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Brandenburg: Staatsoper versinkt in den Kosten
Berlin muss weitere 93 Millionen Euro für Sanierung einplanen. Grüne: Das wird Müllers BER
- Frederik Hanssen
- Ulrich Zawatka-Gerlach
Stand:
Berlin - Die Sanierung der Berliner Staatsoper wird fast 400 Millionen Euro kosten. Bei einer Besichtigung der Baustelle Unter den Linden kündigte die Senatsbaudirektorin Regula Lüscher am Mittwoch an, dass die Ausgaben zulasten des Landeshaushalts um 93 Millionen Euro steigen. Als sich die Bundesregierung und der Berliner Senat 2007 auf eine gemeinsame Finanzierung einigten, lagen die geschätzten Sanierungskosten noch bei 239 Millionen Euro. Davon übernimmt der Bund einen Festbetrag von 200 Millionen Euro. Den Rest muss das Land zahlen.
Bis Mai 2014 stieg die Kostenprognose schrittweise auf 296 Millionen Euro, jetzt werden weitere 93 Millionen Euro draufgeschlagen. Außerdem kann die Oper erst im Herbst 2017 eröffnet werden, vier Jahre später als geplant. Damit habe sich der künftige Regierungschef und Kultursenator Michael Müller (SPD), bisher zuständig für die Baupolitik, „selbst seinen Mini-BER geschaffen“, kritisierten die Grünen. Also ein Flughafen-Problem, wenn auch nicht so groß wie in Schönefeld. Die Grünen-Fraktionschefin Antje Kapek geht davon aus, dass die jetzt erreichten 400 Millionen Euro „auch nur ein Zwischenstand sind“. Der Senat müsse endlich einen verbindlichen Zeit- und Kostenplan aufstellen.
Die Haushaltsexperten der rot-schwarzen Koalition zuckten am Mittwoch erst einmal mit den Schultern. Seit drei Wochen gab es intern Gerüchte über die neuen Zahlen, aber die Abgeordneten warten noch auf einen schriftlichen Bericht der Stadtentwicklungsbehörde. Also auf eine nachvollziehbare Begründung, warum die Kosten in den Opernhimmel steigen. Bisher war von unvorhersehbaren Bauproblemen auf sumpfigem, stadthistorischem Boden die Rede. Zeitliche Verzögerungen und „Bedarfsanpassungen“ wurden ebenfalls als kostensteigernd angeführt. Außerdem meldete ein Ingenieurbüro, zuständig für Planung und Bauleitung, Insolvenz an. Vorher schon stieg eine Projektsteuerungsfirma aus der Sanierung der Staatsoper aus. Das Gebäude wurde von 1741 bis 1743 nach Plänen von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff im Stil des Palladianismus errichtet.
Es müsse dringend nachgesteuert werden, forderte der Pirat Martin Delius, Vorsitzender des parlamentarischen Untersuchungsausschusses zum Flughafen BER. Nur so ließe sich Schlimmeres verhindern. Das Parlament müsse klären, ob die Opernsanierung zusätzliche Ressourcen für Planung, Kostenkontrolle und Bauüberwachung brauche. Offenbar sei das Projekt „strukturell überlastet“. Auch der SPD-Fraktionsgeschäftsführer Torsten Schneider kündigte an: „Wir werden uns das im Hauptausschuss des Parlaments sehr genau ansehen und erwarten eine gründliche Berichterstattung.“
Die Staatsoper ist in Berlin nicht die einzige Großinvestition, deren Kosten aus dem Ruder laufen. Der Flughafen BER ist das prominenteste Beispiel. Das Internationale Congress Centrum (ICC) ist nur noch mithilfe privater Investoren zu retten und der Neubau einer Landesbibliothek auf dem Tempelhofer Feld wurde nicht nur wegen des Volksentscheids gestoppt, sondern auch wegen horrender Kosten. Die Sanierung der Komischen Oper steht noch bevor und soll 80 Millionen Euro kosten. Oder mehr.
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