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Künstler in Brandenburg führen des Öfteren prekäre Leben.

© dpa/Frank Hammerschmidt

Prekäre Lebenssituation: Viele Brandenburger Künstler kämpfen finanziell ums Überleben

Das Einkommen von Künstlern in Brandenburg lag 2023 bei 24.320 Euro im Jahr. Damit könne man schlecht überleben, so deren Verband. Der Schutz von Kunst und Kultur gehöre in die Landesverfassung.

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Ihre Statuen und Plastiken stehen in Parks und Grünanlagen. Ihre Bilder schmücken Rathäuser, Büros und Privatwohnungen. 334 Maler, Grafiker, Installationskünstler, Fotografen, Bildhauer und Performance-Künstler gehören zum Berufsverband Bildender Künstler in Brandenburg. Doch ihre Situation ist prekär.

Das Durchschnittseinkommen von bildenden Künstlern in Brandenburg lag zum 1. März 2023 bei 24.320 Euro im Jahr. „Das ist ein Bereich, in dem man schlecht überleben kann“, sagte die Geschäftsführerin des Verbandes, Petra Schmidt-Dreyblatt, am Mittwoch bei einer Anhörung des Kulturausschusses des Brandenburger Landtags. Die Einkommenssituation sei für viele Künstler ein permanentes Thema. Zumal aus der Einkommenssituation vieler Künstler auch eine drohende Altersarmut absehbar sei.

Die Verbandsvorsitzende Jutta Pelz machte darauf aufmerksam, dass Künstler Soloselbständige seien. Es sei dringend nötig, sie zu fördern. „Es genügt nicht, das Kulturerbe abzusichern“, sagte Pelz. Kultur stehe für Verständigung und Zusammenhalt. Künstlerinnen und Künstler müssten eine Möglichkeit bekommen, sich mit ihrer künstlerischen Arbeit zu entfalten.

„Künstler äußern sich mit Kritik an der Gesellschaft“, sagte Pelz. „Es geht um die Vielfalt und darum, dass die Freiheit der Kunst als eine Grundlage der Demokratie gesichert wird.“ Die Arbeiten der Künstler aus Brandenburg seien auch Teile von Sammlungen der öffentlichen Hand ebenso wie von Privatpersonen, und damit auch „Teile des kulturellen Erbes des Landes“.

Forderung: Schutz von Kunst und Kultur gehört in Landesverfassung

Aber was kann das Land nun konkret tun, um seine Künstler zu unterstützen? „Der Schutz von Kunst und Kultur gehört in die Landesverfassung“, sagt der Fotograf Adam Sevens. Für einen Erhalt der Kunst- und Kulturszene seien verbindliche Ausstellungsvergütungen und flächendeckende Mindesthonorare nötig. „Nur eine Handvoll Institutionen setzt überhaupt die Landeshonorarliste um“, sagt Sevens.

Er selbst erlebe, dass seine Fotoaufträge im Grunde einer Art Saisonarbeit entsprächen. „Im Winter kommen deutlich weniger Aufträge“, sagt Sevens. „Und ein ganz großes Problem sind die zurückgehaltenen Haushalte der öffentlichen Hand: Das berührt uns unmittelbar in unserer Arbeit, denn es führt zu weniger Aufträgen.“

Diskutiert wurde im Ausschuss auch über die Ateliers. „Die Räume in den Städten werden deutlich enger, nicht nur in Potsdam beim Rechenzentrum“, sagt Schmidt-Dreyblatt. „Und die Mietpreise der Ateliers steigen ins Uferlose.“ Heute müssten Künstler in deutlich geringeren Abständen nach neuen Unterkünften suchen. „Während der Pandemie haben wir zudem einen Zuzug vieler Berliner Künstler nach Brandenburg erlebt“, sagt Schmidt-Dreyblatt. „Auch da findet eine Gentrifizierung statt.“ Auch in der Fläche des Landes würden nun deutlich höhere Mieten verlangt.

Doch eine neue Atelierförderung lehnt Kulturstaatssekretär Tobias Dünow ab: Der bürokratische Aufwand und der Nutzen davon würden in keinem Verhältnis stehen.

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