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Brandenburg: Neuer Müllskandal in Brandenburg Fünfer-Bande soll Müll verklappt haben – Razzia

Potsdam - Brandenburgs Polizei hat einen neuen Fall von illegaler Müllverklappung aufgedeckt. Bei einer Razzia in Schönewalde (Elbe-Elster) haben 50 Beamte bereits seit Dienstag 13 Geschäftsräume, Wohnungen, zwei Kompostieranlagen und eine Mülldeponie bei Angermünde in der Uckermark durchsucht.

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Potsdam - Brandenburgs Polizei hat einen neuen Fall von illegaler Müllverklappung aufgedeckt. Bei einer Razzia in Schönewalde (Elbe-Elster) haben 50 Beamte bereits seit Dienstag 13 Geschäftsräume, Wohnungen, zwei Kompostieranlagen und eine Mülldeponie bei Angermünde in der Uckermark durchsucht.

Für die fünf Verdächtigen war es ein lukratives Geschäft. Die 39 bis 58 Jahre alten Männer sind Geschäftsführer und Mitarbeiter mehrerer Firmen, die zwei Kompostieranlagen in Schönewalde und eine Spedition kurz hinter der Landesgrenze in Sachsen-Anhalt bei Annaberg betreiben. Seit 2007 sollen sie unter unbedenklichen und für die Anlagen genehmigten Klärschlamm dann zerschredderten Plastikmüll gemischt und auf der Kompostieranlage verklappt haben. Die Ermittler vermuten wegen der 39 entnommenen Proben auch Reste von medizinischen Abfällen. Sie gehen nach vorsichtigen Schätzungen von mehreren 10 000 Tonnen belasteten Müll aus.

Den vermeindlichen, aber belasteten Kompost konnten die Männer dann zwar nicht an Gärtnereien verkaufen, wurden ihn aber als Rekultivierungsboden auf verschiedenen Altdeponien los – darunter in der Uckermark bei Schwedt, bei Luckenwalde (Teltow-Fläming) und Schöneiche (Oder-Spree). So machten sie doppelt Gewinn: Der Plastik hätte teuer, etwa in Verbrennungsanlagen entsorgt werden müssen, stattdessen verkauften sie ihn als Kompostboden. Allein beim angenommenen Müll lag die Gewinnspanne nach Angaben aus Ermittlerkreisen zwischen 10 und 30 Euro pro Tonne. Hinzu kommen Einnahmen für den falschen Kompost.

Die Ermittler waren der Fünfer-Bande im November 2010 auf die Spur gekommen. Seit einigen Jahren führen die Spezialisten des LKA Kontrollen an Zufahrtstraßen zu Deponien durch. Dabei stießen sie vor zehn Monaten auf einen LKW, der mit dem belasteten Kompost zum Abladen in die Uckermark unterwegs war. Seither sind neben dem LKA gleich zwei Staatsanwaltschaften damit befasst. Die Behörden in Cottbus und Frankfurt (Oder) ermitteln wegen des Verdachts des unerlaubten Umgangs mit gefährlichen Abfällen in Tateinheit mit dem unerlaubten Betreiben einer Anlage in mehreren Fällen. Bei der über drei Tage laufenden Razzia beschlagnahmten die Ermittler umfangreiche Unterlagen - Akten, Papier, Daten-CD und Rechner. Auch ein Hubschrauber kam zum Einsatz, um das Ausmaß der belasteten Fläche zu erfassen. Die in 28 Schürfen entnommenen 39 Proben werden nun im Labor untersucht.

Der Fall gehört zu einer Reihe von Müllskandalen, die die LKA-Spezialisten in den vergangenen Jahren aufgedeckt haben. Allerdings kommen die Gerichte mit den Prozessen nicht hinterher, obwohl Anklage erhoben wurde. Mehrere große Verfahren sind bislang offen, bei denen vieles zusammenhängt: Es geht um einen Ring von Müllhändlern und Deponienbetreibern, die über Jahre in Brandenburg Tonnen von illegalen, oft hoch gefährlichen Abfällen verklappt haben. Zuletzt hatte sich Justizminister Volkmar Schöneburg (Linke) eingeschaltet, ohne Abhilfe schaffen zu können. Denn den Gerichten fehlt schlicht Personal. Alexander Fröhlich

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