl der Straftaten während der WM um 3250 Delikte gestiegen: Das entspräche rund sieben Prozent mehr Straftaten. Davon hatten 2897 „direkten WM-Bezug“, wie es hieß. Auch hier sei die Polizei mit der Entwicklung zufrieden, wenn man die Zahl der Delikte im Verhältnis zu den Menschenmassen, die in der Stadt waren, betrachte.
Wegen der vielen Menschen in der Stadt, sei auch der Anstieg der Taschendiebstähle während der WM zu erklären: Die Zahl der Taten stieg um 544 auf 1979, das sind rund 38 Prozent mehr. Doch es gab auch Straftaten, von denen während der Weltmeisterschaft weniger verzeichnet wurden. So ging etwa die Zahl der Autodiebstähle zurück um 1217 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Polizisten, die in Berlin zur Sicherung der WM eingesetzt wurden,variierte in den vergangenen vier Wochen zwischen 1300 Beamten und d 6200. Auch der Tag des Endspiels bleib aus Sicht der Polizei friedlich. 179 Anzeigen wurden am Sonntag geschrieben und 61 Menschen festgenommen: Vorwiegend wegen Körperverletzung, Diebstahls und Hausfriedensbruchs. Insgesamt äußerte sich Innensenator Körting sehr zufrieden. Das WM-Sicherheitskonzept habe funktioniert, sagte er dieser Zeitung. (mit ddp)
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