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Immer eine Straftat wert. Neuruppin ist nicht nur bei Touristen beliebt – sondern offenbar auch bei Kriminellen.

© Bernd Settnik/dpa

Brandenburg: Neue Bande, neues Pech

Jahrelang hielt die XY-Bande die Ermittler in Atem. Nun ist ihr Anführer erneut ins Netz gegangen

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Potsdam/Neuruppin - Als größte Rauschgift-Mafia Brandenburgs hielt sie die Ermittler jahrelang in Atem: die XY-Bande. Es ging um Drogen, Glücksspiel, Prostitution, Korruption und Verbindungen ins Rathaus, in die Stadtpolitik und in die Polizei. Knapp zehn Jahre beherrschte die Gang, deren Mitglieder Nummernschilder mit „XY“ an ihren Nobelkarossen hatten, Neuruppin – bis 2004 die Handschellen klickten. Seit einiger Zeit sind ihre Mitglieder wieder auf freiem Fuß – und ihre Anführer sind wieder schwerkriminell.

Am Dienstagmorgen ist der frühere Vize-Chef der XY-Bande, Carsten O. (48), in Neuruppin festgenommen worden. Ermittler des Landeskriminalamts hatten seit Frühjahr 2016 ermittelt, ihn observiert und Telefonate abgehört. Auslöser war ein Verfahren gegen den Neuruppiner Jerry F. Er war im Mai 2016 festgenommen und im Dezember verurteilt worden. Bei ihm waren mehrere Kilogramm Cannabis, Amphetamine und 10 000 Euro in bar gefunden worden. Inzwischen gehen die Ermittler davon aus, dass Jerry F. für O. das Drogenlager verwaltet hatte.

Bei seinen Telefonaten hatten die Ermittler mitgehört, wie er sich mit O. und Axel J. (52) aus Berlin verabredete. Nun schlugen die Fahnder zu, als O. auf einem Parkplatz ein Kilogramm Amphetamine an Michael R. (58) übergeben wollte. R. ist Mitglied des Rockerklubs Bandidos in Berlin. Am Mittwoch erging Haftbefehl gegen die beiden Männer. Als die Ermittler ihre Wohnungen sowie die von weiteren Mittätern durchsuchten, fanden sie 650 Gramm Amphetamine, 1,25 Kilogramm Marihuana, 112 Marihuanapflanzen, Waffen, 300 Schuss Munition und mehrere Tausend Euro. Insgesamt wird gegen acht Personen wegen der Drogengeschäfte ermittelt. Bei einem weiteren Berliner, der nichts damit zu tun hat, ist eine Pistole gefunden worden.

Brandenburgs Polizeipräsident Hans-Jürgen Mörke legte am Freitag, als er in Potsdam die Ergebnisse verkündete, Wert darauf, dass hier keine neue XY-Bande am Werk ist. Nach PNN-Recherchen herrschte aber schon seit einiger Zeit in Neuruppin Verwunderung über das Auftreten von Carsten O.: Teure Autos, Geld, gehobener Lebensstil – und das, obwohl er erst seit geraumer Zeit wieder aus dem Knast raus ist. Zudem gibt es in Neuruppin eine andere Gruppe, die O. bei den Geschäften unterstützte. Etwa Fabian M. (37), bei dem mehrere Hundert Gramm Amphetamine, Cannabis und mehrere Tausend Euro gefunden wurden. Mitgemacht hat auch eine Blumenhändlerin. In ihrem Laden, der inzwischen dicht ist, wurden die Drogengeschäfte abgesprochen. Und sie soll die Machenschaften ihres Sohnes unterstützt haben. Ben S. (25) soll wie die beiden 18-jährigen Schüler Florian K. und Leon K. zur sogenannten „Zwölferbande“ gehören, laut Ermittlern eine Jugendgang, deren Mitglieder viel Wert auf teure Kleidung und Autos legen. Der „Ruppiner Anzeiger“ hatte bereits im Herbst 2016 über die Clique berichtet. „Bande terrorisiert Privatfeiern“, titelte das Blatt. Es ging um Gewalt, Diebstahl, Nötigung und Waffendelikte.

Bei Ben S. wurden nun 459 Marihuana-Stecklinge und eine Profi-Aufzuchtanlage gefunden. Zudem soll er in einer Waldlichtung bei Neuruppin professionell eine Plantage mit 112 Pflanzen aufgezogen haben. Alle haben offenbar für Carsten O. gearbeitet. Der war 2006 als einer der Haupttäter der sogenannten XY-Bande zu neun Jahren Haft verurteilt worden. Damals hatte der Richter gewarnt, „dass die Angeklagten nach ihrer Entlassung wieder das schnelle Geld wollen“. Auch XY-Boss Frank G. (50) ist wieder im Knast. Als er wieder auf freiem Fuß kam, verkaufte er Kokain im großen Stil. 2016 wurde er zu fast fünf Jahren Haft verurteilt. (mit rgz)

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