Brandenburg: Rechter Schiedsrichter hat ausgepfiffen
Brandenburgs Fußballverband sperrte erstmals einen NPD-Funktionär aus
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Potsdam - Brandenburgs Fußballlandesverband geht jetzt konsequent gegen rechtsextremistische Schiedsrichter vor. Jetzt hat nach Verbandsangaben erstmals ein Sportgericht einen Unparteiischen wegen rechter Propaganda von der Schiedsrichterliste gestrichen. Der Schwedter NPD-Mann David W. soll auf seinem Facebook-Profil unter anderem den ausländerfeindlichen und rassistischen Song der Neonazi-Band Landser „Wiedermal kein Tor für Türkiyemspor“ verlinkt haben. Das Sportgericht Ostuckermark urteilte in dieser Woche, derartige menschenverachtende Äußerungen seien mit der Verbandssatzung nicht vereinbar. Die Verteidigung des Ex-Schiedsrichters, dass er das Facebook-Profil sofort gelöscht und sich entschuldigt habe, ließ das Gericht nicht gelten. Ein Schiedsrichter habe als neutraler Spielleiter eine Vorbildfunktion, der W. nicht gerecht geworden sei. Er kann gegen die Entscheidung Berufung einlegen.
Verbandsvizepräsident Fred Kreitlow begrüßte das konsequente Urteil als deutliches Zeichen gegen jede Art von Rassismus. „Wir dürfen den Sport nicht für antidemokratische Zwecke missbrauchen lassen“, sagte er. Damit betrete der Verband – der über den Deutschen Fußball Bund (DFB) auch Partner der Landesinitiative „Tolerantes Brandenburg“ gegen Rechtsextremismus ist – Neuland, hieß es.
Der Rechtsextremist David W. nannte sich auf seinem Profil bei dem sozialen Internet-Netzwerk Facebook Willi Weide und bezeichnete sich selbst als „National- Demokrat“. In dem von ihm verlinkten Landser-Song wird gegen Ausländer gehetzt, der Liedtext enthält Zeilen wie „Schiedsrichter – Jude! Das war Faul! Und nach dem Spiel, da gibt’s aufs Maul. Wenn’s in die dritte Halbzeit geht. Zu Alah zu beten, ist es dann zu spät.“
Aufgeflogen war W. durch Recherchen des Internetportals „gegenrede.info“, das über die rechtsextremistische Szene in der Uckermark berichtet. Demnach hat David W. bis 2007 ein Gymnasium in Schwedt besucht und machte seit 2009 in Prenzlau eine Ausbildung zum Kaufmann für Bürokommunikation. Bei einem NPD-Aufmarsch am 1. Mai 2011 in Greifswald war er fotografiert worden – samt Brandenburgfahne, umgeben von bekannten Neonazis aus der Uckermark und einer schwarzen Kapuzenjacke mit der Aufschrift TTV Empor Schwedt – ein Verein, bei dem W. Ligaspiele im Tischtennis absolvierte. Über diese Spur wurde seine Tätigkeit als Fußball-Schiedsrichter aufgedeckt. Seine Ideologie verbreitete er bei Facebook nicht nur mit Landser-Musik. Nach einem Rausschmiss aus einem Elektronik-Geschäft schrieb W., er habe Hausverbot bekommen – von einem „Kapitalisten des BRD-Systems“. Ein NPD-Genosse bezeichnete den Ladeninhaber deshalb als „Juden“. Alexander Fröhlich
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