Brandenburg: Rehabilitierung für Kinder aus DDR-Heim Fürstenwalde: Insassen beklagen Demütigungen
Fürstenwalde - Frühere Insassen des Bad Freienwalder DDR-Durchgangsheims für Kinder und Jugendliche haben erneut eine Rehabilitierung für erlittenes Unrecht gefordert. „Die Ehrenerklärung des Deutsches Bundestages von 1992 muss auch für uns endlich mit Leben gefüllt werden“, sagte der Vorsitzende des Vereins „Kindergefängnis Bad Freienwalde“, Roland Herrmann, am Sonntag nach dem Jahrestreffen des Vereins in Fürstenwalde.
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Fürstenwalde - Frühere Insassen des Bad Freienwalder DDR-Durchgangsheims für Kinder und Jugendliche haben erneut eine Rehabilitierung für erlittenes Unrecht gefordert. „Die Ehrenerklärung des Deutsches Bundestages von 1992 muss auch für uns endlich mit Leben gefüllt werden“, sagte der Vorsitzende des Vereins „Kindergefängnis Bad Freienwalde“, Roland Herrmann, am Sonntag nach dem Jahrestreffen des Vereins in Fürstenwalde. Damals habe der Bundestag eine Würdigung des Schicksals der Menschen beschlossen, denen durch die DDR-Diktatur Unrecht geschehen ist. „Wir fordern die Anerkennung als Opfer und unsere Rehabilitierung“, sagte Herrmann. In vielen Rehabilitierungsverfahren seien Betroffene erfolglos geblieben. „Wir empfinden das als Fortsetzung der Demütigungen, die wir als Kinder in der DDR erfahren mussten“, sagte Herrmann.
Hoffnung machte dagegen die jüngste Rüge des Bundesverfassungsgerichts an einem einschlägigen Gerichtsverfahren in Brandenburg. Demnach hoben die Karlsruher Richter im Februar 2015 einen Beschluss des Brandenburgischen Oberlandesgerichtes auf, das 2011 den Antrag der ehemaligen Insassin Norda Krauel auf Rehabilitierung abgelehnt hatte. Die Brandenburger Richter hätten sich nur ungenügend mit dem Fall vertraut gemacht, rügte das höchste deutsche Gericht und benannte gravierende Verfahrensmängel.
„Die zerstörten Lebensläufe der Opfer, das Unverständnis der Gesellschaft, die gesundheitlichen Folgeerscheinungen körperlicher und psychischer Gewaltanwendung, führten dazu, dass viele von uns in finanzieller Armut leben“, erklärte Herrmann weiter. Der Verein „Kindergefängnis Bad Freienwalde“ hält eine Ehrenpension von 1500 Euro pro Monat für angemessen, wie es auch die Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG) fordere. Laut Verein konnten die ehemaligen Insassen des Heimes bereits einen Teilerfolg erringen. So habe der Landrat vom Landkreis Märkisch Oderland, Gernot Schmidt, seine Bereitschaft zugesagt, am ehemaligen Kindergefängnis eine Gedenktafel anbringen zu lassen. Auch Brandenburger Landtagsabgeordnete wie Heide Schinowsky (Grüne) und Kristy Augustin (CDU) hätten sich offen für das Anliegen gezeigt. „Ab September wollen wir das Projekt angehen“, kündigte Herrmann an.
Bis 1987 befand sich in Bad Freienwalde nach Vereinsangaben in einem ehemaligen preußischen Gefängnis ein Heim für Kinder und Jugendliche, in dem die Insassen unter menschenunwürdigen Bedingungen, ohne Außenkontakte und großteils für deutlich längere Zeit, als es selbst zu DDR-Zeiten rechtlich zulässig war, weggeschlossen wurden. Ehemalige Insassen gründeten im Jahr 2012 einen Verein, um sich gemeinsam für ihre Interessen einzusetzen. Der Verein „Kindergefängnis Bad Freienwalde“ fordert seit Jahren die Einrichtung einer Gedenktafel an dem denkmalgeschützten Gebäude, um an das Leid der dort zu DDR-Zeiten untergebrachten Kinder und Jugendlichen zu erinnern. Christine Xuân Müller
Christine Xuân Müller
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