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Schnelle Daten entlang der Gleise: Bundesweites Glasfaser-Pilotprojekt startet in der Prignitz
In der Prignitz fällt der Startschuss für ein Milliardenprojekt: Entlang der Bahngleise sollen Hochleistungs-Glaserfaserkabel verlegt werden. Daneben könnte bald auch grüner Strom fließen.
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Schnurgerade ziehen sich die Gleise der Deutschen Eisenbahn Service Gesellschaft (Desag) durch Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Meist fahren darauf Züge: Regionalbahnen von Neustadt nach Pritzwalk und Meyenburg, Ausflugsverkehre nach Plau am See oder Schotterzüge für den Neubau der Hamburger Bahn.
Doch die Bahntrassen in der Prignitz, in Ostprignitz-Ruppin, an der Seenplatte und im Landkreis Rostock sollen künftig noch viel mehr können: Bei einer Festveranstaltung im Kulturhaus Pritzwalk unterzeichneten Desag-Vorstand Ralf Böhme und der CEO der in Linz am Rhein ansässigen Niedax Group, Bruno Reufels, einen Kooperationsvertrag.
Die Niedax Group will in den nächsten Jahren entlang von 33.000 Kilometern Schienenstrecken in ganz Deutschland moderne Hochleistungs-Glasfaserkabel verlegen. Dadurch soll ein autarkes Datennetz entstehen, an das etwa Unternehmen angeschlossen werden können, die einen besonderen Standard an Datensicherheit benötigen – aber zum Beispiel auch die Bundeswehr.
Wir wollen entlang unserer Trassen auch Stromkabel verlegen, um den grünen Strom preisgünstig in der Region verteilen zu können.
Desag-Vorstand Ralf Böhme
Bis zu zehn Milliarden Euro will das Unternehmen in den nächsten Jahren investieren, sagte Reufels. Der Startschuss dazu fällt in der Prignitz. „Wir schaffen eine Infrastruktur entlang der Schieneninfrastruktur in Deutschland, die neue Maßstäbe setzt – in Sachen Leistungsfähigkeit, Nachhaltigkeit und Sicherheit“, kündigte Reufels an.
Damit wird auch die Möglichkeit geschaffen, dass sich neue Unternehmen in der Region ansiedeln – etwa Rechenzentren, die die schnelle Glasfaserleitung brauchen, und umgekehrt den in der Prignitz und den umliegenden Kreisen im Überfluss vorhandenen Windstrom nutzen könnten.
Böhme hofft an dieser Stelle noch auf mehr: „Wir wollen entlang unserer Trassen auch Stromkabel verlegen, um den grünen Strom preisgünstig in der Region verteilen zu können“, sagte der Desag-Vorstand. „Damit alle, die die Windkraft vor der Nase haben, davon auch profitieren können.“ Denn die Bahntrassen haben einen Vorteil: Sie sind schon da. Die Bahnbetreiber sind Eigentümer der Strecken, es muss nicht mehr über Leitungs- oder Wegerechte verhandelt werden.
Für den Bahnbetrieb selbst hätten die Glasfaserleitungen aber auch zahlreiche Vorteile. „Letztlich geht es hier um die Digitalisierung der Schiene“, sagte Böhme. Heute seien entlang der Strecke noch zahlreiche analoge Stellwerke aus der Kaiserzeit im Einsatz. Künftig könne man digitale Stellwerke einrichten, „es kann perspektivisch bis zu autonomen Zugfahrten gehen.“ Die Schiene werde so zum „infrastrukturellen Rückgrat der Innovationstechnologie“.
Brandenburgs Infrastrukturminister Detlef Tabbert (BSW) begrüßte das neue Projekt. „Wenn wir die Bahn digitaler aufstellen, wird die Bahn noch leistungsfähiger“, sagte der Minister, der als bekennender Eisenbahnfan gilt. „Wir freuen uns, dass so ein Pilot- und Leuchtturmprojekt in der Prignitz beginnt – denn damit kann die ganze Region am Ende attraktiver werden.“
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