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Brandenburg: Problem Zwangsehe: Helfern fehlt Geld

Immer mehr Anfragen bei Verein „Hatun und Can“ – doch schnelle Hilfe wird immer schwieriger

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Berlin - Es sind Praktiken, die an Kriminalfilme erinnern: Da mieten junge Frauen ein Auto und bringen damit eine Gleichaltrige, die sich gegen eine Zwangsheirat wehrt, unter Lebensgefahr heimlich aus der Stadt. In Berlin nehmen Ehrenamtliche, darunter junge Migrantinnen, die sonst in Arztpraxen oder in Kosmetikstudions arbeiten, diese Gefahren auf sich. Es sind die rund 25 Mitglieder des Vereins „Hatun und Can Frauennothilfe“ – und sie bekommen immer mehr zu tun. Viele junge Frauen, die geschlagen und vergewaltigt sowie psychisch unter Druck gesetzt werden, schicken Not-Mails. Zur Polizei wagen sich viele aus Angst nicht. Erst am Wochenende wurde bekannt, dass die Polizei auf dem Flughafen Tegel in letzter Minute verhinderte, dass zwei Frauen in den Libanon verschleppt werden.

Die Freiwilligen hatte der „Ehrenmord“ an der Deutschtürkin Hatun Sürücü am 7. Februar 2005 erschüttert – sie alle wollten etwas tun. Der frühere Rechtsberater der Berlinerin – die von ihrem jüngeren Bruder ermordet wurde, weil sie westlich leben wollte – kümmert sich um Kontakte zu Behörden und Hilfsorganisationen.

Berlins Integrationsbeauftragter Günter Piening und Senatorin Heidi Knake-Werner (Linke) loben das Engagement. Sie warnen aber auch vor deren begrenzter Kompetenz und verweisen auf das in Berlin bundesweit führende Hilfsnetz. Doch auch die Politikerin Bilkay Öney (Grüne) sagt, dass wegen der bürokratischen Vorgänge in den Ämtern oft nicht schnell genug geholfen werden kann. Auch Sürücü wollte Berlin schnellstmöglich verlassen. Nun nehmen viele die Soforthilfe des Vereins in Anspruch. 2007 konnten 60 000 Euro Spendengelder für Miete oder Flugtickets eingesetzt werden. Doch der Bedarf sei größer als die Summe auf dem Konto, sagt Becker. Der Weiße Ring springe oft ein, die Französische Kirche zu Berlin stelle eine Zufluchtswohnung bereit.

Derzeit wird die Kooperation mit einer Organisation aus Frankreich geprüft. Auch Mädchen aus Berlin wurden schon nach Schweden, Holland oder Spanien begleitet. Mitunter suchen auch Deutsche Hilfe, die einen Migranten heirateten. Becker schockiert, dass viele der aus dem Libanon, Marokko oder Ägypten stammenden Deutschen „gegen Gold, Geld oder Grundstücke von ihren Familien verkauft werden “. Der Vereinsgründer wird zudem in Mails bedroht: „Wenn wir dich kriegen, schneiden wir dir den Kopf ab.“ (Seite 1 und Meinungsseite)

www.hatunundcan-ev.com

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