Brandenburg: Neue Sichten in Park Sanssouci
Die Gärtner planen schon für den Frühling
Potsdam - Das Frostwetter zwingt auch die Gärtner in den Anlagen der preußischen Könige ins Warme. Wenn sie nicht gerade Wege und Plätze für die Spaziergänger streuen oder fegen, befindet sich ihr Arbeitsplatz in den Orangerien. Hier pflegen sie die exotischen Pflanzen und bereiten sie langsam auf ihren angestammten Platz im Freien vor. Außerdem beschäftigen sich die Gärtner mit Plänen, welche Bäume und Sträucher demnächst zu beschneiden und an welchen Orten neue Pflanzen in den Boden zu bringen sind. In den Gärtnereien für den Park Sanssouci wachsen schon rund 20 000Frühjahrsblumen, die mit den ersten warmen Sonnenstrahlen ausgepflanzt werden.
Dafür ist dieser Tage die beste Zeit für „Baumschauen“ – verdeckt doch kein Laub die Sichtachsen. „Die blattlosen Bäume und Sträucher geben neue Einblicke frei“, verspricht Jörg Wacker, der stellvertretende Gartendirektor der Schlösserstiftung. „Es gibt viele Überraschungen und selbst altbekannte Gebäude erscheinen jetzt in einem veränderten Bild.“
Immerhin 55 000 Bäume stehen in den Potsdamer und Berliner Anlagen sowie in den außerhalb gelegenen Residenzen Rheinsberg, Königs Wusterhausen, Paretz, Caputh und Oranienburg. Jedes einzelne Exemplar ist in Plänen und Tabellen erfasst, um nach Verlusten durch Stürme oder Krankheiten sofort einen Ersatz zu pflanzen. Die Sortenvielfalt bereitet den Fachleuten der Schlösserstiftung besonders viel Arbeit. Papiermaulbeer- und Blauglöckchenbäume, chinesischer Flieder, Pimpernuss- und Winterblütensträucher oder ein Maiglöckchenstrauch sind nur in speziellen Baumschulen oder durch aufwendige Züchtungen in eigenen Gärtnereien zu bekommen.
„Wir haben den Anspruch, die Garten- und Parkkunstwerke möglichst originalgetreu zu erhalten“, sagt Wacker. Für Nachpflanzungen gibt die Stiftung jährlich zwischen 20 000 und 25 000 Euro aus. Für dieses Geld wurden in den vergangenen Wochen rund 1700 Gehölze gepflanzt, die meisten davon im Park Sanssouci, im Park Babelsberg und in Glienicke. 125 Angestellte zählt die Gartenabteilung, davon 100 Gärtner. „Das ist im internationalen Vergleich nicht viel“, bemängelt Wacker. „Schließlich müssen sie insgesamt 709 Hektar betreuen.“ Bei vergleichbaren Gartenanlagen im Ausland muss sich ein Gärtner im Schnitt nur um 0,15 Hektar kümmern.
Dabei liegt gerade in Potsdam das Arbeitspensum besonders hoch. Das Gartengenie Peter Joseph Lenné hatte im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts Teile der Umgebung der Innenstadt zur Freude der Herrscher zu barocken Schmuckstücken umgestaltet. Er holte Pflanzen aus Japan, China, Nordamerika und anderen fernen Ländern und ersetzte damit die bis dahin vorherrschenden Linden und Kastanien.