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Vattenfall: Schweden lässt Brandenburgs Kohlegegner hoffen

Der schwedische Staatskonzern Vattenfall, der in Brandenburg Braunkohle abbaut und verstromt, will Neuinvestitionen nur noch in Anlagen für erneuerbare Energien stecken.

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Potsdam/Stockholm - Dafür darf er weniger Gewinn einfahren. Das teilte das Unternehmen nach einer außerordentlichen Hauptversammlung am Mittwoch in Stockholm mit. Offen blieb am Mittwochabend, ob dies das Aus für die von Vattenfall in Südbrandenburg geplanten Braunkohletagebaue und neue Kraftwerksblöcke in Jänschwalde bedeutet.

Während Kohlekritiker die neue Vattenfall-Direktive als Anweisung zum mittelfristigen Ausstieg aus der Braunkohle-Ära und zum Abbruch der Planungen für die Tagebaue Welzow-Süd II und Jänschwalde Nord werteten, sagte ein Vattenfallsprecher in Berlin: „Wir wollen die Tagebauplanung fortsetzen und brauchen die neuen Tagebaue auch.“ Für die Tagebaue sollen bis zum Jahr 2020 etwa 1000 Menschen umgesiedelt und vier Orte abgebaggert werden. In der Region regt sich massiver Protest dagegen.

Der Berliner Vattenfallsprecher Stefan Müller sagte auf Anfrage: „Auch in Deutschland gilt, dass künftig bis 2020 jeder Euro bei Neuinvestitionen in Erzeugungsanlagen von erneuerbaren Energien fließen wird.“ Ausgenommen seien laufende Projekte oder solche, die schon im Genehmigungsverfahren seien.

Brandenburgs Grünen-Fraktionschef Axel Vogel sagte am Mittwochabend den PNN, in der Lausitz werde sich zeigen, wie ernst es die neue Konzernspitze in Schweden mit dem neuen kohlekritischen Kurs meint. Vogel sprach von „einer Nagelprobe für Vattenfall“. Denn die Pläne für den geplanten, aber noch nicht genehmigten Tagebau Jänschwalde-Nord müssten demnach gestoppt werden. Vattenfall begründet nämlich den Bedarf für den Tagebau mit dem Neubau eines Kraftwerkes in Jänschwalde. Nach derzeitigem Stand fehle seit Mittwoch dafür jegliche Grundlage, sagte René Schuster vom Umweltverband Grüne Liga Brandenburg.

Offen blieb zunächst, ob auch Tagebaue, die hoch komplexe technische Anlagen sind, unter den Investitionstopp fallen. Wäre dies so, wäre laut Schuster auch der geplante Tagebau Welzow-Süd hinfällig. Dafür läuft zwar gegenwärtig ein Braunkohleplanverfahren. Dies ist aber nicht Teil der von Vattenfall zu beantragenden bergrechtlichen Genehmigung, sondern nur die Festlegung von Zielen des Landes Brandenburg. Die derzeitigen Tagebaue in der brandenburgischen Lausitz reichen nach jetzigem Stand bis etwa zum Jahre 2025.

Vattenfall-Sprecher Müller verwies allerdings auf die in Stockholm ausdrücklich festgestellte Bedeutung der Einnahmen aus der Braunkohlesparte, mit denen der neue Kurs finanziert werden soll. Vattenfall soll nun bei erneuerbaren Energien ein höheres Wachstum als generell auf dem Energiemarkt erreichen. Vattenfall wurde wiederholt von der schwedischen Regierung wegen zu geringer Investitionen in erneuerbare Energien kritisiert.

In einer ebenfalls am Mittwoch vorgestellten Studie kommen Experten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zum Ergebnis, dass in Deutschland keine neuen Braunkohle-Kraftwerke und -Tagebaue nötig sind.

Weder neue Braunkohlekraftwerke noch Tagebaue sind für die Energiewende noch notwendig. Ein Ausstieg aus der klimaschädlichen Verstromung wäre bis zum Jahr 2045 problemlos möglich. Das ist das Fazit einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), die am Mittwoch veröffentlicht wurde. (mit dpa)

Ausführliches zur Studie und weitere Hintergründe lesen Sie in der Donnerstagausgabe der Potsdamer Neuesten Nachrichten.

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