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Trübe Aussichten für die Bäume im Buchenwald Grumsin, der im Unesco-Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin liegt. Das ist mit 129.161 Hektar eines der größten Schutzgebiete Deutschlands.

© ZB/Patrick Pleul

Nur noch 15 Prozent der Bäume ohne Schaden: „Der Brandenburger Wald zeigt sich in einem dramatischen Zustand“

Die Lage in Brandenburgs Wäldern hat sich deutlich verschlechtert. Umweltministerin Hanka Mittelstädt will am Umbau festhalten und finanzielle Kürzungen nicht hinnehmen.

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Gesunde Eichen gibt es in Brandenburg fast nicht mehr. Gesunde Buchen auch nicht. „Der Brandenburger Wald zeigt sich in einem dramatischen Zustand“, sagte Umwelt- und Landwirtschaftsministerin Hanka Mittelstädt (SPD). Die Uckermärkerin stellte am Donnerstag zusammen mit Vertretern des Landeskompetenzzentrums Forst Eberswalde den Waldzustandsbericht 2024 in Potsdam vor.

75
Prozent des Eichenbestandes sind in den höchsten Schadklassen einsortiert.

Im Vergleich zu den vergangenen Jahren hat sich die Lage noch einmal deutlich verschlechtert: 32 Prozent der Waldbäume weisen deutliche Schäden auf. Das sind doppelt so viele wie im Jahr 2023. Nur noch 15 Prozent der Bäume sind ohne jeden Schaden, 53 Prozent befinden sich in der „Warnstufe 1“. Bei den Eichen sind mittlerweile 75 Prozent des Bestandes in den höchsten Schadklassen zwei bis vier einsortiert, das sind die schlimmsten je gemessenen Werte. Bei den Buchen sind es 64 Prozent.

Stabiler ist die Situation bei der Kiefer: Hier sind noch 19 Prozent der Bäume ohne Schaden, 64 Prozent in der „Warnstufe 1“ und 17 Prozent mit deutlichen Schäden. Doch auch bei der Kiefer nähmen die Schäden zu, sagte Rainer Hentschel, Referent für Waldschäden am Landeskompetenzzentrum. „Das ist Folge des Klimawandels, weil wir viele Trockenjahre hintereinander hatten, und der Fröste im vergangenen Jahr“, sagte Mittelstädt.

Immer mehr Buchen sind geschädigt. Blick auf herbstlich gefärbte Bäume im Unesco-Weltnaturerbe Buchenwald Grumsin bei Altkünkendorf im Landkreis Uckermark im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin.

© IMAGO/Volker Hohlfeld

Für die Umweltministerin ist das Ergebnis des Waldzustandsberichts ein Beleg dafür, dass der seit vielen Jahren laufende Waldumbau fortgesetzt werden müsse: „Wir müssen weg von den Reinkulturen und hin zum Mischwald.“ Im vergangenen Jahr wurden für den Waldumbau immerhin über 740 Förderanträge mit einem Volumen von 6,72 Millionen Euro bewilligt. „Wir sind zwar gerade in den Haushaltsverhandlungen, aber das ist einer unserer Schwerpunkte, wo wir keine Kürzungen hinnehmen werden.“

Damit stelle sie sich auch gegen Finanzminister Robert Crumbach (BSW), „weil der Waldumbau wichtig und richtig ist“. Aber warum setzt das Land weiter auf Eichen und Buchen, wenn vor allem die Kiefer gut durch die Krise zu kommen scheint? „Der Waldumbau zielt vor allem darauf ab, eine Risikostreuung zu haben“, sagte Hentschel.

Späte Fröste sind ein Problem

Die Direktorin des Kompetenzzentrums Ulrike Hagemann verwies darauf, dass man Schäden vorwiegend an alten Bäumen sehe, die eine geringere Anpassungsfähigkeit an Trockenheit und Fröste haben. Bei jungen Laubbäumen sehe man diese Schäden so noch nicht. „Die Gefahr von Spätfrösten wird auch nicht abnehmen“, sagte Hagemann. „Denn die wärmeren Temperaturen sorgen dafür, dass die Bäume früher austreiben – auch zu einer Zeit, wo es noch Frost geben kann.“

Brandenburgs Umweltministerin Hanka Mittelstädt (SPD) warnt vor dem dramatischen Zustand der Wälder.

© dpa/Patrick Pleul

Ein Problem sei allerdings, dass junge Laubbäume immer noch stark vom Wild verbissen werden. Ziel sei es deswegen, in der laufenden Legislaturperiode zu einem neuen Jagdgesetz zu kommen – Mittelstädts Vorgänger Axel Vogel (Grüne) war damit mehrfach am Widerstand des Landesjagdverbands gescheitert.

Die hauseigenen Experten mahnten am Donnerstag indes zur Eile: Aus forstlicher Sicht müsse man dafür sorgen, dass „Wald vor Wild“ gehe. „Ohne Jagd wird es nicht gehen“, sagte Ulrike Hagemann. „Wir können uns mit Baumartenempfehlungen auf den Kopf stellen, wenn wir das Wildproblem nicht in den Griff bekommen.“ Sie persönlich betrübe es, dass „eine kleine Gruppe von Menschen, die einem Hobby nachgehen, quasi den Wald in Mithaftung nimmt“.

Die Ministerin sagte hingegen: „Als Jägerin sage ich, wir haben die Aufgabe der Hege und Pflege – aber ich bin kein Freund davon, irgendwem etwas von oben vorschreiben zu wollen.“ Einen zeitlichen Horizont für ein neues Jagdgesetz wollte die SPD-Politikerin nicht nennen.

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