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BER-Skandal: Schwarz wird entmachtet

Der Bund setzt sich in der Flughafengesellschaft durch: Die Geschäftsführung wird um einen Finanzvorstand erweitert

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Potsdam - Nach dem Debakel um die mehrfach verschobene Eröffnung und aus dem Ruder geratene Kosten am neuen Hauptstadtflughafen BER wird der bisherige Geschäftsführer der Flughafengesellschaft, Rainer Schwarz, jetzt definitiv entmachtet. Künftig soll ein Trio den BER aus der Krise führen. Am Montag bestätigte das Bundesverkehrsministerium, dass der bislang zweiköpfige Vorstand der Flughafengesellschaft mit Manager Rainer Schwarz und dem neuen Technik-Geschäftsführer Horst Amann um einen dritten Finanz-Vorstand erweitert werden soll. Die Erweiterung des Vorstands muss der Aufsichtsrat aber noch im Oktober beschließen. Der neue Posten für einen Finanzvorstand im Management der Flughafengesellschaft (FBB) soll dann ausgeschrieben werden.

Schwarz soll seinen bis 2016 laufenden Verfrag erfüllen, aber seine Zuständigkeit für die Gesamtfinanzen der Flughafengesellschaft verlieren und das Tagesgeschäft behalten. Er werde Sprecher der Geschäftsführung und bleibe zuständig für den Flugbetrieb – das Hauptgeschäft – an den alten Standorten in Tegel und Schönefeld, wie auch dann am BER sowie für die Shop-Bereiche, hieß es.

Damit geht der von Amann betriebene Umbau an der Spitze und in der zweiten Reihe des Unternehmens weiter. Zuvor hatte er den seit 2008 amtierenden Projektleiter für den Ausbau, Joachim Korkhaus, entlassen, der nach dem Rauswurf von Technik-Chef und Amann-Vorgänger Manfred Körtgen ranghöchster Planer am BER war. Zudem soll sich Amann von weiteren Mitarbeitern, etwa dem Teilprojektleiter für den Terminalausbau, getrennt haben und will zwei neue Stabsstellen bei der Flughafengesellschaft schaffen: für Kostenkontrolle und für direkte Kontakte zur Genehmigungsbehörde beim Landkreis Dahme-Spreewald.

Der für den neuen Vorstandsposten gehandelte Finanzchef des Münchener Flughafens, Thomas Weyer, komme aber nicht, hieß es aus Flughafenkreisen. Weyer hatte 2008 mitten in der Bauphase der BER-Gesellschaft den Rücken gekehrt. Seine Stelle hatte Manfred Körtgen eingenommen. Der war im Mai entlassen worden, kurz nachdem der Eröffnungstermin am 3. Juni geplatzt war.

Der neue Posten sei auch ein Zugeständnis an die FDP in der schwarz-gelben Regierungskoalition im Bund, damit dieser die 1,2 Milliarden Euro Finanzspritze für den BER mittrage, hieß es aus BER-Kreisen. Eine Entlassung von Schwarz stehe nicht zur Debatte, das sei Konsens bei den drei Gesellschafter Berlin, Brandenburg und dem Bund. Berlin und Brandenburg wollten an Schwarz festhalten, ihm wird die erfolgreiche Betriebsführung in Tegel und Schönefeld angerechnet. Zudem steht ihm bei vorfristiger Entlassung eine Abfindung von einer Million Euro zu.

Hinter den Kulissen hatte in den letzten Tagen der Bund Druck für die Erweiterung des FBB-Managements gemacht, ebenso Air-Berlin-Chef Hartmut Mehdorn. Berlin und Brandenburg hatten sich bislang dagegen gewehrt. Noch am Freitag hatte der Sprecher des Berliner Senats, Richard Meng, Berichte über die Personalie als Spekulation zurückgewiesen. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) geht jetzt von einer Beteiligung des Bundes aus, der zu 26 Prozent Miteigentümer des BER ist. „Wer jetzt sagt, es gibt kein Geld mehr für diesen Flughafen, der würde die Wirtschaft in dieser Stadt nachhaltig schädigen“, sagte Wowereit am Montag. Er bezog sich damit auf Kritik von FDP-Bundespolitikern an weiteren Bundeszuschüssen und Forderungen nach personellen Veränderungen als Bedingung für weitere Hilfsgelder.

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