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Brandenburg: Platzeck missbilligt Anti-Beck-Artikel

SPD-Landeschef rüffelt Redaktion von Parteiblatt / Klocksin spricht von „böser, unsachlicher Polemik“

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Potsdam - Der Angriff auf Bundesparteichef Kurt Beck aus der Brandenburger SPD hat ein Nachspiel: SPD-Landeschef Matthias Platzeck hat die Veröffentlichung eines Anti-Beck-Artikels aus der Feder des DJs Peter van Dyk in der Brandenburger SPD-Zeitschrift „Perspektive 21“ ausdrücklich missbilligt. „Ich hätte mir von der Redaktion mehr politisches Fingerspitzengefühl gewünscht“, sagte Platzeck, kurzzeitig Vorgänger Becks an der Spitze der Bundespartei, gestern vor Journalisten. „Ich habe meine Meinung dazu sehr, sehr deutlich zum Ausdruck gebracht.“ Er wies Spekulationen zurück, dass die Brandenburger SPD offenbar Wahlkampf in Abgrenzung zur im Dauertief befindlichen Bundespartei führen wolle. „Es gibt nur eine SPD“, sagte Platzeck. Beck werde im Kommunalwahlkampf mehrfach in Brandenburg auftreten.

In dem prominent platzierten Aufmacher-Beitrag im SPD-Blatt hat van Dyk dem Bundeschef, den er einen „Falschfahrer“ nannte, Konzeptionslosigkeit und Stagnation vorgeworfen – und sich einen Sieg der CDU/FDP bei der Bundestagswahl gewünscht. „Damit die SPD endlich aufwacht“, so van Dyk. „Denn je größer ihre Schlappe, desto heilsamer wird vielleicht der Schock.“

Platzecks öffentliche Rüge trifft, was ein Novum ist, seinen engsten Beraterkreis. Die Redaktion der „Perspektive 21“ gilt als „Denkfabrik“ des Partei- und Regierungschefs. Das Blatt wird von Generalsekretär Klaus Ness verantwortet, Chefredakteur ist Thomas Kralinski, zugleich Geschäftsführer der Landtagsfraktion. Zur Redaktion gehört auch Tobias Dürr, Stratege und Redenschreiber Platzecks – sowie Chefredakteur der „Berliner Republik“, die als Sprachrohr der „Netzwerker“, des Modernisier- und Reformflügels in der SPD gilt. Deshalb will mancher Genosse nicht an eine Panne glauben. „Man sieht sich dort als Speerspitze der Netzwerker. Da scheinen Beteiligte Amok zu laufen“, sagt etwa der SPD-Landtagsabgeordnete Jens Klocksin. „Es ist kein Debatten-Beitrag, sondern eine böse, aggressive, unsachliche Polemik gegen den Parteivorsitzenden“. Als Brandenburger Sozialdemokrat „schäme“ er sich dafür. Es sei bislang Konsens gewesen, sich in Brandenburg nicht am „Beck-Bashing“ zu beteiligen.

Klocksin fordert Konsequenzen – was sich an die Adresse von Ness gerichtet. Durch die Aktion sei das „Ansehen des Landesverbandes und seines Vorsitzenden beschädigt“ worden. Denn für Klocksin steht fest: „Ob es politische Dummheit, also naiv war, oder böser Vorsatz – beides ist ein erbärmliches Zeugnis für einen Generalsekretär.“

Für Platzeck hingegen ist der Fall mit dem Rüffel erledigt. Es bleibe eine „unabhängige“ Redaktion, er werde sie „nicht unter Kuratel“ stellen. Zum Dyk-Beitrag sagte Platzeck. „Ich bin anderer Meinung. Das weiß auch Kurt Beck.“ Es sei nicht die Auffassung des Brandenburger Landesverbandes.

Gleichwohl ist es nicht die erste Attacke auf Beck aus der Brandenburger SPD. Erst Mitte Mai hatte Finanzminister Rainer Speer (SPD), auch ein Platzeck-Vertrauter, zu Becks Steuerplänen gesagt: „Der Beck hat manchmal einen Aussetzer. Und da hatte er wieder einen.“ Platzeck sagte dazu, er habe mit Beck darüber gesprochen. Und Speer habe sich beim Bundesvorsitzenden „schriftlich entschuldigt“.

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