Brandenburg: Schweinemast in Haßleben ist genehmigt
Niederländischer Investor darf aber nicht sofort mit Bau beginnen. Bürgerinitiative will klagen
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Potsdam/Haßleben – Der niederländische Investor Harrie van Gennip darf seine umstrittene Schweinemastanlage in Haßleben (Uckermark) bauen. Sofort mit den Arbeiten beginnen, wie von ihm gefordert, darf der Schweinezüchter allerdings nicht. Am gestrigen Donnerstag erteilte die zuständige Behörde, das brandenburgische Landesumweltamt, den Genehmigungsbescheid für die Anlage. Aber: „Der Antragsteller muss abwarten, wie Gerichte über eingehende Klagen entscheiden“, schränkte Thomas Frey vom Landesumweltamt auf PNN-Nachfrage ein.
Dass geklagt wird, steht fest. Rund 36 000 Schweine will der Niederländer in Haßleben halten. Gegen das Projekt gibt es wie berichtet seit Jahren erheblichen Widerstand. Befürchtet werden eine enorme Geruchsbelästigung und gravierende Folgen für die Umwelt durch die anfallende Gülle. „Ich gehe davon aus, dass wir zusammen mit dem BUND und dem Nabu sofort gegen die Genehmigung klagen werden“, bestätigte die Gründerin der Haßlebener Bürgerinitiative Kontra Industrieschwein, Sybilla Keitel. Sowohl von Gesundheitsministerin Anita Tack (Linke) als auch vom Landesumweltamt sei sie enttäuscht, so Keitel. „Das Landesumweltamt ist die Fachbehörde, die über die Auswirkungen auf die Umwelt zu entscheiden hat, also auch über die riesige Menge Gülle, die künftig auf den Feldern ausgebracht werden sollen. Und die Gülle ist ein schlimmeres Problem als die Pestizide, die beim Anbau von Mais eingesetzt werden“, sagte die Aktivistin. Gülle verätze Amphibien und sei ein Killer für die landestypische Flora. Ohnehin seien die Böden bereits aus der Zeit der Schweinemast in der DDR verseucht genug. Zudem werde durch die massenhafte Haltung von Schweinen Grundwasser mit Nitrat verunreinigt, was bei Menschen zu Gesundheitsschäden führen könne.
Ursprünglich wollte van Gennip sogar 85 000 Schweine in Haßleben unterbringen. Den ersten Antrag hatte er bereits 2004 gestellt. Erst 2012 hatte der Investor dann seine Pläne abgespeckt. In der DDR wurden bis zu 146 000 Schweine in Haßleben gehalten. Laut Landesumweltamt erfülle der jetzige Antrag laut Bundesimmissionsschutzgesetz alle Voraussetzungen zur Genehmigung. Gegen das Vorhaben seien 1234 Einwendungen eingereicht worden. Von der Einschränkung, dass vor Baubeginn zunächst die Urteile zu den Klagen abgewartet werden müssen, zeigte sich van Gennips deutscher Berater, Helmut Rehhahn, enttäuscht. „Das ist ein Wermutstropfen. Wir können nicht handeln“, sagte Rehhahn. Insgesamt will der Niederländer in Haßleben eine zweistellige Millionensumme investieren, zudem 34 Arbeitsplätze schaffen. Unterstützt wird er von der Bürgerinitiative Pro Schwein, die auf wirtschaftliche Impulse durch die Anlage hofft.
Die Grünen im brandenburgischen Landtag sprachen von einem „Schwarzen Tag für den Tier- und Umweltschutz im Land Brandenburg. „Das Konzept, ohne Rücksicht auf Tierleid, Umwelt und Gesundheit immer mehr Billigfleisch für den Weltmarkt zu produzieren, löst weder die Ernährungsprobleme der Welt noch die Strukturprobleme in Brandenburg“, sagte Grünen-Fraktionschef Axel Vogel. Durch die Tierfabrik würden Arbeitsplätze sowohl bei kleineren Schweinehaltern, die künftig am Markt kaum noch eine Chance haben dürften, als auch im Tourismus vernichtet. „Noch vor zwei Wochen haben Platzeck und Christoffers Lobeshymnen auf die Nachhaltigkeit gesungen, als die Uckermark im Bundeswettbewerb Nachhaltige Tourismusregionen den ersten Preis gewann“, ergänzte die Grünen-Agrarexpertin Sabine Niels. „Doch wer will schon Urlaub machen, wo Fäkalien einer Stadt mit 150 000 Einwohnern regelmäßig auf den Feldern versprüht werden“, meinte Vogel. Matthias Matern
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